20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Die Krebssterblichkeit geht zurück. Grund dafür sind Fortschritte auf breiter Basis, bei der Behandlung und der Diagnostik ebenso wie bei der Prävention. Die vielen neuen Diagnose- und Therapieverfahren machen Mut, erklärt Rudi Van den Eynde, Head of Thematic Global Equity des US-Vermögensverwalters Candriam. Auf einige der Methoden geht er gezielt ein.
Ausgehend von der Chemotherapie, die sowohl gesunde als auch Krebszellen unspezifisch abtötet, hat sich die Onkologie hin zu gezielten Therapien entwickelt. Sie zielen heute darauf ab, die Krebszellen zu erreichen und gleichzeitig die gesunden Zellen zu schonen, wodurch die Erfolgsquote sich erhöht und die Nebenwirkungen minimiert werden. Im Laufe der Jahre sind viele zielgerichtete Therapeutika in das Behandlungsspektrum der Krebsbehandlung aufgenommen worden.
Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI), molekularer Modellierung und weiterer Instrumente soll die Arzneimittelentwicklung beschleunigen und dafür sorgen, dass neue Medikamente schneller auf den Markt kommen. Präzisionsonkologie und fokussierte transnationale Forschung können dazu beitragen, bessere Wirkstoffe zu entwickeln sowie so Leben zu retten und zu verlängern, betont Rudi Van den Eynde.
Angesichts der ständig wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Funktion von Krebszellen gibt es eine enorme Anzahl von Arzneimittelkandidaten, die möglicherweise in naher Zukunft die Behandlungsstandards verbessern. Die Anzahl klinischer Studien im Bereich Onkologie hat sich in den letzten zehn Jahren schätzungsweise verdoppelt. "Die Fortschritte bei den klinischen Studien führen dazu, dass jedes Jahr Dutzende von neuen Behandlungen zugelassen werden. Auf diese Weise verfügen wir im Kampf gegen den Krebs bereits über viele wirksame Medikamente, die den Patienten eindeutig mehr Nutzen bringen", hält Van den Eynde fest.
Beispielsweise beim Multiplen Myelom, der zweithäufigsten hämatologischen Krebserkrankung nach dem Lymphom, habe die Entwicklung von Arzneimitteln zu bedeutenden klinischen Ergebnissen geführt. Jahrzehntelang gab es zur Behandlung nur die Chemotherapie. Zur Jahrhundertwende waren bereits drei moderne Medikamente zugelassen. Derzeit sind 15 Therapien verfügbar, 12 davon wurden allein in den letzten 10 Jahren eingeführt.
Die neuen Behandlungen, die nacheinander oder in Kombination eingesetzt werden, führten zu einer höheren Überlebensrate, sagt der Candriam-Manager: Die durchschnittliche Fünfjahres-Überlebensrate habe sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt und liegt jetzt bei über 60%. Man gehe davon aus, dass die Patienten ca. drei Lebensjahre im Vergleich zu vor zehn Jahren gewonnen haben.
Gegen Lungenkrebs wurden im letzten Jahrzehnt mehr als 30 neue Medikamente auf den Markt gebracht. Bei diesen Medikamenten handelt es sich meist um gezielte Therapien für eine ganze Reihe von Krebsarten oder um Mittel, die das Immunsystem anregen, Krebszellen besser zu erkennen und abzutöten. In den letzten drei Jahren war die nichtselektive Chemotherapie die am schnellsten schrumpfende Behandlungsoption. Sie wurde durch zielgerichtete Therapien und Kombinationen von Immuntherapien ersetzt, was zu einer höheren Überlebensrate führte. In Zukunft erwarten wir diesen positiven Trend auch bei anderen Krebsarten.
Dies sind nur zwei Beispiele unter vielen, fügt Van den Eynde an: +In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte die Onkologie immer mehr Erfolge verzeichnen."
Die folgende Darstellung veranschaulicht verschiedene wesentliche Aspekte der Arzneimittelentwicklung, etwa, mit welcher Präzision die Zielstrukturen erreicht werden, die molekulare Selektivität und neue Technologien. Nach Meinung des US-Vermögensverwalters umfasst die nächste Welle der Therapeutika folgende Elemente:
Laut Van den Eynde macht die Notwendigkeit, neue Medikamente zu entdecken, zu finanzieren und zu entwickeln, den Gesundheitssektor zu einem äusserst widerstandsfähigen Sektor in einem wechselnden makroökonomischen Umfeld. Hohe Medikamentenpreise, ansehnliche Margen und grosse klinische Märkte begünstigten die Branche ebenfalls. "Die biotechnologische Revolution und die Erfolge der grossen Pharmaunternehmen werden sich fortsetzen und könnten im nächsten Jahrzehnt eine bedeutende Rolle spielen. In den letzten Jahrzehnten wurden in der Onkologie bereits bemerkenswerte Fortschritte erzielt", sagt er.
Dennoch stünden wir erst am Anfang dieser Ära. Krebs ist ein schwieriger, komplexer Feind, der viele Unterarten und die unterschiedlichsten histologischen Ergebnisse umfasst. Auch auf Therapien reagiert die Krankheit ständig anders. Heutzutage setzen Ärzte eine Vielzahl von Behandlungen ein, von der Chemotherapie bis hin zu zahlreichen, immer ausgefeilteren und hochwirksamen zielgerichteten Therapieoptionen.
Angesichts der ständig wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnisse macht der Aktienexperte "eine enorme Anzahl" von Arzneimittelkandidaten aus die in naher Zukunft die derzeitigen Behandlungsstandards verbessern könnten. 2021 wurden 30 neuartige onkologische Substanzen (NAS) eingeführt. In den letzten zehn Jahren waren es insgesamt 159.
Da es sich bei Krebs um eine sehr heterogene und sich ständig weiterentwickelnde Krankheit handelt, ist eine Vielzahl von Medikamenten nötig, die in Kombinationen und in aufeinander folgenden Behandlungen eingesetzt werden, um den Patienten zu einem besseren und längeren Leben zu verhelfen.
Auf die Aktienstrategie angesprochen, antwortet Van den Eynde, man wolle in Unternehmen investieren, die an Medikamenten der nächsten Generation arbeiten und damit Leben retten und verlängern können. Die Erfahrung von Candriam in der Biotechnologie und dem Finanzwesen helfe, erfolgversprechende Lösungen zu erkennen.
Da es sich bei Krebs um eine sehr heterogene und sich entwickelnde Krankheit handelt, müssen mehrere Therapeutika in Kombination und in aufeinanderfolgenden Behandlungen eingesetzt werden, um die klinischen Ergebnisse zu verbessern. "Der Markt für Krebsmedikamente ist weit davon entfernt, dass es nur einen Gewinner gibt, und er wird immer Platz für erfolgreiche Teilnehmer haben", so der Anlagespezialist. Man beobachte genau, was in der Entwicklung von Krebsbehandlungen vorgeht, und versuche, in die Unternehmen zu investieren, die mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreiche Arzneimittel entwickeln.
Aktien aus dem Gesundheitswesen haben sich im Vergleich zum allgemeinen Markt im derzeitigen makroökonomischen und geopolitischen Umfeld relativ gut gehalten. Der Sektor ist zwar nicht immun gegen Inflation, hohe Zinsen und/oder Konjunkturabschwächung, aber er wurde weniger stark beeinträchtigt als viele andere.
Einerseits besteht die Notwendigkeit, neue Arzneimittel zu entdecken, zu finanzieren und zu entwickeln, andererseits zeichnet sich der Sektor durch hohe Medikamentenpreise, ansehnliche Margen und grosse klinische Märkte aus. "Inflation und Produktionskosten sind zwar ein Thema", gibt Van den Eynde zu. Aber die Herstellungskosten seien in der Regel nicht ausschlaggebend für die Preisgestaltung. Die Notwendigkeit, frühere Forschungs- und Entwicklungskosten wieder hereinzuholen, sei ein viel grösserer Faktor.
Anlege bevorzugten möglicherweise grosse Konzerne mit soliden Geschäfts- und Vertriebsstrukturen. "Es gibt jedoch auch junge Unternehmen, die sehr rentable Deals mit etablierten Konzernen abgeschlossen haben", äussert sich der der Candriam-Mann. "Unseres Erachtens ist dieser Trend wesentlich, um die Arzneimittelforschung zu fördern, die Nachfrage nach neuen Vermögenswerten zu steigern, sowie Fusionen und Akquisitionen bzw. die Konsolidierung der Firmen zu unterstützen", hält er abschliessend fest.