23.12.2024, 08:37 Uhr
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Das Jahr begann positiv für den Kreditmarkt. Dies änderte sich jedoch schnell: Jeff Boswell von Ninety One ist trotz des aussergewöhnlichen ersten Quartals überzeugt, dass genügend attraktive Investitionsmöglichkeiten vorhanden sind.
Mit der Unterzeichnung der "ersten Phase" des Handelsabkommens zwischen den USA und China habe das neue Jahr gut angefangen. "Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Nachricht über den Ausbruch des Coronavirus (COVID-19) in China die Märkte in Angst und Schrecken versetzt hat", sagt Jeff Boswell, Co-Portfoliomanager, Global Total Return Credit Strategy bei Ninety One.
Dies führte zunächst dazu, dass die Anleger von risikoreichen Kreditsegmenten zurückschreckten. Die Entwicklung, die Ende 2019 beobachtet werden konnte, habe sich somit umgekehrt: Die Renditen der US Treasury Yields gingen zurück und Investment Grade-Anlagen schnitten besser ab als Hochzinsanleihen. Als die Zusammenarbeit innerhalb der OPEC+ zusammenbrach, kam der Ölpreiskrieg. Und als COVID-19 den Status einer globalen Pandemie erhielt, begann einer der schnellsten Ausverkäufe aller Zeiten. Die Kreditmarktbewertungen wurden auf ein Niveau getrieben, das normalerweise nur in Zeiten einer Rezession zu beobachten sei, so Boswell.
Ein aussergewöhnlicher Aspekt der jüngsten Marktbewegungen sei, wie stark Kreditsegmente während des Ausverkaufs korrelierten. Natürlich habe die Geschichte die Anleger gelehrt, dass in Zeiten erheblicher Marktbelastungen (wie der globalen Finanzkrise und der Dotcom-Blase) die Korrelationen zwischen den Anlageklassen unweigerlich steigen. "Aber sowohl das Tempo als auch der Charakter der jüngsten Marktentwicklungen waren beispiellos. Eine Folge dieses starken Ausverkaufs ist, dass sich Kreditinvestoren nirgendwo mehr verstecken konnten", meint Boswell. In vielen Fällen waren traditionelle sichere Häfen anderen, volatileren Teilen des Marktes unterlegen.
Der Investment Grade-Teil des Kreditmarktes war in Wirklichkeit der Katalysator für die Kapitulation der Anleger. Aufgrund der einbrechenden Aktien- und Anleihemärkte versuchten Investoren verzweifelt, Bargeld zu beschaffen und Investment Grade-Bestände zu irrationalen Marktpreisen zu verkaufen. Dies heizte den weiteren Teufelskreis von Kursverlusten an.
Um dies in den Kontext zu stellen: In der Woche vom 16. März 2020 verzeichneten US-Anleihenfonds mit Investment-Grade-Rating Abflüsse in Höhe von etwa 30 Mrd. US-Dollar. Der Wochenrekord lag vorher bei 8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2008.
Bis zum Quartalsende brachte der beispiellose Charakter des Ausverkaufs einige Investitionsmöglichkeiten über das gesamte Kreditspektrum hinweg hervor. "Von Hochzinsanleihen bis hin zu Loans und von Investment Grade-Anleihen bis hin zu strukturierten Kreditprodukten hat die Risikokompensation ein Niveau erreicht, das wir seit vielen Jahren nicht mehr erlebt haben", sagt Boswell.
Während die Aussichten sowohl in konjunktureller Hinsicht als auch in Bezug auf das Virus nach wie vor unsicher sind, ist der Portfoliomanager der Meinung, dass diese Neubewertung der Kreditspreads im ersten Quartal dem Anleger eine Vielzahl von Möglichkeiten zu attraktiven Preisen eröffnet hat.
Die Kreditmärkte haben Ende März schliesslich einen Boden gefunden und es geschafft, diese Erholung bis in den April hinein aufrechtzuerhalten. Die Unterstützung der Notenbanken wirkte sehr stabilisierend, insbesondere die der Federal Reserve (Fed). Ihre Programme führten zu einem deutlichen Aufschwung der Märkte sowie zu guten Rückflüssen in Kreditfonds und trugen dazu bei, die Geschäfte der Investment Grade-Kredite aufrechtzuerhalten.
Darüber hinaus ist Boswell der Ansicht, dass es sowohl innerhalb der Fed-Programme als auch an den Kreditmärkten ausserhalb noch Chancen geben wird. "In dieser Hinsicht halten wir Selektivität für entscheidend, insbesondere angesichts der sich abzeichnenden Zunahme von Kreditausfällen", so Boswell.