«Europa steht an der Schwelle eines zyklischen Rebounds»

Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments, Bellevue Asset Management. (Bild pd)
Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments, Bellevue Asset Management. (Bild pd)

«Europa geht mit Rückenwind in das Jahr 2026. Die makroökonomischen Indikatoren stabilisieren sich, die PMIs haben ihren Tiefpunkt hinter sich gelassen und die EZB befindet sich auf einem Lockerungspfad. Gleichzeitig setzt die Fiskalpolitik starke Akzente», schreibt Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments, Bellevue Asset Management.

04.12.2025, 09:20 Uhr
Aktien

Redaktion: sw

Deutschland startet ein Infrastrukturprogramm von 500 Milliarden Euro, erhöht die Verteidigungsausgaben auf 3,5 Prozent des BIP, und EU-weit fliessen über Programme wie «Readiness 2030» weitere 800 Milliarden Euro in Modernisierung und Sicherheit. Parallel dazu erwarten Ökonomen eine deutliche Beschleunigung der Wirtschaftsaktivität. Laut JP Morgan könnte Europa bereits im Sommer 2026 wieder rund 1 Prozent Wirtschaftswachstum erreichen und bis Jahresende auf 2 Prozent anziehen.

Für europäische Small und Mid Caps sei diese Ausgangslage besonders relevant. Rund 60 Prozent ihrer Umsätze stammen aus Europa – während Large Caps stärker global ausgerichtet sind. Die vergangenen Jahre waren für Nebenwerte herausfordernd: Energiepreisschocks, eine industrielle Rezession sowie Kapitalabflüsse von 11,5 Milliarden Euro seit 2021 belasteten die Bewertungen. Doch nun dreht die Dynamik. Erstmals seit Jahren fliessen wieder Mittel in europäische Small und Mid Caps.

Neue strategische Ausrichtung

Gleichzeitig verändere sich die strategische Ausrichtung Europas. Der politische Wille, paneuropäische Champions zu schaffen, hat zugenommen. Bisher fanden Zusammenschlüsse vor allem auf nationaler Ebene statt – in Telekommunikation, Energie, Banken oder Versorgern. Künftig dürfte verstärkt mit grenzüberschreitenden Konsolidierungen gerechnet werden, da Europa versteht, dass es für globale Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China grössere, schlagkräftigere Unternehmensstrukturen benötigt. Auch der Medien- und Industriesektor gilt dabei als potenzielles Konsolidierungsfeld.

Europa stehe damit am Beginn einer Phase, in der konjunkturelle Erholung, fiskalische Expansion und strukturelle Marktintegration gleichzeitig wirken.

Unterbewertet, robust und gut positioniert

Während die Aufmerksamkeit vieler Anleger weiterhin den grossen europäischen Blue Chips gilt, eröffnet sich im Small- und Mid-Cap-Segment eine seltene Bewertungs- und Marktkonstellation. Europäische Small Caps sind derzeit relativ so niedrig bewertet wie seit 2008 nicht mehr: Das Forward-KGV liegt bei 13,6x, unter dem der Large Caps (15.1x) und weit unter dem der US Small Caps (19.6x). Die relative Bewertung gegenüber Large Caps bewegt sich nahe 0.8x – ein historischer Tiefpunkt.

Gleichzeitig haben sich die Fundamentaldaten verbessert. Die Verschuldung europäischer Small und Mid Caps liegt deutlich unter dem Niveau der Large Caps und entspricht dem langfristigen Durchschnitt, derweil hat sich die Profitabilität deutlich erhöht.

Viel höherer Stromerverbrauch

Ein struktureller Treiber der kommenden Jahrzehnte ist die Elektrifizierung. Der Stromverbrauch dürfte sich in den USA und in Europa in den nächsten 25 Jahren nahezu verdoppeln, getrieben von E-Mobilität, industrieller Elektrifizierung, Reshoring, Digitalisierung und der wachsenden Nachfrage durch KI-Infrastruktur und Rechenzentren. Gleichzeitig warten rund 25 000 Kilometer Stromnetzprojekte auf Genehmigung, und Europa benötigt bis 2030 33 Prozent mehr Interkonnektoren. Zahlreiche Small und Mid Caps liefern entscheidende Technologien in diesem Wandel – etwa Nordex im Windbereich, Nexans in der Kabel- und Netztechnik oder Metso im Bereich Ressourceneffizienz.

Das Small-und-Mid-Cap-Segment bleibt zugleich strukturell ineffizient. Das Universum umfasst zirka 2500 Unternehmen, während es im Large-Cap-Segment lediglich etwa 300 sind. Auch ist das Universum sektorentechnisch vielfältiger. Small Caps werden im Durchschnitt von deutlich weniger Analysten abgedeckt, was ein günstiges Umfeld für aktive Stock-Picker schafft, insbesondere für fundamentale Bottom-up-Spezialisten.

Wie stark sich diese Kombination aus bewährtem Anlagekonzept und Marktstruktur auszahlt, zeige die langfristige Wertentwicklung des Bellevue Entrepreneur Europe Small Fonds, der seit Auflegung 2011 und über mehrere Zeiträume hinweg zum ersten Quartil seiner Kategorie gehört.

Die Performance über drei Jahre erreichte 58 Prozent, während der MSCI Europe Small ex UK 41 Prozent zulegte. Die Outperformance basiert auf einem fokussierten, fundamentalen Stock-Picking durch internationale Sektorspezialisten mit langjähriger Erfahrung und einer diversifizierten Stilausrichtung mit einer klaren Value- und Qualitätskomponente.

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