23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
"Kein Wachstum ist langfristig nachhaltig. Wenn wir den Fokus auf Wachstum beibehalten, werden uns sämtliche Ressourcen ausgehen: Boden, Wasser, Rohstoffe", meint Jeremy Grantham, Gründer und Chefstratege von GMO im neusten Quartalsbericht. Sogar bei einem minimen Wachstum von 0,1 % pro Jahr hätte sich die Bevölkerung im alten Ägypten in 3000 Jahren verzwanzigfacht. Heute halten wir Wachstumsraten der Wirtschaft von 2 bis 3 % für normal, China wächst mit Lichtgeschwindigkeit von 8 bis 10 %.
Während Jahrzehnten sind wir der Illusion erlegen, dass die endlichen Ressourcen durch unendliche Produktivitätsgewinne kompensiert werden könnten: Während den 110 Jahren bis zum Jahr 2002 fiel der durchschnittliche Preis eines gleichgewichteten Korbs von 33 Rohstoffen kontinuierlich und inflationsadjustiert um 1,2 % pro Jahr. In dieser Periode war es möglich, dank technologischem Fortschritt, aber vor allem mit einem massiven Einsatz von Energie aus fossilen Quellen und Dünger, die Produktivität bei der Förderung von Rohstoffen und der Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten derart zu erhöhen, dass die Effekte der Ressourcenverknappung mehr als kompensiert werden konnten. Unterbrochen wurde der Abwärtstrend von gelegentlichen Schocks wie den beiden Weltkriegen und dem Ölschock durch das OPEC-Kartell in den 70er Jahren. Im Jahr 2002 befanden sich die Preise fast sämtlicher Rohstoffe auf dem tiefsten Stand aller Zeiten.
Rohstoffpreise explodieren
Seit 2002 findet ein dramatischer Preisanstieg statt, und nur acht Jahre später erreichten die Preise die höchsten Werte aller Zeiten. Ein Grund dafür ist der Rohstoffhunger von China, welches 50 % des BIP für Investitionen, und hier vor allem in die Infrastruktur, ausgibt. 2009 verbrauchte China rund die Hälfte des weltweiten Bedarfs an Zement, Eisenerz, Stahl und Kohle sowie rund 40 % des Aluminiums, Zinks, Bleis und Kupfers - und das bei einem Anteil am globalen BIP von 9,4 %.
Entsprechend sind die Preise raketenartig in die Höhe geschossen. Unter der Annahme, dass sich der über hundertjährige Trend von immerfort sinkenden Preisen weiter fortsetzen würde, wäre der Preis von Eisenerz heute fünf Standardabweichungen vom Mittelwert entfernt. Dies entspricht der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, das einmal alle 2,2 Millionen Jahre auftritt. Es ist also weitaus wahrscheinlicher, dass für die endlichen Rohstoffe ein Trendbruch stattgefunden hat. Ein Paradigmenwechsel ist selten. Er fand beim Öl in den siebziger Jahren statt. Zuvor lag der Preis während hundert Jahren bei durchschnittlich 16 Dollar pro Barrel, dem OPEC-Kartell gelang es, einen neuen Preis von 35 Dollar durchzusetzen mit hoher Volatilität und Peaks von 100 Dollar und Lows von 19 Dollar in den folgenden 25 Jahren. Seit 2003 ist ein neuer Preisschub zu beobachten, bedingt durch die rückläufigen Funde neuer Vorkommen und schwierigeren Förderbedingungen. Der Ölpreis dürfte sich auf einen neuen Durchschnittspreis von 75 Dollar pro Fass einpendeln zu prüfen in den nächsten 15 bis 20 Jahren.
Platzen der Preisblase möglich
Ähnliche Effekte wirken bei den Agrarrohstoffen, wo trotz massiv erhöhtem Dünger- und Energieeinsatz die Ernten seit Jahrzehnten nur noch unterdurchschnittlich ansteigen. Zudem wirken sich missliche Wetterbedingungen extrem stark auf die Mengen und entsprechend auf die Preise aus. Diese Kombination hat 2010 die Preise überschiessen lassen. Geht man von einem normaleren Erntejahr 2011 aus, dürften die Preise zum Beispiel von Weizen massiv einbrechen.
Was wir heute beobachten, ist eine Kombination von allgemeiner Verknappung der Rohstoffe und einer zusätzlichen Preisblase infolge spekulativ erhöhter Nachfrage. Am Beispiel China wird klar, dass ein Teil der Investitionen in unnötige Flughäfen, Bahnen, Strassen und Häuser fliesst und nicht nachhaltig wirkt. Sollte China straucheln und als Abnehmer von Rohstoffen ausfallen, dürfte das die Preise stark in Mitleidenschaft ziehen. Geht dies noch mit besserem Wetter einher, könnte es zum Kollaps der Preisblase an den Rohstoffmärkten führen. Das wäre dann die Kaufgelegenheit, die sich nur alle paar Jahrzehnte anbietet, um vom darauf folgenden langfristigen Preisanstieg der Rohstoffe zu profitieren.
Den vollständigen Quarterly Newsletter von Jeremy Grantham finden Sie hier als PDF-Download. (cl)