Rückenwind für grünen Wasserstoff

Grüner Wasserstoff eignet sich besonders für Lkws, die für mittlere bis lange Strecken eingesetzt werden. (Bild: Kirch/Shutterstock.com)
Grüner Wasserstoff eignet sich besonders für Lkws, die für mittlere bis lange Strecken eingesetzt werden. (Bild: Kirch/Shutterstock.com)

Wasserstoff wird zum Gamechanger im Transportgeschäft. Davon ist Frank Goguen von BNY Mellon Investment Management überzeugt, denn auch die Politik setzt mittlerweile auf den Energieträger.

24.06.2021, 13:43 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: maw

Wasserstoff werde künftig eine entscheidende Rolle als Energieträger für die Mobilitätsindustrie spielen. Das gelte speziell für Lkws, Busse und Züge – zum Teil werden sie bereits mit Wasserstoff angetrieben oder die Technologie dafür befindet sich im Entwicklungsstadium. "Die Bedingungen dafür sind sehr gut: Die steigende Akzeptanz, sinkende Preise und zunehmende Innovationen treiben die Entwicklung von Wasserstoffantrieben an", sagt Frank Goguen, Co-Portfoliomanager des BNY Mellon Mobility Innovation Fund.

Die derzeit grösste Herausforderung sei die noch mangelnde Infrastruktur sowie die höheren Kosten für die Herstellung von grünem Wasserstoff im Vergleich zu anderen Energieträgern. Wasserstoff werde heute noch häufig aus fossilen Energiequellen wie Erdgas und Diesel hergestellt. Grüner Wasserstoff ist kostspieliger, da er durch erneuerbare Energiequellen wie Wind, Wasser und Sonne erzeugt wird. "Sobald jedoch die Infrastruktur ausgebaut ist und die Gesamtnachfrage steigt, sollten die Kosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau sinken", ist Goguen überzeugt.

Grünes Licht von der Politik

Die politischen Rahmenbedingungen stehen jedenfalls schon einmal auf Grün: Der Haupttreiber für grünen Wasserstoff sei das weltweite Ziel, die Kohlenstoff-Emissionen auf Netto-Null zu drücken. Die Europäische Union liege hier weit vorne: Der European Green Deal sieht ein Investitionsvolumen von 470 Milliarden Euro rund um den grünen Wasserstoff bis 2050 vor. Die Mittel werden in drei Bereiche fliessen. Erstens in die Steigerung der Produktion von grünem Wasserstoff auf zehn Millionen Tonnen bis 2030. Zweitens in die Erhöhung der Elektrolyseur-Produktionskapazität auf sechs Gigawatt (GW) bis 2024 und auf 40 GW bis 2030. Und letztlich in die Schaffung eines Marktes für erneuerbaren Wasserstoff auf Euro-Basis.

China will bis 2030 eine Million wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auf die Strasse bringen, statt wie bisher nur 5’000. Ebenso will das Land bis 2050 zehn Prozent seiner Energie aus Wasserstoff gewinnen. In den USA zeige sich ein etwas anderes Bild. "Zwar gibt es noch keinen landesweiten Wasserstoffplan, aber wir erwarten, dass die Biden-Administration bald einen solchen entwickeln wird", so Goguen. Das US-Energieministerium schätzt, dass die Wasserstoffwirtschaft bis 2050 jährlich 750 Mrd. USD einbringen und allein in den USA über drei Millionen Arbeitsplätze schaffen könnte. Kalifornien setzte sich zum Ziel bis 2030 1'000 Wasserstoffstationen zu installieren und eine Million Fahrzeuge auf den Strassen zu haben, die zu 100% mit grünem Wasserstoff fahren.

Wasserstoff für Langstrecken-Lkws

Während batteriebetriebene Elektroautos bei Personenwagen zum neuen Standard werden, eigne sich Wasserstoff besser für grössere Nutzfahrzeuge. Ein Vorteil von Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen (FCEVs), die mit Wasserstoff betrieben werden, liege in den schnelleren Betankungszeiten, was zu weniger Unterbrechungen der Fahrtroute führt. Obwohl die Kosten für FCEV-LKWs heute etwa dreimal so teuer sind wie ihre Diesel-Pendants, könnten sie laut des Hydrogen Councils bis 2030 auf das 1,2-fache von Diesel sinken.

Ein weiterer Vorteil von FCEVs im Vergleich zu batteriebetriebenen Lkws sei das leichtere Antriebsstrangsystem. Damit könne mehr Ladung transportiert werden. Das schwere Batteriesystem könne sich auf die Nutzlastkapazität eines Lkw auswirken, was letztlich negative wirtschaftliche Auswirkungen für die Speditionsunternehmen haben könnte.

Grüner Wasserstoff eigne sich besonders für Lkws, die für mittlere bis lange Strecken eingesetzt werden. Weiter könne man ein substanzielles Wachstumspotenzial bei Bussen und Zügen ausmachen, da sie festgelegte Strecken zurücklegen, auf denen die Betankungsinfrastruktur leicht zugänglich aufgebaut werden könne.

"Wasserstoff gewinnt im Transportwesen sukzessive an Bedeutung. Es gibt aber heute schon eine Vielzahl von weiteren Anwendungsbereichen", sagt Fank Goguen. Derzeit werde Wasserstoff als chemischer Rohstoff in Branchen wie der Ölraffination und der Herstellung von Ammoniak, Methanol, Stahl und Zement sowie in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie eingesetzt. "Diese Industrien werden Wasserstoff weiterhin als Rohstoff verwenden, während neuere Branchen wie der Mobilitätssektor ihn als Energiequelle nutzen werden", meint der Experte abschliessend.

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