23.12.2024, 08:37 Uhr
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Der 26. Klimagipfel in Glasgow wurde von vielen als eine der letzten Chancen der Weltgemeinschaft angesehen, sich auf Massnahmen zu einigen, mit denen der Klimawandel unter Kontrolle gebracht werden kann. Nandita Sahgal Tully von ThomasLloyd geht der Frage nach, ob die COP26-Konferenz ein Erfolg war oder nicht.
Seit rund drei Jahrzehnten versammeln die Vereinten Nationen fast alle Länder der Erde zu globalen Klimagipfeln, den so genannten COPs ("Conference of the Parties"). In dieser Zeit hat sich der Klimawandel von einem Randthema zu einem Thema von globaler Tragweite entwickelt. "Bei all den Schlagzeilen, die der 26. Gipfel in Glasgow hervorgebracht hat, sollten Teilnehmer und Beobachter seinen Erfolg an den verabschiedeten Klimazielen messen. Doch zunächst bleibt die nicht ganz einfache Aufgabe, zu definieren und zu vereinbaren, wie der Erfolg aussieht", sagt Nandita Sahgal Tully, Managing Director bei ThomasLloyd Group.
Offiziell gibt es zwei Ziele: die Begrenzung der Erwärmung "deutlich unter" 2°C und die "Fortsetzung der Bemühungen" zur Begrenzung auf 1,5°C. Ohne jegliche Massnahmen würden wir auf eine Erwärmung von 4°C oder mehr zusteuern. Angesichts der bereits eingeleiteten Massnahmen wird jedoch eine Erwärmung von knapp unter 3°C vorhergesagt, vielleicht sogar noch etwas weniger. "Nach den kürzlich aktualisierten offiziellen Zusagen kann die Erwärmung auf etwa 2,5°C begrenzt werden, wenn wir sie erfolgreich in wirksame Massnahmen umsetzen", hält die Expertin fest.
Einige könnten in diesen Zahlen ein Zeichen des Fortschritts sehen, und es werde erwartet, dass immer mehr Länder sich dazu verpflichten werden, in den kommenden Jahrzehnten Netto-Null- Emissionen zu erreichen. Doch die bisherigen Zusagen der Regierungen bleiben – selbst, wenn sie vollständig eingehalten werden – weit hinter dem zurück, was erforderlich ist, um die globalen energiebedingten Kohlendioxidemissionen bis 2050 auf null zu bringen und der Welt eine Chance zu geben, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen (IEA (2021), Net Zero by 2050, IEA, Paris). Sahgal Tully geht weiter der Frage nach, wie ausserdem der Wert und die Auswirkungen nationaler Zusagen im Hinblick auf ein globales Problem bewertet werden kann.
Im Jahr 2019 beliefen sich die weltweiten CO2-Emissionen auf knapp über 36 Mrd. Tonnen. Betrachtet man, woher diese Emissionen stammen, so ist China mit knapp über 10 Mrd. Tonnen der grösste Verursacher, gefolgt von den USA und Indien mit 5,3 Mrd. bzw. 2,6 Mrd. Tonnen. Rechnet man die gesamte asiatische Region zusammen, so ergibt sich ein Wert von 16,6 Mrd. Tonnen – fast genau die Hälfte des weltweiten Gesamtausstosses. Doch was sagen uns diese Zahlen im Hinblick auf die Prioritätensetzung bei unseren Massnahmen?
"Wir sind der Meinung, dass diese Emissionen aus einer BIP-Perspektive betrachtet werden sollten. Deshalb haben wir ein Konzept mit der Bezeichnung 'Kohlenstoffkosten des BIP' entwickelt, das darauf abzielt, die CO2-Emissionen pro Einheit der Wirtschaftsleistung zu messen. Konkret betrachten wir, wie viel CO2 für jede Bio. Dollar des BIP erzeugt wird", erklärt Sahgal Tully.
Den Schätzungen von ThomasLloyd zufolge hat Indien mit 880 Mio. Tonnen die höchsten Kohlenstoffkosten, China mit 707 Mio. Tonnen die zweithöchsten. Betrachtet man die zehn grössten Volkswirtschaften Asiens, so rangieren die Kohlenstoffkosten des BIP zwischen 880 Mio. Tonnen in Indien bis zu 338 Mio. Tonnen in Bangladesch. Der regionale Durchschnitt von 566 Mio. Tonnen ist mehr als viermal so hoch wie der Durchschnitt der vier grössten Länder in Europa. "Mit anderen Worten: Wenn wir wirklich etwas gegen die CO2-Emissionen unternehmen wollen, müssen wir in Asien ansetzen", betont die Expertin.
Die G20 schätzen, dass in nur fünf Ländern Asiens - denjenigen, in denen ThomasLloyd seine Aktivitäten ausweiten will – bis 2040 etwa 7,9 Bio. Dollar benötigt werden: rund 340 Mrd. Dollar pro Jahr (G20, Forecasting infrastructure investment needs and gaps). Die Bewältigung dieses Problems erfordert daher hohe Investitionen. Da jedoch die öffentlichen Finanzen in den letzten Jahren durch die Covid-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, muss ein Grossteil davon aus einer Kombination von privatem und öffentlichem Kapital stammen.
Ein konkretes Beispiel für die Art von öffentlichen und privaten Partnerschaften, die entwickelt werden können, um diese Finanzierungslücke und den Klimawandel anzugehen, ist laut Sahgal Tully das MOBILIST- Programm (Mobilising Institutional Capital Through Listed Product Structures) der britischen Regierung, für das der Energy Impact Trust von ThomasLloyd zusammen mit InfraCo - Helios CLEAR und der Green Guarantee Company ausgewählt wurde.
Auf der COP26 gab die britische Regierung bekannt, dass ihr Programm mit 66 Mio. Pfund aufgestockt wurde. Mit dem Geld sollen neue Produkte unterstützt werden, die den Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten verschaffen sollen, um die Infrastruktur, die Technologie und die Unternehmen zu finanzieren, die sie zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung eines nachhaltigen Wachstums benötigen. "Wir hoffen, dass dieses Programm von weiteren Regierungen auf der ganzen Welt nachgeahmt wird, um die Finanzierungslücke zu schliessen, die dem Erreichen der Netto-Null-Ziele derzeit im Wege steht", betont Sahgal Tully.
"War die COP26-Konferenz also ein Erfolg? Nun, das hängt davon ab, wen Sie fragen", so die Expertin. Der Klimapakt von Glasgow sei der erste COP-Beschluss, der ausdrücklich Massnahmen gegen fossile Brennstoffe vorsieht, indem er einen "schrittweisen Ausstieg aus der ungebremsten Kohleverbrennung" und ein "Auslaufen" der "ineffizienten" Subventionen für fossile Brennstoffe fordert. Niemand könne jedoch daran zweifeln, dass es dringend notwendig sei, zu handeln und nicht nur zu reden. Die meisten von uns würden jedoch der Einschätzung des altgedienten britischen Rundfunksprechers und Dokumentarfilmers David Attenborough zustimmen: "Wir sind schliesslich die grössten Problemlöser, die es je auf der Erde gegeben hat. Wenn wir getrennt arbeiten, sind wir stark genug, um unseren Planeten zu destabilisieren. Wenn wir zusammenarbeiten, sind wir sicherlich stark genug, um ihn zu retten."