20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Wenn man die gestiegenen Inflationszahlen mit Distanz betrachte, sei die Lage keineswegs dramatisch, erklärte CEO Roman von Ah am anlagepolitischen Ausblick des unabhängigen Vermögensverwalters SwissRock in Zürich. Inflation und Zinsen blieben niedrig, Werterhalt mit sicheren Anlagen sei weiterhin ausgeschlossen und Aktien seien nur scheinbar hoch bewertet.
Wie die UBS hält auch der unabhängige institutionelle Vermögensverwalter SwissRock die jüngst grassierenden Inflationsängste für übertrieben. CEO Roman von Ah kann die Furcht zwar verstehen, gerade in Deutschland, wo die Jahresteuerung im September mit 5,4% viele erschreckt hat. In unserem nördlichen Nachbarland ist die Hyperinflation gleichsam als DNA ins Erinnerungsvermögen der Bevölkerung eingekehrt.
Doch sind Vergleiche mit den 70er Jahren, dem letzten Zeitraum mit hoher Inflation, berechtigt? Der Vergleich hinkt, sagt von Ah. Obschon sich die globale Wirtschaft erhole, gebe es nach wie vor erhebliche Überkapazitäten, was die Preismacht vieler Unternehmen schmälert.
Weder sei die Globalisierung zu Ende noch würden die unterbrochenen Lieferketten, die zurzeit preistreibend wirken, länger andauern. Die Lage werde sich entspannen. "Die Unternehmen sind flexibel genug und werden Lösungen finden", ist der SwissRock-Chef überzeugt.
Stirnrunzeln verursachen auch die gestiegenen Rohstoffpreise. Selbst wenn der Ölpreis noch ein Stück weiter steigt: Sind 100 US-Dollar pro Fass gefährlich? Nein, meint von Ah, das gab es schon einmal, und wenig Schlimmes sei passiert. Im Erdölschock von 1973 boomte die Wirtschaft schon in den Jahrzehnten davor, Preise und Löhne trieben sich gegenseitig in die Höhe, Gewerkschaften hatten noch Einfluss und die Zentralbanken verhielten sich passiv.
Auch jetzt kommt es zu höheren Löhnen, wie unter anderem die Lohnumfrage der UBS für die Schweiz belegt. Doch das Lohnwachstum dürfte sich wieder verlangsamen, sagt von Ah. Eine Vollbeschäftigung wie in den 60er und 70er Jahren sei weit entfernt.
Den Notenbanken bleibt so reichlich Zeit, ihre überschwängliche expansive Geldpolitik zu normalisieren. Inflation und Zinsen bleiben niedrig, das signalisiert, obschon im Griff der Zentralbanken, auch der Bondmarkt. Risikolose Eurozinsen bis über zehn Jahre zum Beispiel verharren im negativen Bereich.
Mit sicheren Anlagen, ob Sparbuch oder Anleihen, ist weiterhin kein Geld zu verdienen. "Nicht mal Werterhalt ist möglich", betont von Ah. Die Konsequenz: Aktien bleiben für SwissRock erste Wahl.
Sind Aktien nach dem Höhenflug seit über einem Jahr teuer oder sogar überbewertet? Auch da geltewie bei der Inflation: Nur auf den ersten Blick. Sehe man sich die Entwicklung der Unternehmensgewinne an, komme die Aktienhausse nicht von ungefähr. Besonders ist in den USA ist der Anstieg kräftig, und die Erträge werden auch im nächsten und voraussichtlich ebenfalls im übernächsten Jahr weiter merklich wachsen.
Die Rezessionswahrscheinlichkeit sei gering. Die gesunkenen Arbeitslosenraten seien ein deutliches Indiz dafür.
Die Kursavancen an den Aktienmärkten gehen also nicht auf eine Bewertungsexpansion, sondern primär auf höhere Unternehmensgewinne zurück. "Ich sehe keinen Grund, weshalb ein gut diversifiziertes Aktienportfolio Stress verursachen sollte", sagt von Ah. Die Unternehmenserträge würden den Markt nicht nur stützen, sondern ihm weiteres Potenzial verleihen.
Die Risikoprämie, die die Volatilität von Aktien bietet, sollte man nutzen, "Aktien sind gegenüber Obligationen nach wie vor attraktiv bewertet", hält der SwissRock-CEO fest.