04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
«Die Investoren bleiben dem Ziel von netto null CO2-Emissionen treu. Schwieriger ist allerdings die Umsetzung der Dekarbonisierung», schreibt Lucian Peppelenbos, Climate & Biodiversity Strategist, zum Global Climate Survey 2023 von Robeco.
Fast die Hälfte der Investoren treibt ihre Netto-Null-Bestrebungen in der einen oder anderen Weise voran. Insgesamt sind es 48 Prozent gegenüber 45 Prozent in der Umfrage von 2022, heisst es in einer Mitteilung der Bank. Die Zahl der Investoren, die bereits zugesagt haben, ihr verwaltetes Vermögen bis 2050 CO2-neutral zu machen, ist leicht von 27 Prozent auf 25 Prozent gefallen. Dagegen erhöhte sich der Anteil derer, die derzeit im Begriff sind, solche Zusagen abzugeben, von 18 Prozent auf 23 Prozent.
Der grösste Anteil entfällt auf die noch Unentschlossenen. So prüfen derzeit 35 Prozent der Investoren, wie sich eine Netto-Null-Zusage auf ihre Portfolios auswirken würde und ob sie für sie darstellbar ist. Dies ergab sich aus der dritten jährlichen Umfrage unter 300 Investoren aus dem gesamten Investmentspektrum – von Asset-Managern und Asset-Ownern bis hin zu Pensionsfonds, Versicherern und Banken.
Die Notwendigkeit der Erreichung des Netto-Null-Ziels ergibt sich aus dem Pariser Klimaabkommens. Dieses zielt darauf ab, den Anstieg der globalen Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad Celsius über vorindustriellen Niveaus zu begrenzen. Zu diesem Zweck muss die Welt bis 2050 CO2-neutral werden, hauptsächlich durch Senkung von Emissionen.
Die Net Zero Asset Managers Initiative wurde 2020 von globalen Investoren, darunter Robeco, unterzeichnet. Sie haben sich im Rahmen des Net Zero Carbon Pledge dazu verpflichtet, ihr gesamtes verwaltetes Vermögen bis zur Mitte des Jahrhunderts zu dekarbonisieren. Bislang ist Europa führend, was diese Zusage angeht. So haben sich dort 37 Prozent der Investoren zum Netto-Null-Ziel bekannt. In der asiatisch-pazifischen Region sind es dagegen 20 Prozent und in Nordamerika 19 Prozent.
An der Spitze der Investoren stehen dabei die Versicherer. Von ihnen haben 39 Prozent eine entsprechende Zusage abgegeben, nicht zuletzt da der Versicherungssektor zu den Bereichen gehört, die im Hinblick auf den Klimawandel am anfälligsten sind. Im Vergleich dazu sind es 28 Prozent bei institutionellen Anlegern und 19 Prozent bei Wholesale-Anbietern.
Die Emissionssenkung ist weiterhin entscheidend für die Dekarbonisierung und erstreckt sich auf drei Emissionsformen. Scope 1-Emissionen werden von einem Unternehmen selbst erzeugt, während Scope 2-Emissionen aus der Energie resultieren, die zur Herstellung eines Produkts eingesetzt wird. Die Scope 3-Emissionen sind am schwierigsten zu quantifizieren. Sie ergeben sich nämlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus eines Produkts hinweg. Im Falle eines Automobils beispielsweise können diese über Jahrzehnte anfallen.
Die Umfrage ergab, dass 55 Prozent der Investoren ein allgemeines Verständnis der wichtigsten Auswirkungen ihrer Portfolios auf die Emissionen entwickelt haben. Unterdessen haben 42 Prozent den CO2-Fussabdruck anhand von Daten zu ihren Scope-1- und Scope-2-Emissionen tatsächlich berechnet. Nur 20 Prozent allerdings ermitteln auch die Scope 3-Emissionen. Dieser Wert könnte sich erhöhen, da das International Sustainability Standards Board (ISSB) Pläne bekanntgegeben hat, im weiteren Verlauf des Jahres 2023 Angaben zu den Scope 3-Emissionen verpflichtend zu machen.
Ebenfalls von zentraler Bedeutung beim Wandel ist das Ausgangsniveau – Unternehmen, die derzeit hohe Emissionen aufweisen, sich aber gegenwärtig um die Dekarbonisierung bemühen. Nur 27 Prozent gaben an, dass sie einen Überblick in Bezug auf den künftigen Emissionspfad der Unternehmen, in denen sie investiert sind, gewonnen haben. Dies ist entscheidend dafür zu verstehen, welche Firmen glaubwürdige Anstrengungen in punkto Wandel unternehmen. Unternehmen, die diesbezüglich im Rückstand sind, lassen sich häufig als Kandidat für einen Dialog identifizieren.
Während die Einsatzbereitschaft für das Netto-Null-Ziel zunimmt, erweist sich die tatsächliche Umsetzung als schwieriger. Das ist teilweise auf die Probleme bei der Berechnung von Emissionen zurückzuführen. Um das Netto-Null-Ziele zu erreichen, ist auf Portfolioebene eine Dekarbonisierung um rund 7 Prozent pro Jahr ab heute bis 2050 erforderlich. Das wiederum verlangt die Festlegung von Zielen für die Unternehmen im Portfolio, man kann sich also nicht einfach auf eine rasche Lösung durch eine Desinvestition stützen.
Etwa 53 Prozent der Investoren gaben an, dass sie Ziele zur CO2-Reduzierung auf Assetklassen-Ebene festgelegt haben, also beispielsweise bei einem Aktienprodukt. Jedoch haben nur 29 Prozent derer, die Netto-Null-Zusagen abgegeben haben, auch Zwischenziele zum Beispiel über einen 5-Jahres-Zeitraum bestimmt. Und nur 13 Prozent haben Ziele auf Emittentenebene festgelegt, die den Fokus auf die Unternehmen selbst legen.
Das verfolgen des Netto-Null-Ziels hat Auswirkungen auf die Portfoliopositionen. Das gilt vor allem für die zunehmende Nachfrage nach Anlagestrategien mit geringem CO2-Fussabdruck. Etwa 25 Prozent der Investoren sagten, dass sie ihre Anlagen in Investmentprodukten mit gezielter Ausrichtung auf Klimalösungen wahrscheinlich ausbauen werden. 11 Prozent haben dies bereits getan. Eine ähnliche Zahl gab an, dass sie ihre Investments in Strategien mit CO2-armem Ansatz erhöhen werden.
In beiden Fällen sind europäische Investoren führend – 40 Prozent streben Klimalösungen und 49 Prozent CO2-arme Ansätze an – damit liegen sie vor Investoren aus der asiatisch-pazifischen Region und Nordamerika. Das bedeutet, dass grosse Kapitalvolumina um begrenzte Anlagechance konkurrieren könnten, bis das Angebot an klimaorientierten Anlagen grösser wird.