«M&A, ein stiller Rückenwind für den Technologiesektor»

Laut Fidelity sind Fusionen und Übernahmen besonders relevant im kleinen und mittleren Segment. (Bild SWKStock/Shutterstock)
Laut Fidelity sind Fusionen und Übernahmen besonders relevant im kleinen und mittleren Segment. (Bild SWKStock/Shutterstock)

«Der Technologiesektor führt weiterhin den Markt in Bezug auf Fusionen und Übernahmen weltweit an. Dies ist besonders relevant im kleinen und mittleren Segment, da diese Unternehmen oft das Interesse grösserer Konkurrenten auf sich ziehen», schreibt Hyun Ho Sohn, Portfoliomanager bei Fidelity International.

02.09.2025, 09:58 Uhr
Aktien

Die Grösse dessen, was im Technologiemarkt als klein und mittel gilt, habe im letzten Jahrzehnt erheblich zugenommen und bestehe oft aus Branchenführern innerhalb ihrer Segmente. Diese Unternehmen spielen laut dem Experten eine entscheidende Rolle in der Wertschöpfungskette der Technologie und haben einen starken Einfluss auf das breitere Technologieökosystem. Sie verfügten über robustes geistiges Eigentum (IP) und können entweder unabhängig wachsen oder von grösseren Einheiten übernommen werden, die Zugang zu ihrem IP suchen.

Diverse Beispiele

Im Laufe der Jahre habe man zahlreiche Fälle von Übernahmen gesehen, und einige bemerkenswerte Beispiele seien Microsofts Übernahme von LinkedIn im Jahr 2016, Nvidias Kauf des israelischen Halbleiterunternehmens Mellanox Technologies im Jahr 2019 und Microsofts Übernahme von Activision Blizzard im Jahr 2023.

Ciscos Übernahme des führenden Cybersicherheitsunternehmens Splunk im Jahr 2023/2024 ist für Fidelity ein gutes Beispiel, bei dem Ersteres seine schwächelnden Sicherheitsangebote durch die Übernahme stärken wollte. Erfreulicherweise habe die M&A-Aktivität trotz des herausfordernden Marktumfelds im Jahr 2025, das durch geopolitische und regulatorische Unsicherheiten geprägt ist, angehalten. «Wir beobachten eine Vielzahl von Übernahmevorschlägen in Branchen wie Lebensmittellieferung, Halbleiter und Software, während sich die Gesamtstruktur der Industrie weiterentwickelt, und erwarten, dass dieser Trend die Renditen des Technologiesektors langfristig weiterhin stärken könnte», schreibt der Experte.

Grosse Deals bei Lieferdiensten

Zum Beispiel beschleunige sich die Konsolidierung und Rationalisierung der Industrie im Lebensmittellieferbereich weiter, da der harte Wettbewerb führende Akteure dazu treibe, um Skalierung und Marktposition zu konkurrieren und durch strategische Übernahmen neue Regionen zu erschliessen. Man habe dieses Jahr zwei grosse Deals gesehen, bei denen JustEat Takeaway und Deliveroo von Prosus und DoorDash übernommen wurden. Prosus zielt darauf ab, seine Präsenz in Grossbritannien und Europa durch JustEat zu erweitern, während DoorDash durch die Übernahme von Deliveroo sofortigen Zugang zu neun neuen Märkten, darunter Grossbritannien, Frankreich und die VAE, erhält, in denen es derzeit nur begrenzt vertreten ist.

Im Halbleiterbereich versuchen Unternehmen, strategische IP-Übernahmen zu tätigen. Zum Beispiel hat der US-Chiphersteller Qualcomm das in Grossbritannien ansässige Unternehmen Alphawave übernommen. Alphawave ist führend im Bereich Hochgeschwindigkeits-Konnektivitäts-IP, das vorwiegend in Konnektivitätslösungen für Datenserver und Speicher verwendet wird. Qualcomm beabsichtigt, seine Tätigkeiten über Smartphone-Chips hinaus in KI-Datenzentren zu diversifizieren und plant, Alphawaves Hochgeschwindigkeits-IP in seiner Geschäftsdifferenzierungsstrategie zu nutzen.

Software im Zentrum

Fidelity erwartet auch, dass Softwareunternehmen weiterhin attraktive Übernahmeziele bleiben. Die führende cloudbasierte Plattform für Kundenbeziehungsmanagement (CRM) Salesforce hat Informatica übernommen. Ersteres zielt darauf ab, sich nach dem jüngsten Erfolg seiner Datenwolkenprodukte mehr auf datengesteuerte Software zu konzentrieren. Informatica spezialisiert sich auf Produkte zur Datenintegration, Datenverwaltung und Datenverbesserung, hauptsächlich für Datenanalysen und Berichte für Unternehmenskunden. Die Übernahme von Informatica durch Salesforce wird seine Datenwolkenangebote verbessern, indem sie Zugang zu in verschiedenen Unternehmenssystemen gespeicherten Daten bietet, was letztlich seine KI-Fähigkeiten stärkt.

«In die Zukunft blickend erwarten wir, dass M&A-Aktivität ein integraler Bestandteil des Technologiesektors bleibt, da Unternehmen versuchen, ihre strategische Positionierung angesichts verbesserter Industrie-Strukturen, schneller Innovationen und sich entwickelnder Wettbewerbsbedürfnisse zu stärken. Obwohl dies nicht der Haupttreiber von Investitionsentscheidungen sein sollte, können solche Entwicklungen eine bedeutende Quelle von Aufwärtspotenzial für langfristige Investoren darstellen. Es ist weiterhin wichtig, sich darauf zu konzentrieren, langfristige Gewinner zu identifizieren, wie starke Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten. Viele davon im mittleren und kleinen Segment sind jedoch auch attraktive Übernahmeziele und bieten einen zusätzlichen Hebel für Wertschöpfung», so das Fazit.

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