Optimismus ist angebracht – aber bitte mit Bedacht

Guido Barthels, Fondsmanager der Ethna Funds
Guido Barthels, Fondsmanager der Ethna Funds

Der 21. Dezember 2012 ist vergangen – die Welt dreht sich immer noch. Und die Probleme, die sie vorher bewegten, sind auch nach wie vor nicht gelöst, so Guido Barthels von Ethenea.

12.02.2013, 11:31 Uhr

Redaktion: fab

Nehmen wir als Beispiel die USA, die „die Kurve (scheinbar) noch einmal gekriegt“ und die Fiskalklippe in buchstäblich letzter Sekunde umschifft haben. Ob es allerdings wirklich sinnvoll war, notwendige, wenn auch unpopuläre Massnahmen aufzuschieben, sei mal dahingestellt. Sollten die Politiker die Wähler nicht vielleicht besser mit der Wahrheit konfrontieren anstatt weiter Schulden zu machen? Eine Frage, die sich nicht nur die Amerikaner, sondern grundsätzlich alle Regierenden der westlichen Demokratien stellen sollten...

Wirtschaftswachstum
Wie dem auch sei – die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in den USA sind derzeit weiterhin positiv. Getrieben durch den Inlandskonsum, der wiederum seine Stärke aus der Entwicklung im Immobiliensegment zieht, wird Amerika einmal mehr zur Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft. Eine Wachstumskorrektur in den USA ist nicht zu verzeichnen, obwohl die besagte Fiskalklippe nur in Teilen umschifft wurde und eine fehlende Konsolidierung der Staatsfinanzen eine fatale Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA zur Folge haben könnte.

Die Eurozone wird die momentane Rezession wohl erst in der zweiten Jahreshälfte verlassen. Die Anpassungsprozesse, gerade in der sogenannten europäischen Peripherie, erfordern Zeit. Ein besonderes Risiko liegt hier auch in der Gefahr eines erneuten Aufflackerns der Eurokrise und selbstverständlich auch in der möglicherweise mangelnden Solidität des US-Wachstums.
Wichtig für Europa ist überdies die Entwicklung in China. Dessen Ökonomie ist seit jeher eng mit der Wirtschaft der exportorientierten Eurokernländer verknüpft. China selbst hat, was sein Wirtschaftswachstum betrifft, wieder die „8“ vor dem Komma erreicht, eine Tatsache, die eher psychologische denn reale Bedeutung hat. Wichtiger ist hier, wie diese Zahl zustande kommt: Über die Hälfte (54 %) des Wachstums rührt mittlerweile aus dem einheimischen Konsum. Ein Fakt, der zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines chinesischen „Boom-Bust“-Wirtschaftszyklus immer geringer und damit das Wachstum zwar möglicherweise nur noch langsamer, aber dafür verlässlicher stattfinden wird. Dies ist gerade für die sehr exportlastige deutsche Industrie äusserst wichtig, da eine Reduktion der Schwankungsbreite zwischen Hoch- und Tiefphasen eines der grössten Konsumenten deutscher Waren auch zu grösserer Stabilität beim heimischen Wachstum führen wird.

Wachstumsanker Deutschland
Deutschlands Rolle als Wachstumsanker der Eurozone bleibt nach wie vor unumstritten, hielt es doch per Jahresende mit fast 28 % den mit Abstand grössten Anteil am Gesamtwachstum der Eurozone.
Letztere scheint, aufgrund der denkwürdigen Rede Mario Draghis, ausgestanden zu sein. Ob sich der „Heilungsprozess“ jedoch ungestört fortsetzen wird, bleibt abzuwarten. Zu viele Krisenherde schwellen noch in Europa (Italien, Spanien, Zypern, Frankreich…)
Festzustehen scheint jedenfalls, dass eine Inflation derzeit nicht zu befürchten ist und somit auch keine Zinserhöhung. Das spricht dafür, verstärkt in Aktien zu investieren. Aber bitte mit Bedacht.

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