21.11.2024, 10:45 Uhr
In seinem wirtschaftlichen Ausblick für 2025 prognostiziert Robeco ein weiteres schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft. Die US-Wirtschaft zeige sich trotz einer Abkühlung des Verbrauchs weiterhin...
Die Risikoanlagen sind in den letzten Wochen gestiegen. Ist jetzt der Zeitpunkt, um wieder ein Übergewicht an Aktien aufzubauen? «Nein», sagt Shamik Dhar, Chefökonom von BNY Mellon Investment Management in seinem jüngsten Marktausblick.
Obwohl die Inflation in den letzten Monaten schneller als erwartet gesunken ist, bleibt die Kerninflation in allen grossen Volkswirtschaften «besorgniserregend hoch». Eine Erholungsphase könnte noch etwas verfrüht sein. Die Wirtschaft müsste noch weiter stagnieren, bevor sich die Inflation in Richtung Zielwert bewegen kann. «Dennoch ist eine ‘sanfte Landung’ an den Aktienmärkten möglich und es lohnt sich zu verstehen, unter welchen Umständen sie eintreten könnte», schreibt der Chefökonom von BNY Mellon Investment Management.
Für eine «sanfte Landung» müsste vieles richtig laufen. Aus diesem Grund schreibt BNY Mellon Investment Management diesem Szenario lediglich eine Wahrscheinlichkeit von 30% zu. Erstens müsste die Inflation weiter sinken, vor allem bei Komponenten wie dem Wohnungsbau und den Kerndienstleistungen. Zweitens müsste sich der US-Arbeitsmarkt ausreichend abschwächen, um die Lohninflation in Schach zu halten, aber nicht so stark, dass die Arbeitslosigkeit über 5% steigt.
Drittens müssten die Haushalte den Druck auf das Realeinkommen weiterhin abfedern. Dafür müssten sie auf das während der Pandemie angehäufte Vermögen zurückgreifen, was die Sparquote der Haushalte noch weiter sinken liesse. Und schliesslich müsste die Fed das alles bald erkennen, das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen und sich auf einen niedrigeren Endzinssatz im Bereich von 4,5 bis 5% zubewegen. Das alles könnte eintreten, doch es scheint noch eher unwahrscheinlich.
Deshalb bleibt das Basisszenario von BNY Mellon Investment Management mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% die «globale Rezession». In diesem Szenario bleibt die Inflation hartnäckig in den Industrieländern – ausgelöst durch eine Lohn-Preis-Spirale in den USA und einen anhaltenden Preisdruck in Europa. Die Fed reagiert aggressiv und die EZB schwenkt ebenfalls in diese Richtung. Die Verschärfung der finanziellen Bedingungen dürften in Europa im ersten Halbjahr 2023 zu einem beträchtlichen Abschwung führen, gefolgt von den USA ein oder zwei Quartale später.
Chinas Ausstieg aus der Zero-Covid-Politik erweist sich als zweitrangig in diesem Szenario. Der Stop-Go-Ansatz bei den Lockdowns schadet aber dem Vertrauen, beeinträchtigt die Wirksamkeit der Politik und führt zu einem Abwürgen der Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit in den USA dürfte auf etwa 7% steigen – viel höher als derzeit vom Markt oder von der Fed erwartet.
Das führt schliesslich dazu, dass die Inflation ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 schneller sinkt. In diesem Szenario führen höhere langfristige Zinssätze zu einer Verschärfung der globalen Finanzbedingungen und lösen eine globale Rezession aus, die die Unternehmensgewinne und Risikoaktiva in der ersten Hälfte des Jahres 2023 beeinträchtigt.
Die Faktoren, welche die US-Aktienmärkte im Jahr 2022 stark belastet haben, werden sich Anfang 2023 wahrscheinlich nicht wesentlich abschwächen. Die schwierigen Aussichten werden wahrscheinlich bestehen bleiben. Insgesamt dürften internationale Aktien aus Industrieländern aber schlechter abschneiden. Obwohl US-Aktien anderen Regionen vorgezogen werden, bleibt das Engagement auf absoluter Basis negativ – trotz der 30%-Wahrscheinlichkeit einer «sanften Landung».