02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Im Kampf gegen den Klimawandel nur auf grüne Vorzeigeunternehmen zu setzen, sei weder für die Umwelt noch für die finanzielle Performance eines Portfolios zielführend, meint Hilde Jenssen von Nordea Asset Management. Sinnvoller sei es, sich zusätzlich bei sogenannten ESG-Nachzüglern für einen positiven Wandel einzusetzen.
Was ist bei nachhaltigen Investments sinnvoll? In Unternehmen zu investieren, die im Hinblick auf ESG bereits nahezu alle Kriterien erfüllen? Oder besser auf Unternehmen zu setzen, die sich im Transformationsprozess befinden und diese zu einem noch schnelleren Kurswechsel zu bewegen? Nach Meinung von Hilde Jenssen, Leiterin des Fundamental Equities-Teams bei Nordea Asset Management, kann man das eine tun, sollte das andere aber nicht lassen: "Beide Ansätze fördern auf ihre Weise eine positive Wirkung. Am sinnvollsten ist eine Kombination aus beiden."
Denn einerseits tragen Investitionen in grüne Unternehmen, die Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen finden, zu einer nachhaltigeren Gesellschaft bei – und zwar durch innovative Technologien, aber auch durch Ressourceneffizienz, Abschwächung des Klimawandels und Umweltschutz. Indem Anlegerinnen und Anleger grünen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, ermöglichen sie ihnen, schneller zu wachsen.
Nachzügler in puncto Nachhaltigkeit sollten dabei aber nicht ausser Acht gelassen werden. "Wir sind überzeugt davon, dass wir durch die Initiierung von Engagement-Dialogen, das Verhalten von Unternehmen, die noch nicht zu den ESG-Leadern gehören, verändern und zugleich auch deren Geschäftsergebnisse verbessern können", betont Jenssen. Daher ist sie der Meinung, dass der Ausschluss eines Unternehmens letztlich eine passive Akzeptanz von suboptimalen Standards ist.
Für alle ESG-orientierten Vermögensverwalter und Asset Owner gebe es ein Dilemma zwischen Engagement und Ausschluss. Auch wenn es immer vorzuziehen sei, sich zu engagieren, um Veränderungen zu fördern, gebe es Sektoren und Praktiken, die nicht als nachhaltig genug für eine Investition seien. Hier müssten die Grenzen klar markiert werden.
"Das Argument für ein Engagement hingegen ist, dass der reale Effekt eines Ausschlusses vernachlässigbar sein kann, zumindest auf kurze Sicht. Immer wenn ein Marktteilnehmer ein Wertpapier verkauft, kauft ein anderer, vermutlich mit geringeren ethischen Standards, dieses", erklärt Jenssen. Vor diesem Hintergrund könne argumentiert werden, dass es besser sei, ein Wertpapier zu behalten, sich bei dem Unternehmen zu engagieren und – wo zutreffend – auf dessen Hauptversammlungen abzustimmen.
Laut Jenssen kann sich dieses Vorgehen auch positiv auf die Performance auswirken. Häufig seien es gerade die Unternehmen, die sich zum Zeitpunkt eines Investments noch in einem Transformationsprozess befänden, die langfristig am meisten zur Fonds-Performance beitragen.
Die Expertin setzt jedoch voraus, dass die Unternehmen einen klaren Fahrplan zur Verbesserung ihrer ESG-Merkmale vorweisen können und bereits konkrete Schritte eingeleitet haben. Letztlich könne sich durch dieses Vorgehen eine Win-Win-Situation ergeben – für die Umwelt und für die Performance des Portfolios.