23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Ein so spektakuläres Börsenjahr wie das zu Ende gehende kann 2022 nicht erwartet werden. Kräftig steigende Unternehmensgewinne bei sogar sinkenden Bewertungen hievten die Börsen 2021 nahe an oder auf Rekord. Mit einer geschätzten Performance von 5 bis 10% stehe aber erneut ein guter Jahrgang bevor, sagt Pictet-Chefstratege Anastassios Frangulidis.
Das zu Ende gehende Jahr war für die globale Konjunktur, die Banken und risikobehaftete Investments wie Aktien eine gute, ja hervorragende Zeit. Gemessen am Weltindex MSCI resultierte ein Kursgewinn von über 15%. Dynamisch wachsende Unternehmensgewinne gaben den Ausschlag dafür, sagt Anastassios Frangulidis, Chefstratege und Leiter gemischte Mandate Schweiz von Pictet Asset Management, am Marktausblick der Bank.
"Fast unbemerkt blieb bei dieser aussergewöhnlich kräftigen Hausse, dass die Bewertungen gesunken sind." Das sei fürs neue Aktienjahr schon mal eine gute Voraussetzung, fügt Frangulidis an.
Durchzogen sind die Aussichten für Obligationen, was mit Blick auf die Zinswende, die Anleihenbesitzer schon 2021 zugesetzt hat, niemanden erstaunt. Zwei Leitzinserhöhungen der US-Notenbanken stehen im neuen Jahr bevor, schätzt Pictet. Selbst ein geringer Zinsanstieg belaste das Klima am Obligationenmarkt.
Wohl gehen auch die Experten der Genfer Privatbank davon aus, dass sich die Inflation im neuen Jahr zurückbilden wird. "Im Frühling wird sie den Höchstwert erreichen", meint Frangulidis, "aber auf das Niveau wie vor der Pandemie wird sie nicht sinken".
Haben Lieferkettenstörungen und ein unerwartet rasch wiederaufgeflammter Konsum vor allem in den USA die Nachfrage nach Gütern und damit bei knappem Angebot die Preise hochgetrieben, richte sich die Konsumlust im neuen Jahr mehr auf die Dienstleistungen.
Auch da würden die Preise steigen, und ein gewisser latenter Inflationsdruck bleibe deshalb bestehen, obschon sich auf der Angebotsseite insgesamt die Lage beruhigen werde. Die Unternehmen würden sich der neuen Situation anpassen und Angebotslücken schliessen.
Die globale Konjunktur werde auch im neuen Jahr flott unterwegs sein, ist Frangulidis überzeugt. Für 2022 schätzt Pictet ein durchschnittliches Wachstum der Unternehmensgewinne von 16%. Das ist weniger als 2021, wo die Gewinne so kräftig gestiegen sind wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr.
Ein solcher Anstieg ist jedoch immer noch stark genug, um die Börse weiter voranzubringen, selbst wenn die Fiskal- und Geldpolitik im neuen Jahr weniger expansiv wirken wird wie in der unmittelbaren Vergangenheit. "Der Konjunktur- und Börsenzyklus ist nicht vorbei", verkündet der Pictet-Chefstratege optimistisch.
Was heisst das konkret für die Kursaussichten und den Aktienmix? Die Genfer Traditionsbank rechnet mit einer durchschnittlichen Kurssteigerung von fünf bis zehn Prozent. Wie schon 2021 kündige sich wiederum ein gutes Jahr für die Banken an, sagt Frangulidis, der Finanzwerte schon im zurückliegenden Jahr favorisierte.
Die Erwartungen haben sie nicht ganz erfüllt, was nicht heisst, dass sich das 2022 fortsetzen wird, im Gegenteil. Mit einem relativen KGV von 0,7 seien die günstigen Finanzwerte noch attraktiver geworden und gehörten wiederum zu den bevorzugten Sektoren, meint der Stratege.
Wer im neuen Jahr kein Wagnis eingehen wolle, solle "etwas von allem kaufen", rät er: Substanzaktien, Finanzen, Konsum, aber auch Qualitätstitel aus zyklischen Sektoren.
Eher sportlich orientierte Investorinnen und Investoren sollten sich noch mehr zyklischen Werten zuwenden. Und noch eine Empfehlung hat Frangulidis parat: Fremdwährungsanlagen absichern. Das Preis- und Inflationsdifferenzial der Schweiz zum Ausland spricht für einen weiterhin starken Franken.