09.12.2024, 10:46 Uhr
«Risikoanlagen bleiben 2025 so chancen- wie ertragreich. Wachsende Schwankungen erfordern allerdings eine selektive und breit gestreute Anlagestrategien, dabei hilft die Orientierung an Sektoren mit strukturellem...
Green Bonds verfolgten schon immer sinnvolle nachhaltige Ziele, wurden jedoch zunächst nur von wenigen Supranationals emittiert. Aufgrund dessen mussten sich die Anleger mit einer geringen Diversifikation zufrieden geben. Mittlerweile bietet der Markt laut Christian Jost von Zurich Invest genügend Auswahl, um auch anspruchsvolle Investoren zufriedenzustellen.
Im Jahr 2007 brachte die Europäische Investitionsbank mit ihrer Klimaschutzanleihe die weltweit erste grüne Anleihe auf den Markt. Das Angebot an Anleihen blieb auch in den darauf folgenden Jahren zunächst gering, steigerte sich jedoch kontinuierlich. 2014 wurde mit den Green-Bond-Principles ein Rahmenwerk für grüne Anleihen ins Leben gerufen.
"Auch wenn der Green-Bond-Markt im Verhältnis zum Gesamtanleihenmarkt nach wie vor klein ist, wurden bis und mit heute grüne Anleihen im Volumen von beachtlichen 1.3 Bio. USD emittiert, was einen ernstzunehmenden Marktbereich darstellt", sagt Christian Jost, Senior Analyst bei der Zurich Invest. Green Bonds hätten sich zudem als geeignete Finanzierungsquelle für nachhaltige Projekte etabliert, unter anderem auch für Staaten zur Umsetzung der geplanten Klimaziele. "Für die kommenden Jahre ist daher mit einem anhaltenden Wachstum der Green Bonds zu rechnen", erwartet Jost.
Ein berechtigter Kritikpunkt war laut dem Analysten in der Vergangenheit sicherlich die mangelnde Diversifikation. Ursprünglich waren es vor allem überstaatliche Organisationen, welche grüne Anleihen emittierten. Die Anzahl von Unternehmen, die Green Bonds herausgeben, habe seit 2016 jedoch signifikant zugenommen – mittlerweile beträgt der Anteil von Unternehmensanleihen über 40%. Auch die Anzahl der Investment-Grade-Titel in einer Benchmark sei in den letzten fünf Jahren von 117 auf 702 (vgl Grafik) angestiegen, was automatisch zu einer breiteren Diversifikation für Anleger führe.
"Viele Investoren stehen vor grossen Herausforderungen, ihre Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umzusetzen", sagt Jost. Einerseits sei der Einsatz komplexer Finanzinstrumente unerwünscht, andererseits müsse der generierte positive Impact sichergestellt und quantifizierbar sein. "Da Green Bonds reguläre Anleihen darstellen, die jedoch mit einem klaren Impact-Ziel im Bereich Umwelt verbunden sind, eignen sie sich hierfür optimal. Investoren erfahren beispielsweise, wieviel CO2 mit einer Investition kompensiert werden konnte", erklärt er.
Investoren profitierten auch bei der Kreditqualität von Green Bonds: Ein Grossteil der Benchmarks regulärer Anleihen wird nach ausstehenden Schulden gewichtet. Je grösser also die Schulden eines Unternehmens sind, desto mehr Gewicht erhält das Unternehmen im Index. Green-Bond-Indizes basieren jedoch auf der Anzahl emittierter grüner Anleihen, was keine direkte Verbindung mit der Schuldenlast hat. So erstaunt es nach Meinung des Experten nicht, dass reguläre Indizes von Unternehmensanleihen heutzutage einen Überhang an BBB-Schuldnern haben, also Schuldner mittlerer Bonität, während Green Bonds eine faire Rating-Verteilung aufweisen (vgl. Grafik).
"Wir alle sind auf eine intakte Umwelt als unsere Lebensgrundlage angewiesen. Auch an den Börsen hat sich diese Erkenntnis inzwischen durchgesetzt: Unternehmen, welche die Nachhaltigkeitskriterien vernachlässigten, wurden in der Vergangenheit von den Finanzmärkten abgestraft. Dies wirkte sich für Investoren negativ auf die Performance aus. Mit Green Bonds investiert man tendenziell in Emittenten, welche im Bereich Umwelt eine Pionierrolle einnehmen und dadurch dieses 'Abstrafungs-Risiko' reduzieren", betont Jost.
Die Green-Bond-Principles der International Capital Market Association haben die Vereinheitlichung der Emission von Green Bonds massgeblich geprägt. Mit den CBI Climate Bond Standards und den geplanten Europäischen Green Bond Standards (EU-GBS) kommen zusätzliche Anforderungen an die Green-Bond-Emittenten hinzu. Die heutigen Standards sind allerdings rechtlich nicht bindend.
"Trotzdem halten sich fast alle Emittenten daran. Das viel beschworene 'Greenwashing' ist zum Glück ein eher seltenes Phänomen innerhalb des Green-Bond-Marktes. Dafür lassen sich drei Gründe anführen: Erstens legen gewisse Benchmarks bereits Grobkriterien wie z.B. die Ausrichtung nach den Green-Bond-Principles oder den CBI Climate Bond Standards fest. Zweitens strebt die grosse Mehrheit der Emittenten heute eine sogenannte Second Opinion an. Und drittens fürchten sich die Emittenten davor, vom Markt als "Greenwasher" deklariert zu werden. Schliesslich handelt es sich bei der Mehrheit der Käufer um aktive Investoren, die ihre Projekte sorgfältig durchleuchten und überwachen", erläutert der Senior Analyst der Zurich Invest und fügt an: "Trotz der bereits hohen, selbstregulierenden Standards führt aus unserer Sicht kein Weg an aktivem Management mit zusätzlicher Green-Bond-Analyse und Engagement-Prozess vorbei, um die Nachhaltigkeit eines Portfolios sicherzustellen. Die Zürich Invest AG verfolgt diesen aktiven Überwachungsansatz."
Die meisten Investoren führen Anleihen bereits in ihrer Vermögensallokation als Anlageklasse. Green Bonds seien daher eine einfache und transparente Möglichkeit, mehr Nachhaltigkeit in ein Gesamtportfolio zu bringen und dabei den erreichten Impact, die CO2-Reduktion, zu messen. Der Markt bringe mittlerweile alle erforderlichen Eigenschaften mit, um eine erste, diversifizierte Allokation umzusetzen. "Unsere Empfehlung lautet jedoch, Green Bonds nicht als Substitut für das gesamte Anleihen-Portfolio zu wählen, sondern die Allokation über die nächsten Jahre parallel zum Wachstum des Marktes kontinuierlich auszubauen. Um die Nachhaltigkeit von Green Bonds sicherzustellen, ist ein aktiver Asset Manager unabdingbar", betont Jost.