04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Die wirtschaftlichen Aussichten für die Eurozone und für die USA sind vielversprechend. Nach einem teils hohen Wellengang scheint fester Boden nicht mehr weit, so Yves Longchamp von ETHENEA im aktuellen Marktkommentar.
Die Eurozone hält Kurs auf eine positive Konjunkturentwickung. Die Exporte ihrer grössten Volkswirtschaften verzeichnen ein robustes Wachstum, umgesetzte Reformen und die schwache Einheitswährung haben zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit geführt. Auch die Binnennachfrage wächst. Aufgrund der besseren Beschäftigungsprognosen und des zunehmenden Verbrauchervertrauens steigt in den grossen Volkswirtschaften zudem der Konsum.
Im Hinblick auf Investitionen zeigt sich das BIP als am stärksten von der Krise betroffen, zumal seine Entwicklung nicht einheitlich verläuft. In Deutschland und Spanien sind die Investitionsausgaben positiv, während sie in Italien und Frankreich weiter abnehmen1. Rekapitalisierte Banken, sinkende Zinssätze und reichlich Liquidität, verbunden mit günstigeren Aussichten, dürften jedoch zu einer Erholung des Investitionsaufkommens führen.
Entsprechend den positiven Wirtschaftsindikatoren hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognosen nach oben korrigiert. Von Deflation ist keine Rede mehr, seit die EZB ein umfangreiches Anleiheaufkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) ankündigte und sich ein beginnendes Wachstum abzeichnet. Am 9. März startete das QE in Europa. Aufgrund der fallenden europäischen Renditen, mit Ausnahme von Griechenland, scheint die EZB damit Erfolg zu haben. 17 Monate lang wird das Programm für niedrige Zinssätze und reichlich Liquidität sorgen.
Obwohl die Wirtschaft der Eurozone Fortschritte erzielt hat, ist die Eurokrise noch nicht gemeistert. Griechenland lebt davon, dass die EZB ihm Zugang zu einem kurzzeitigen Liquiditätsprogramm gewährt. Der katastrophale Zustand des Landes wirkt sich zwar nicht auf die anderen Mitgliedstaaten aus. Sollte sich das Wachstum jedoch verlangsamen, wird die Eurokrise einen Rückfall erleiden.
In den USA sprechen zunächst so gut wie alle Daten für eine Konjunkturschwächung im ersten Quartal 2015. Hierfür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Der erste ist temporärer Natur: Strenge Winter beeinträchtigen die Wirtschaft. Die anderen beiden Faktoren sind zyklisch und dürften einander gegenseitig aufheben: Einerseits belastet der starke US-Dollar die Exporte, andererseits kurbelt der niedrige Ölpreis die Kaufkraft der US-Verbraucher deutlich an.
Ein tiefer Ölpreis wirkt sich negativ auf den Schieferöl-Sektor aus, in welchem keine Investitionen mehr stattfinden. Die Investitionen in Öl und Gas machen insgesamt 1 % des BIP aus, zudem beschäftigt dieser Sektor rund 200.000 Mitarbeiter. Die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in den letzten zwölf Monaten belief sich auf durchschnittlich 260.000. Würden alle diese Arbeitnehmer entlassen, würde die US-Wirtschaft in demselben Monat dennoch 60.000 neue Arbeitsplätze schaffen2. Das reicht nicht, um die gesamte Wirtschaft zu destabilisieren.
Wir sind zuversichtlich, dass der Wachstumstrend anhält. Der Konsum, der rund 70 % des BIP ausmacht, wird durch einen starken Arbeitsmarkt und steigende Löhne gestützt. Auch ist sehr wahrscheinlich, dass die US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen anheben wird. Anstatt sich darauf zu versteifen, wann genau die erste Anhebung stattfinden wird, sollte man sich allerdings darauf konzentrieren, wie schnell die Leitzinsen erhöht werden. Wir gehen von einer schrittweisen Erhöhung aus. Allerdings ist all das von den entsprechenden Wirtschaftsdaten abhängig, die das Szenario jederzeit verändern können.
Die Konjunkturentwicklung der Eurozone und der USA manövrieren sich langsam aus ihren unsteten Gewässern. Nach und nach erscheint auf beiden Seiten des Atlantiks Land in Sicht.
1 Quelle: Bureau of Economic Analysis
2 Quelle: Bureau of Labor Statistics