23.12.2024, 08:37 Uhr
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Der amerikanische Technologiesektor biete weiterhin lukrative Möglichkeiten, so die Analysten von ODDO BHF Asset Management. Doch speziell die Eurozone eigne sich besonders für Investitionen in Aktien.
Gemäss dem Investmentstrategie-Paper von ODDO BHF AM zeichnete sich per Ende 2017 eine so gute globale Konjunkturlage wie seit Jahrzehnten nicht mehr ab, was den Märkten Schub verlieh. Das weltweit synchron verlaufende Wachstum (Ende 2017 befanden sich lediglich sechs Länder in einer Rezession) beflügelte die Unternehmensgewinne weltweit und verhalf einer Vielzahl von Anlagewerten zu Rekordzuflüssen. Die sich in den Vorjahren unterdurchschnittlich entwickelnden Schwellenländeraktien lieferten im vergangenen Jahr die beste Wertentwicklung, gefolgt von Titeln aus den USA und Japan. Risikofreudige Investoren wurden belohnt, aber auch risikoaverse Anleger gingen nicht leer aus. Die Zinsen präsentierten sich stabil, und Anleiheinvestoren konnten mit Hochzins- und Schwellenländeranleihen auskömmliche Erträge erzielen. So fragen sich die Experten, ob dieses Goldilocks-Szenario ewig oder zumindest ein weiteres Jahr anhalten kann.
Szenario für 2018: Risk-on!
Zum Auftakt des neuen Jahres präsentiert sich das Wachstum an allen grossen Märkten überaus dynamisch. Für die USA erwarten die Experten von ODDO BHF AM ein über dem Potenzial liegendes Wachstum. Hier könnten die Steuerreformen das BIP-Wachstum um 0,3% steigern. In diesem Umfeld dürfte die US-Notenbank an ihrem geldpolitischen Normalisierungskurs festhalten und auf die drei 2017 bereits erfolgten Zinserhöhungen 2018 mindestens drei weitere Zinsschritte folgen lassen. Dies sollte die langfristigen Zinsen nach oben treiben, ohne jedoch die Rally bei Risikowerten aus dem Tritt zu bringen.
Die EZB hinkt der Fed in Sachen Zinserhöhungszyklus hinterher. Ihre Politik dürfte weiterhin unterstützend bleiben, d.h. vorerst ist keine Zinserhöhung in Sicht. Erste Drosselungen der Anleiheankäufe sind aber bereits eingeleitet. Angesichts des weiterhin kräftigen, über dem Potenzial liegenden Wachstums wird die Eurozone der Markt sein, den es 2018 zu beobachten gilt. Es bleibe nach Ansicht der Experten abzuwarten, wie sich etwaige Risiken im Umfeld der italienischen Wahlen und das Ergebnis der langwierigen Koalitionsverhandlungen in Deutschland auf das Marktumfeld auswirken werden.
Angesichts eines für die Schwellenländer prognostizierten BIP-Wachstums von 4,5% können Anleger hier weiterhin auf gute Erträge hoffen. In Japan dürften steigende Investitionsausgaben für öffentliche Infrastruktur für positive Impulse sorgen. In China ist mit einer leichten Abschwächung zu rechnen, da die Regierung den Kreditboom so behutsam wie möglich einzudämmen versucht und Kapazitätsüberschüsse in der Industrie abbauen muss.
Auch 2018, so die Überzeugung der Analysten bei ODDO BHF AM, dürfte sich wie schon 2017 Risikofreude für Anleger auszahlen. Dennoch gebe es ein paar Punkte, die ihre langfristige Markteinschätzung beeinflussen könnten. Neben einer möglichen Wachstumsabschwächung in China könnten auch Handelsschocks durch protektionistische Massnahmen eigentlich bereits für das erste Jahr der Trump-Präsidentschaft erwartet vor den US-Mid-TermWahlen im November wieder zum Thema werden. Wachsende geopolitische Risiken in Nordkorea und Iran könnten die optimistische Anlegerstimmung trüben. Für den Moment jedoch stehen Anleger lediglich vor der Qual der Wahl zwischen diversen Anlageoptionen.
Europa ist Trumpf
Europa, und insbesondere die Eurozone, sehen die Experten als beste Option für Aktienanleger. Hier feuert die Wirtschaft in Deutschland auf allen Zylindern und ist zumindest in einigen der südeuropäischen Nachzügler auf Erholungskurs. Indikatoren zu Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima tendieren nach oben. Auch die Industrieproduktion zieht an. Ein besonders schlagendes Argument für den Kauf europäischer Aktien ist jedoch ihre Bewertung. Mit den in den letzten drei Jahren boomenden US-Aktienmärkten konnte Europa nicht Schritt halten. In 2017 ist dieser Abstand noch gewachsen, abzulesen am KGV im Stoxx Europe 600, das aktuell 18% niedriger ist als im entsprechenden US-Index, dem S&P 500. Zudem bieten in Europa Aktien gegenwärtig im Durchschnitt eine im Vergleich zur Anleiherendite höhere Dividendenrendite. Da der durchschnittliche Gewinn je Aktie am europäischen Aktienmarkt aktuell 15% unter dem Niveau von 2007 liegt, ist noch viel Luft nach oben.
In einem wachstumsstarken Umfeld bieten europäische Standardwerte enormes Aufholpotenzial trotz Gegenwind in Form eines starken Euro. "Wir sind überdies überzeugt, dass sie von der US-Steuerreform profitieren werden", so die Experten weiter. Zwei Jahre nach Ausbruch des Diesel-Skandals sei es nun an der Zeit, den Automobilsektor wieder in den Blick zu nehmen. Alle deutschen Autohersteller wiesen für das letzte Jahr Rekordumsätze aus und sind weiterhin attraktiv bewertet. Auch Banken dürfte die Konjunkturbelebung Rückenwind geben. So werden sie von steigenden Langfristzinsen profitieren und bieten nicht nur ein hohes Wachstumspotenzial, sondern auch hohe Dividenden.
US-Aktien halten, was sie versprechen
Die Antwort von ODDO BHF AM lautet ja. US-Unternehmen können auch weiterhin ihre Versprechen einlösen. So ist die Gewinnwachstumsdynamik unverändert intakt und die Bewertungen präsentieren sich im Vergleich zum Zinsniveau angemessen. Zumindest kurzfristig dürfte die kurz vor Weihnachten verabschiedete Steuerreform durch Senkung der Unternehmenssteuer von 35% auf 21% für Wachstumsimpulse sorgen. Die Reform wird nicht nur Gewinne und Löhne, sondern auch ausländische Investitionen in US-Firmen und die Repatriierung von Gewinnen ankurbeln. Darüber darf jedoch der langfristige Negativeffekt für das US-Haushaltsdefizit nicht vergessen werden. Zunächst jedoch ist die Reform für die US-Konjunktur positiv. "Unsere Präferenz liegt hier weiterhin auf dem Technologiesektor, da die Gewinnmargen hier höher sind als am US-Aktienmarkt insgesamt. Zur Portfoliodiversifizierung mit defensiven Aktien empfiehlt sich der Gesundheitssektor", erklären die Analysten zum Schluss.