23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Bei ESG geht es um Verhaltensweisen. Und laut Nick Parsons von Thomas Lloyd haben die am besten geführten Unternehmen der Welt schon gute Verhaltensweisen an den Tag gelegt, lange bevor der Begriff ESG überhaupt erfunden wurde.
Bereits 2004 gaben die Vereinten Nationen einen Bericht in Auftrag, in dem die bessere Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Faktoren bei Investitionsentscheidungen gefordert wurde. Diese lauteten unter anderem:
"All dies ist grundlegender Geschäftssinn. Es ist nicht bahnbrechend und sicherlich auch nicht neu. So haben gut geführte Unternehmen schon immer gearbeitet. Studenten von Wirtschaftsfakultäten haben es vielleicht einmal einfach als 'beste Praxis' bezeichnet. Aber es ist eine sinnvolle Liste, gegen die sich kaum etwas sagen lässt", kommentiert Nick Parsons, Head of Research & ESG, ThomasLloyd Group.
Was sich geändert habe und was neu sei, sei die Notwendigkeit, zu dokumentieren, zu belegen und zu quantifizieren, inwieweit diese Grundprinzipien umgesetzt werden. Wir seien von der Anerkennung bewährter Verfahren zu einer stärker kodifizierten, strukturierten und formalen Reihe von Zielen, Messgrössen und Vorgaben übergegangen. "In mancher Hinsicht ist dies sehr zu begrüssen – Transparenz ist sicherlich besser als die Alternative –, aber ich frage mich, ob wir nicht in die Falle getappt sind, einfach zu messen, was messbar ist, ohne zu hinterfragen, was wir letztendlich erreichen wollen", gibt Parsons zu bedenken.
Wenn sein E-Mail-Posteingang ein guter Indikator für das sei, was gerade passiert, dann bestehe die Gefahr, dass die Finanzwelt von ESG-Beratern, Datenanalysten und Dienstleistern übernommen werde, von denen jeder ein neues Dashboard, ein Toolkit und einen Berichtsrahmen habe. Sie alle witterten eine Marktchance, zumal alle versuchten, herauszufinden, was die Standards sein sollten.
Nach mehr als drei Jahren positiver Nettozuflüsse in Fonds mit ESG-Ausrichtung scheint sich laut dem Experten das Blatt zu wenden. Dies könnte seiner Ansicht nach natürlich nur darauf zurückzuführen sein, dass die Anleger ihre Verluste begrenzen. ESG-Fonds seien in der Regel im Technologiesektor übergewichtet und hätten nur ein geringes oder gar kein Engagement in Öl und Gas. Dies habe sich in der ersten Hälfte dieses Jahres als der denkbar schlechteste Aktienportfoliomix erwiesen.
"Kein Wunder", so Parsons, "dass sich einige ESG-Fonds jetzt in die Nesseln setzen und versuchen, grössere Engagements in den Sektoren mit der besten Performance mit dem fadenscheinigen Argument des 'Engagements' oder der 'Energiewende' zu rechtfertigen."
"ESG ist wichtig. Verhaltensweisen sind wichtig. Und gute Verhaltensweisen sollten gegenüber schlechten belohnt werden."
Letztendlich komme es aber auf die Ergebnisse an – auf das Ausmass, in dem Unternehmen Waren und Dienstleistungen geliefert haben, die unser Leben und die Welt, in der wir leben, positiv verändern. Das sei es, was wir als Wirkung definieren und wonach wir letztlich beurteilt werden sollten. Die überwältigende Mehrheit der Menschen und Unternehmen in der Investmentbranche investiert in Finanzanlagen, sei es in Aktien, Anleihen, Kreditprodukte oder Derivate.
In jüngster Zeit habe es einen Ansturm auf die Neuklassifizierung von Investmentfonds als grün oder nachhaltig oder ESG oder Impact gegeben. Doch trotz aller Bemühungen der besten Marketingteams der Fondsverwaltungsbranche sei die einfache Wahrheit, dass der Kauf von Aktien auf dem Sekundärmarkt lediglich den Besitz einer Aktie ändert. "In Bezug auf die Verbesserung des Klimas oder der sozialen Lage sei diese Investition das finanzielle Äquivalent zum Verschieben der Liegestühle auf der Titanic", sagt Parsons.
Es bleibe eine Tatsache, dass ein Anleger, der mit seinen Investitionen wirklich etwas bewirken wolle, immer noch vor einer sehr schwierigen Wahl stehe. "Wir sind der Meinung, dass der beste Weg, um wirklich etwas zu bewirken, darin besteht, in reale Werte zu investieren, nicht in Papierwerte", betont der Head of Research & ESG bei ThomasLloyd. Auf diese Weise würden die Anleger frisches Geld in die Wirtschaft bringen, schafften neue Arbeitsplätze, entwickelten neue Vermögenswerte und bewirkten einen positiven Unterschied für die Menschen und Gemeinschaften, in die ihr Geld investiert wird.
"Nach mehr als 30 Jahren, die ich in verschiedenen Handelsräumen von Investmentbanken auf der ganzen Welt verbracht habe, war es für mich wirklich demütigend, eine Grundschule zu besuchen, die zum ersten Mal überhaupt eine Toilette mit fliessendem Wasser hat. Und ich traf mit lokalen Geschäftsleuten, führenden Vertretern der Zivilgesellschaft und lokalen Politikern zusammen, die alle eine eindrucksvolle Geschichte des wirtschaftlichen Wandels erzählen, der sich aus den direkt und indirekt durch Investitionen in die Infrastruktur und die daraus resultierende stabile Stromversorgung geschaffenen Arbeitsplätzen ergibt", sagt Parsons.
Wie er weiter ausführt, können Unternehmen mit einer stabilen Energieversorgung florieren und wachsen. Mit den vor Ort gezahlten Steuern werden öffentliche Arbeiten und Verbesserungen in den Bereichen Abwasserentsorgung, Bildung und Gesundheitsversorgung finanziert. Durch die Verringerung der Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen ist es möglich, eine widerstandsfähigere Wirtschaft zu schaffen und die Energiesicherheit zu gewährleisten.
"Arbeitsplätze sind das Herzstück unserer Impact-Story. Arbeitsplätze bringen Sicherheit und Stabilität für Familien. Arbeitsplätze bringen Gemeinschaften zusammen. Arbeitsplätze bringen Würde und Respekt für zivilgesellschaftliche Institutionen und die Rechtsstaatlichkeit.
Die einzigen Arbeitsplätze, die Investitionen in Papierwerte schaffen, sind an der Wall Street und in der Finanzindustrie zu finden. Ich werde weiterhin argumentieren, dass ESG wichtig ist – Verhaltensweisen sind wichtig. Aber die Ergebnisse sind noch wichtiger, und echte Wirkung kann nur durch Investitionen in reale Vermögenswerte erzielt werden", kommentiert Nick Parsons.