23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Ende September entscheidet die deutsche Wählerschaft über ein neues Parlament. Noch kann das Ergebnis in jegliche Richtung gehen. Thomas Heller von der Schwyzer Kantonalbank glaubt aber nicht, dass die Wahlen die Märkte spürbar bewegen wird.
Angela Merkels Regentschaft neigt sich nach 16 Jahren dem Ende zu. In dieser Zeit hat Deutschland seine gute Position im globalen Wettbewerbsfähigkeits-Ranking gehalten, hat sich der Leistungsbilanzüberschuss um die Hälfte erhöht (für einige nicht nur positiv) und ist die Wirtschaft klar stärker gewachsen als etwa diejenige von Frankreich, Grossbritannien oder der Eurozone als Ganzes.
"Zudem hat der deutsche Leitindex Dax deutlich mehr zugelegt als beispielsweise der französische CAC 40, der britische FTSE 100 oder der Stoxx Europe 600", sagt Thomas Heller, CIO und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank. Aller Kritik und Unkenrufe zum Trotz falle die ökonomische Bilanz im Quervergleich nicht schlecht aus.
Am 26. September wählt Deutschland ein neues Parlament, eine Wahl unter speziellen Vorzeichen. Zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik 1949 bewerben sich nicht zwei, sondern drei Personen für das Kanzleramt. Zudem werde der Wähleranteil der stimmenstärksten Partei so tief ausfallen wie noch nie und der Vorsprung dürfte äusserst gering sein.
Den bisherigen Tiefstwert für die stärkste Partei hält die CDU/CSU mit 32,9% der Stimmen 2017. Das ZDF-Politbarometer sah Ende August die CDU/CSU und die SPD mit jeweils 22% knapp vor den Grünen mit 20%. "Das heisst, dass mit ziemlicher Sicherheit eine Zweiparteien-Koalition nicht ausreichen wird, um eine Mehrheitsregierung zu bilden, sondern sich – wie zuletzt in den 1950er-Jahren – drei Parteien finden müssen", so Heller.
Die Wahl ist richtungsweisend: Von der Regierungszusammensetzung hänge ab, ob und für wen es zu höheren oder tieferen Steuern komme, wie streng die Budgetdisziplin sein werde, ob sich die EU in Richtung Fiskalunion entwickeln könnte, wie rasch der ökologische Umbau erfolge, usw. usf.
"Welche Konstellation letztlich zustande kommt, ist derzeit völlig offen. Sehr wahrscheinlich scheint einzig eine Regierungsbeteiligung der Grünen zu sein, was mehr öffentliche Ausgaben zur Folge haben würde", vermutet der CIO. Etwas ausgeprägter in einer Koalition mit der SPD, etwas weniger mit der CDU/CSU.
Die Märkte würden vermutlich wenig bis gar nicht reagieren – sofern es nicht noch überraschend zu Verschiebungen der Kräfteverhältnisse komme, die beispielsweise eine starke Rolle der Linken wahrscheinlich machten. "Die wochen- oder gar monatelange Ungewissheit bezüglich der Kanzlerfrage, der Regierungszusammensetzung und der konkreten Inhalte im Koalitionsvertrag mag für die Märkte ärgerlich sein, wird sie aber kaum spürbar bewegen", beurteilt Heller die Lage. So spannend die Wahl und die Regierungsbildung werden, die Markreaktion dürfte "überschaubar" ausfallen.