23.12.2024, 08:37 Uhr
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Die aktuellen Zahlen aus der Klimawissenschaft seien erschütternd, sagt Nick Parsons von ThomasLloyd. Er sieht gute Gründe für private nachhaltige Infrastrukturinvestitionen in Asien, um die Energiewende in den Entwicklungsländern zu unterstützen.
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, bekannt als Weltklimarat) hat 2021 seinen umfassenden Bericht über den Stand der weltweiten Klimawissenschaft vorgelegt. "Die Zahlen sind erschütternd. Das letzte Jahrzehnt war heisser als jeder andere Zeitraum in den letzten 125'000 Jahren und die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre hat jetzt den höchsten Stand seit zwei Millionen Jahren erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe ist, zusammen mit dem Ausstoss von Methan und Distickstoffoxid – ebenfalls Treibhausgase aus der Landwirtschaft – auf dem Höchststand in den vergangenen 800'000 Jahren", sagt Nick Parsons, Head of Research & ESG bei der ThomasLloyd Group.
Der IPCC-Klimabericht mache deutlich, dass es jetzt an der Zeit sei, zu handeln und nicht nur zu reden. Innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte werden die Temperaturen wahrscheinlich um mehr als 1,5 °C über das vorindustrielle Niveau ansteigen und damit die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 überschreiten. Nur eine rasche und drastische Senkung der CO₂-Emissionen im jetzigen Jahrzehnt der 2020er Jahre, könne einen solchen Klimazusammenbruch verhindern.
Die OECD schätzt, dass 60% der derzeitigen weltweiten Emissionen auf die Infrastruktur (Energie-, Verkehrs-, Gebäude- und Wasserinfrastruktur) zurückzuführen sind. Eine nachhaltige Infrastruktur werde daher eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen und darüber entscheiden, ob wir in der Lage sein werden, die vor der COP26 angekündigten Netto-Null-Ziele für 2050 zu erreichen, so Parsons. Jetzt komme es darauf an, sich auf Massnahmen und greifbare Lösungen zu konzentrieren, und die Art und Weise, wie Investoren über Investitionen in nachhaltige Sachwerte denken, werde entscheidend sein, um den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen.
Eine gute Infrastruktur ist das Rückgrat jeder erfolgreichen Gesellschaft und Wirtschaft. Die Menschen brauchen Zugang zu Energie, Verkehr, sanitären Einrichtungen, Krankenhäusern und Schulen, um sich zu entwickeln. Leider sei die Art und Weise, wie wir einen Grossteil dieser Infrastruktur im letzten Jahrhundert erstellt haben, extrem kohlenstoffintensiv gewesen – sowohl beim Bau als auch beim Betrieb, stellt der Head of Research & ESG fest.
Europa habe die Früchte seiner kohlenstoffintensiven industriellen Revolution in der Mitte des 20. Jahrhunderts geerntet und versuche nun, deren Auswirkungen zu beheben, aber Asiens eigene industrielle Revolution, die auf fossilen Brennstoffen basiere, beherrsche das 21. Jahrhundert. Mit 60% der Weltbevölkerung und Kohlenstoffkosten im Verhältnis zum BIP, die mehr als viermal so hoch sind wie die der grössten europäischen Länder, werde die Herausforderung der CO₂-Emissionen in Asien immer dringlicher.
Das Wirtschaftswachstum und die rasch wachsende städtische Bevölkerung auf dem gesamten asiatischen Kontinent haben die Nachfrage nach Energie und Strom in der Region bereits in die Höhe getrieben. Zahlen des IWF zeigen, dass die G7-Staaten in den letzten 20 Jahren zusammen um 40% wuchsen, während die 30 Länder, die unter dem Begriff "Emerging & Developing Asia” zusammengefasst werden, um 425% wuchsen und ihr BIP in diesem Zeitraum mehr als vervierfachten.
Wie Parsons weiter ausführt, spiele nachhaltige Infrastruktur eine zentrale Rolle beim Erreichen von Klima-, Umwelt- und Entwicklungszielen und sei der Schlüssel zur Unterstützung der Energiewende in den Entwicklungsländern. Von insgesamt 3,74 Milliarden Menschen Ende 2000 ist die Bevölkerung Asiens auf 4,64 Milliarden angewachsen – ein Anstieg um 25% innerhalb von zwei Jahrzehnten. Dieses Bevölkerungswachstum ist mit steigendem Einkommen verbunden. Tatsächlich entfallen auf die Schwellen- und Entwicklungsländer heute 59% des gesamten weltweiten BIP, während es vor zwei Jahrzehnten gemäss dem IMF World Economic Outlook (Database April 2021) noch weniger als 45% waren.
Infrastrukturinvestitionen, die auf langfristigen, langlebigen Vermögenswerten beruhen, sind laut dem Experten sehr widerstandsfähig gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen oder Marktvolatilität, die Nachfrage ist unelastisch und neigt nicht dazu, Marktbewegungen zu folgen. Dies bringe echte Diversifizierungsvorteile mit sich, die für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont attraktiv seien, da Sachwerte meist nicht mit anderen Anlageklassen oder börsennotierten Märkten korrelieren.
"Während es für Regierungen aufgrund von Kapitalbeschränkungen schwierig oder unmöglich sein kann, die erklärten Ziele für die Entwicklung der Infrastruktur zu erreichen, gibt es jetzt eine wachsende Nachfrage von privaten Anlegern, die ihre Entscheidungen über die Kapitalallokation speziell an den SDGs ausrichten wollen, wobei viele von ihnen diese als Referenzpunkt übernehmen und Instrumente zur Messung der Auswirkungen einsetzen, um ihre bestehenden Methoden zu ergänzen", erläutert Parsons weiter.
Investitionen unter ESG-Gesichtspunkten hätten in letzter Zeit zugenommen, aber ThomasLloyd sei der Meinung, dass eine Konzentration auf den Impact einen grösseren Nutzen bringe: Investitionen, bei denen das Geld die Lebensqualität wirklich verbessere und gleichzeitig marktgerechte Renditen erzielt würden.
"Die Angleichung der Interessen privater Investoren und des Infrastrukturbedarfs in den aufstrebenden Märkten bietet eine klare Chance, die Finanzierungslücke zu schliessen. Sie schafft das ideale Umfeld, um Investitionen in kohlenstoffarme, klimaresistente und nachhaltige Infrastrukturprojekte anzuziehen. Unterstützt durch politischen Willen, wirksame Institutionen und ehrgeizige Vorschriften ist die Zeit reif, um private Finanzmittel für diese dringende Aufgabe zu mobilisieren", sagt Parsons abschliessend.