23.12.2024, 08:37 Uhr
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Die Aufnahme von Emittenten aus China und dem Golf-Kooperationsrat in globale Indizes könnte laut Rodica Glavan von Insight Investment weitreichende Folgen haben, denn sie lässt erkennen, dass die Wahrnehmung hinsichtlich aufstrebender und entwickelter Länder verschwimmt.
Seit China im Jahr 2001 der WTO beigetreten ist, hat sich der Beitrag des globalen BIP von den entwickelten Industriestaaten deutlich zu den Schwellenländern verschoben. So ist der Anteil der Schwellenländer nominell von 20% auf 45% auf US-Dollar-Basis gestiegen: ausgedrückt in Kaufkraftparitäten von 45% auf 60%.
Diese Verschiebung zeigt sich deutlich in der Veränderung des Welthandelsgefüges. Während vor zwei Jahrzehnten der Grossteil des internationalen Handels auf die Wirtschaften entwickelter Länder fiel, findet er heute überwiegend zwischen entwickelten und aufstrebenden Ländern statt, wobei China, Indien und Ostasien einen Grossteil dieser Verschiebung ausmachen. Schwellenländer sind laut Rodica Glavan, Co-Lead Manager des BNY Mellon Emerging Markets Corporate Debt Fund, nicht mehr peripherere Akteure im Welthandel, sondern zu einem Motor der globalen Wirtschaftstätigkeit geworden.
Dieser Wandel lässt sich unter anderem auf den Anleihemärkten in den Schwellenländern beobachten, die gegenüber 2% im Jahr 2000 heute 25% der ausstehenden globalen Anleihen ausmachen. Noch ist der Zugang zu den Schuldtiteln in den Schwellenländern begrenzt und in globalen Anleihenindizes unterrepräsentiert (der Emerging Market Anteil am Bloomberg Barclays Global Aggregate Index macht nur 7% aus).
Dies ändert sich jedoch nach Rodica Glavans Beobachtung zunehmend. China beispielsweise, der mit 13 Billionen US-Dollar an lokal ausstehenden Anleihen mit Abstand grösste Emittent von Schwellenländer-Anleihen (zweitgrösster global nach den USA), war für internationale Investoren bisher nicht zugänglich und fehlte innerhalb der wichtigen globalen Anleihen-Benchmarks. Im April wurden schliesslich auf Renminbi lautende chinesische Anleihen in den Bloomberg Barclays Global Aggregated Index aufgenommen, dem weltweit Vermögenwerte mit einem Gesamtvolumen von insgesamt über 2 Billionen US-Dollar als Referenzindex folgen. "Chinas Anleihemärkte, wie die der Schwellenländer im weiteren Sinne, sind viel zu gross geworden, als dass globale Investoren sie ignorieren könnten und beginnen nun, sich in den globalen Fixed-Income-Mainstream zu verwandeln", stellt Glavan fest.
Diese Entwicklung betrifft jedoch nicht nur Staatsanleihen, da auch Unternehmensschuldner der Schwellenländer zunehmend in den globalen Kreditmarkt vordringen. So hat sich der gesamte Unternehmensanleihebestand in Hartwährung seit 2009 auf 2,3 Billionen US-Dollar mehr als vervierfacht und liegt nun doppelt so hoch wie der US-Markt für Hochzinsanleihen. Schon heute gibt es zahlreiche Beispiele für Unternehmen aus Schwellenländern, die zu den grössten globalen Playern in ihren jeweiligen Branchen gehören, wie der brasilianische Fleischproduzent JBS. Nach Schätzungen von McKinsey sollen bis 2025 fast die Hälfte der Fortune Global 500-Unternehmen in Schwellenländer ansässig sein, verglichen mit nur 24 im Jahr 2020.
"Eine langanhaltende Periode mit höheren Wachstumsraten hat die wirtschaftliche Kluft zu den Industrieländern verringert. Viele Unternehmen aus aufstrebenden Ländern sind zu wichtigen Akteuren auf der Weltbühne und für historisch führende Gesellschaften in Industrieländern gleichermassen zu Peers als auch Herausforderern geworden", resümiert die Expertin von Insight Investment. "In der Zwischenzeit haben die fortschreitende Entwicklung und Lockerung der Kapitalmärkte von Schwellenländern sowie der zunehmende Bedeutungsverlust von Banken grosse Teile der Schwellenländer-Anleihemärkte für globale Investoren geöffnet."