Märkte erneut am Tropf

Der Markt befindet sich laut Oddo BHF AM aktuell im Spannungsfeld gegenläufiger Kräfte, die sich ungefähr die Waage halten. (Bild: Shutterstock.com)
Der Markt befindet sich laut Oddo BHF AM aktuell im Spannungsfeld gegenläufiger Kräfte, die sich ungefähr die Waage halten. (Bild: Shutterstock.com)

Der Zinssatz 10-jähriger US-Staatsanleihen ist in Richtung 2%-Marke und damit unter die Geldmarktsätze gefallen. Für Oddo BHF AM ist das ein Zeichen dafür, dass Anleger ihrer Sorge über erneute geopolitische Risiken nachdrücklich Ausdruck verliehen haben.

25.06.2019, 14:21 Uhr

Redaktion: rem

Zu Jahresbeginn 2019 war die Stimmung an den Finanzmärkten nach dem Taucher im Dezember mit historischen Ausmassen optimistischer als heute. Die Frühindikatoren (PMI, ISM u.a.) stabilisierten sich, die Arbeitslosenquote sank, Gewinnprognosen wurden nicht mehr nach unten korrigiert, im Handelskrieg war eine Atempause angesagt und die Notenbanken sind nach einem kurzen Intermezzo wieder zu einer lockereren Geldpolitik zurückgekehrt.

Wie Oddo BHF Asset Management feststellt, zeigen die Anleger aktuell wieder eine klare Reaktion auf die an Fahrt verlierenden globalen Wachstumsmotoren und die geopolitischen Risiken. Auch sind die der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Dienstleistungssektor trotz ihrer Widerstandsfähigkeit dennoch auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen und können den freien Fall des verarbeitenden Sektors aufgrund der Abschwächung des Handels nicht wirklich abfedern.

Zunehmende Risiken

Der globale PMI für das verarbeitende Gewerbe ist von 50,4 auf 49,8 Punkte gesunken – ein Niveau, das dem von Anfang 2016 bzw. Ende 2012 beunruhigend ähnelt. Zudem zeige der jüngste Arbeitsmarktbericht in den USA eine deutliche Abschwächung bei den geplanten Einstellungen. Auch an der geopolitischen Front verschlechtert sich die Situation mit den Spannungen im Iran und in Nordkorea, ganz zu schweigen von den Vorgängen in Mexiko, geben die Experten von Oddo BHF zu bedenken. Und ob dies noch nicht genug sei, habe ein möglicher Einzug Boris Johnsons in 10 Downing Street die Risiken eines No-Deal-Brexit im Herbst erhöht. "Kurz gesagt: Die Risikowaage hat sich definitiv nach unten geneigt und erklärt auch, warum Anleger so erpicht darauf sind, ihr Kapital zu jedem Preis zu sichern", betonen die Experten und fügen an:

"Über all die vorgenannten Punkte sollte jedoch nicht der jüngste Sinneswandel der Notenbanken vergessen werden, die dem Marktdruck nachgegeben und nochmals moderatere Töne angeschlagen haben. Mit Verweis auf die Finanzstabilität als Rechtfertigung versorgen sie die Märkte einmal mehr mit Finanzspritzen – eine Droge, von der die Märkte anscheinend nicht mehr loszukommen scheinen."

Alles in allem hält Oddo BHF an seinem Basisszenario fest und ist weiterhin überzeugt, dass eine robuste Weltwirtschaft, handlungswillige Zentralbanken und eine Entspannung im Handelskonflikt die Konjunktur in den kommenden Monaten unterstützen werden. Angesichts der gesunkenen Zinsen und der Korrektur an den Aktienmärkten liegen die Risikoprämien fast wieder auf dem im Dezember erreichten Niveau.

Markt im Spannungsfeld gegenläufiger Kräfte

Doch die Experten sehen den Zeitpunkt noch nicht wirklich gekommen, die Chance zu nutzen. Der Markt befinde sich aktuell im Spannungsfeld gegenläufiger Kräfte, die sich ungefähr die Waage halten. Entsprechend schwer lasse sich die weitere Entwicklung abschätzen. "Sofern dem keine exogenen Ereignisse entgegenstehen, dürften globale Aktien in den nächsten 6 Monaten moderate reale Jahresrenditen erzielen mit Dividenden und Aktienrückkäufen als massgebliche Treiber. An den Industrieländermärkten dürften sich die zuvor deutlich nach unten korrigierten Gewinnwachstumsprognosen bei rund +4% stabilisieren", prognostizieren die Experten. Solange die Kapitalrendite nach Steuern deutlich höher ist als die Kapitalkosten seien, lohne es sich, in Aktien positioniert zu bleiben. Der von den Zentralbanken verursachte Verdrängungseffekt sollte zunächst bei Staatsanleihen (Rendite 10-jähriger französischer Staatspapiere bei 0,10%), anschliessend bei Investment-Grade-Anleihen und High-Yield-Titeln und zuletzt auch bei Aktien zu spüren sein.

In einem ersten Schritt rät Oddo BHF Anlegern zur Übergewichtung in Investment-Grade-Anleihen, deren Risikoprämien um 30 bis 40 Basispunkte sinken könnten. Für eine aggressivere Allokation sei es zwar noch verfrüht - aktuell sei Oddo BHF in Aktien neutral positioniert. Die Schlagkraft der Notenbanken sollte jedoch keinesfalls unterschätzt werden, mahnen die Experten. Daher ihre Empfehlung: Investiert bleiben.​

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