23.12.2024, 08:37 Uhr
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Die am G20-Treffen erzielten Fortschritte im Handelskonflikt zwischen den USA und China sind klein, aber willkommen. Die Gespräche werden fortgesetzt und der Fall Huawei entspannt sich etwas. Die Experten von DWS und Merian Global Investors erklären die Implikationen auf die Märkte.
Am G20-Gipfel vom letzten Wochenende im japanischen Osaka, der weitgehend im Rahmen der Erwartungen ablief, war das Interesse vor allem auf die Gespräche am Rande des Treffens – allen voran jenes zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Chinas Präsidenten Xi Jinping – gerichtet. Sie einigten sich darauf, die Gespräche fortzusetzen.
Während dieser Gespräche werden die USA keine neuen Strafzölle auf chinesische Importe erheben - zuletzt waren 25 Prozent auf Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar per Jahr angedroht worden. US-Firmen dürfen wieder Produkte an den chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei liefern, solange dies nicht in militärisch sensiblen Bereichen geschieht. Dies ist insbesondere für die US-Halbleiterindustrie von Bedeutung. Im Gegenzug habe sich China laut Aussagen von Trump dazu verpflichtet, eine "gewaltige Menge" an amerikanischen Lebensmitteln und Agrarprodukten zu kaufen.
Allerdings bestehe Ungewissheit darüber, ob beide Seiten ein gemeinsames Verständnis vom Verhandlungsergebnis hätten, geben die Experten von DWS zu bedenken. Dies sei das wesentliche Problem des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs und der Grund, warum dieses Treffen wenig optimistisch stimme und sich DWS in ihrem vorsichtigeren Ausblick bestätigt fühle.
Richard Buxton, Aktienchef Grossbritannien bei Merian Global Investors, erachtet die Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China als positiv für die Investoren weltweit. Das Wichtigste sei, dass Huawei den Kauf von US-Komponenten fortsetzen könne.
»Mit diesem Resultat können die chinesischen Behörden ihr Gesicht wahren”,
sagt er. Auf diese Anzeichen von Tauwetter hätten die globalen Märkte sofort positiv reagiert, wobei die Emerging Markets und zyklische Aktien am meisten proftierten. Indes bleibe die Frage offen, ob und in welchem Zeitrahmen die beiden Parteien zu einem Deal kommen werden. Es scheine, als ob 90% der Wegstrecke bewältigt sei, aber man sollte die Wichtigkeit der restlichen 10% nicht unterschätzen, so Buxton.
Nach den Ankündigungen überraschend expansiver Schritte durch die amerikanische und europäische Zentralbank war DWS bereits positiver auf höher-rentierliche Anleihen geworden (Schwellenländer, Unternehmensanleihen aus den USA und der Eurozone). Durch das moderat positive Ergebnis des G20-Treffens fühlen sich die DWS-Experten in dieser Einschätzung zunächst bestätigt, auch wenn die längerfristigen Herausforderungen beim Handelsthema bestehen bleiben.
Delphine Arrighi, Managerin des Merian Emerging Market Debt Fund und des Merian Local Currency Emerging Market Debt Fund, glaubt ebenfalls, dass dies ein günstiges Umfeld insbesondere für Schwellenländer-Anleihen sei, viele Emerging Markets Bonds würden immer noch attraktive Erträge abwerfen. Wenn die Fed das Zinsniveau beibehalte oder sogar senke, werde dies den Zentralbanken in den Schwellenländern erlauben, ihre Politik zu lockern. Deren Währungen, die immer noch 20% unterbewertet seien, könnten aufgrund der Lockerung der globalen Geldpolitik stärker werden.
»Die jüngsten Makrodaten schwanken zwischen schwach bis schrecklich und verstärken die Notwendigkeit für Zinsschnitte und eine akkommodierende Geldpolitik”, sagt Ned Naylor-Leyland, Manager des Merian Gold & Silver Fund. Auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warne in ihren neusten Datenerhebungen vor den strukturellen Risiken und betone die Notwendigkeit, dass die Regierungen die Zentralbanken bei der Navigation durch das aktuelle Umfeld unterstützen sollten. Naylor-Leyland fügt an:
»Aber der Ausblick für Gold und Silber bleibt in dieser Tiefzinswelt positiv."
DWS hatte sich im Rahmen der Aktualisierung ihrer strategischen Prognosen im Anschluss an die Fed-Erklärung dazu entschlossen, die Kursziele für die Aktienindizes nicht nach oben zu revidieren, weil man nach wie vor davon ausgeht, dass die mittlerweile vom Markt antizipierten Zinssenkungen der Fed der Realwirtschaft wichtige Impulse geben würden. Dafür bleibe die Unsicherheit bei den diversen Handelskonflikten zu hoch. Bei den Stimmungsumfragen unter den Unternehmen sei dies bereits klar erkennbar. Der Blick richte sich jetzt auf die anlaufende Quartalsberichterstattung. DWS erwartet sichtbare Schleifspuren des US-China-Handelskonfliktes im verarbeitenden Gewerbe und würde die derzeitige Euphorie nicht fortschreiben.
Es wäre falsch, dem Waffenstillstand im Handelskonflikt zuviel Gewicht beizumessen und darauf zu vertrauen, dass er von langer Dauer sein werde, sagt Ian Heslop, globaler Aktienchef bei Merian Global Investors. Die Androhung von Zöllen sei eingebettet in die Werkzeugkiste der US-Aussenpolitik, wobei der Streit mit China nur das Hauptbeispiel sei. Die USA habe ja auch Indien, der EU, Kanada und Mexiko mit Strafzöllen gedroht.
Heslop weist darauf hin, dass neben dem Handelskonflikt andere Risiken bleiben. So etwa der Klimawandel »G19 plus einer”, mit den USA als alleinige Stimme gegen die Massnahmen, welche die globale Erderwärmung reduzieren sollen; oder potentielle Risiken wie ein bewaffneter Konflikt mit dem Iran, ein Hochschnellen des Ölpreises, ein ungeordneter Brexit oder eine Bankkrise in Italien. Heslop betont, dass aufgrund der Volatilität an den Märkten und der geopolitischen Risiken die Diversifikation höchste Priorität habe.