23.12.2024, 08:37 Uhr
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In nur einem Jahrzehnt haben Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine bemerkenswerte Entwicklung zurückgelegt und sind zu einer wertvollen Renditequelle geworden. Victoria Harling von Ninety One rät Anlegerinnen und Anlegern, Trends und bestimmte Regionen im Auge zu behalten.
Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Market Corporate Bonds) sind eine relativ neue Anlageklasse. "Ihr schnelles Wachstum hat sie zu einem wertvollen und unverzichtbaren Teil der Portfolioallokation gemacht", meint Victoria Harling, Head of Emerging Market Corporate Debt bei Ninety One. In den letzten zehn Jahren sei der Markt zudem wesentlich diversifizierter geworden – er biete Anlegerinnen und Anlegern nun Zugang zu einer breiten Palette von Investitionsmöglichkeiten, die sich über eine Reihe von Sektoren erstrecken und so unterschiedliche Regionen wie Lateinamerika und den Nahen Osten abdecken. Asien mache inzwischen die Hälfte des Gesamtmarktes von Emerging Market Corporate Debt aus, was zum starken Wachstum des Investment-Grade-Teils des Marktes wesentlich beigetragen habe. Damit haben Anleger eine grosse Auswahl über das gesamte Bonitätsspektrum hinweg, je nach Risikobereitschaft.
Schwellenländeranleihen bieten generell die Möglichkeit, attraktive Renditen zu erwirtschaften, ohne ein übermässiges zusätzliches Risiko einzugehen. Dabei können Investoren von den Wachstumsaussichten wichtiger globaler Unternehmen profitieren. Oft sei es jedoch so, dass Bedenken in Bezug auf einzelne länderspezifische Rahmenbedingungen die ansonsten soliden Fundamentaldaten der Unternehmen überschatten. Die Renditen seien daher oft höher im Vergleich zu Anleihen aus entwickelten Märkten mit ähnlicher Kreditqualität. "Wir bezeichnen das als 'Post-Code-Premium'. Damit ist ein attraktives Risiko-Ertragsprofil gemeint, das sich Anlegern bietet, die bereit und in der Lage sind, die Fundamentaldaten der emittierenden Unternehmen sorgfältig zu analysieren", erklärt Harling.
Daher sei es nicht überraschend, dass die Nachfrage nach Schwellenländeranleihen als Ergänzung zu Anleihen aus entwickelten Ländern in den letzten Jahren gestiegen sei. Investorinnen und Investoren möchten von den höheren Spreads und dem besseren Risiko-Rendite-Profil profitieren, das diese im Vergleich zu den hiesigen Corporate Bonds mit vergleichbarer Kreditqualität bieten können.
Unternehmen in Schwellenländern verfügen in der Regel über globale Investoren und Kunden, was zu diversifizierteren Einnahmequellen führe als bei jenen ihrer Kollegen aus entwickelten Märkten. Viele dieser Firmen seien auf der ganzen Welt tätig und in ihrem Sektor führend. Da Schwellenländer bereits so manche volatilen Zeiten erlebt haben, neigen deren Unternehmen häufig dazu, an einer vorbestimmten Strategie festzuhalten, Barmittel für schlechtere Tage beiseitezustellen und nicht zu viele Schulden auf sich zu nehmen. Aus diesem Grund haben sie oft einen geringeren Verschuldungsgrad als ihre Konkurrenten aus entwickelten Ländern mit demselben Kreditrating. Das verschaffe ihnen eine solide Basis für schwierige Phasen, wie der weltweite Abschwung im letzten Jahr aufgrund von Covid-19 gezeigt habe.
Da sich die Volkswirtschaften nun langsam von der Pandemie erholen, können Unternehmen aus Schwellenländern stark vom globalen Aufschwung profitieren. "Es wird jedoch Gewinner und Verlierer geben, sodass ein äusserst selektiver Investitionsansatz entscheidend ist", betont Harling. Trotzdem müssen Anlegerinnen und Anleger wegen der inhärenten Unsicherheit der Pandemie flexibel bleiben.
Die auf Rohstoffe fokussierten Märkte in Lateinamerika dürften gut abschneiden, wenn sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzt. Asien – angeführt von China – werde voraussichtlich ebenfalls weiter widerstandsfähig bleiben. Zudem überzeugen einige risikobereinigte Bewertungen in Märkten wie Argentinien und der Türkei. Dort waren die länderspezifischen Rahmenbedingungen – und nicht die Fundamentaldaten der Unternehmen – die Haupttreiber für die Preise der Unternehmensanleihen, was zu der bereits erwähnten "Post-Code-Prämie" führte.
Wichtige Trends werden die Anlageklasse zusätzlich stark beeinflussen. So werde die wachsende, konsumfreudige Mittelschicht Chinas das globale wirtschaftliche Zentrum nach Osten ziehen. Investorinnen und Investoren benötigen lokales Fachwissen, um sich in der Vielfalt von Möglichkeiten zurechtzufinden. Darüber hinaus werden technologische Umwälzungen in verschiedenen Bereichen traditionelle Industrien herausfordern und neue Produkte hervorbringen. Es ist ratsam, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, um Chancen zu erkennen, bevor es der Rest des Marktes tut, so Harling.
Ein weiterer wichtiger Trend sei der Klimawandel, der zu globalen Anpassungen der Produktions- und Konsumbranchen führe. Dadurch entstehen Übergangsrisiken für einige Branchen, aber auch Chancen für andere Sektoren. "Für einen Investor wird ein tiefes Verständnis der Risiken und Chancen auf individueller Branchenebene entscheidend sein", meint Harling abschliessend.