Ob es sich um Diesel- oder Benzinfahrzeuge handelt die Abgase enthalten bedeutende Mengen von Feinstaubpartikeln (kleiner als 2,5 µm), die tief in unsere Lungen eindringen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Diesel und Benzin 2012 als krebserregend ein. Daher sollte sich die Debatte nicht auf die Frage "Diesel oder Benzin?" konzentrieren, da beide extrem gefährlich seien, führen die Experten weiter aus.
Elektrofahrzeuge kommen schneller, als wir meinen
Wenngleich kein Zweifel daran besteht, dass Elektrofahrzeuge im Kommen sind, ist ihre Verbreitung noch sehr gering (unter 2 % der gesamten Fahrzeugverkäufe). Die hohen Kosten, kurze Reichweiten und der Mangel an öffentlichen Ladestationen können als Gründe hierfür angeführt werden. Es gibt jedoch viele Anzeichen dafür, dass die Verbreitungsrate von Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren stark ansteigen und auch die optimistischsten Prognosen übertreffen wird. Um von dieser Aussage zu überzeugen, analysierten die Experten von Degroof Petercam die drei Hauptfaktoren, die mit den derzeitigen Bedenken zusammenhängen, nämlich Infrastruktur, Regulierung und Batterien.
Der Bedarf an Infrastruktur wird überschätzt
Häufig wird argumentiert, dass der Mangel an öffentlichen Ladestellen ein Hindernis für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge sei. Der Bedarf an öffentlichen Ladestationen wird überschätzt, da sie in den meisten Fällen nicht die genutzte Option sind. Die Experten weisen darauf hin, dass das Aufladen von Elektrofahrzeugen etwas völlig anderes ist als das Tanken an der Tankstelle. Zudem investieren verschiedene Akteure in diesem Bereich, beispielsweise das von VW, Ford, BMW und Daimler gegründete Joint-Venture IONITY. Daneben haben Ölgesellschaften, Stromversorger und sogar Technologieunternehmen auf diesem Markt bereits investiert.
Ein Anschub durch die Regulierung
Die Experten sind sich sicher, dass die Regulierung im Bereich CO2-Emissionen in Europa und weltweit immer strenger wird. Diese Regulierung motiviert Autohersteller, Alternativen anzubieten, wie Hybrid- und Elektrofahrzeuge, um die vorgegebenen CO2-Grenzwerte nicht zu überschreiten. In jüngster Zeit haben verschiedene Regierungen und Kommunen angekündigt, dass sie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren einfach verbieten werden (bis 2040 in Frankreich und im Vereinigten Königreich) oder festgelegte Quoten für Elektrofahrzeuge einführen werden, wie es in China der Fall ist.
Und schliesslich erleben Subventionen für den Kauf von Elektrofahrzeugen einen Boom. Norwegen ist ein sehr gutes Beispiel hierfür, da es Zuschüsse von bis zu 15.000 Euro pro Fahrzeug zahlt. Als weitere gute Beispiele in dieser Hinsicht nennen die Experten Südkorea, Dänemark und China. Ziel sei es, die kurzfristige Nachfrage zu fördern, indem die Preisdifferenz zwischen Fahrzeugen mit Verbrennungs- und Elektromotor geschlossen wird. Mit der Weiterentwicklung der Batterietechnologie wird diese Lücke immer kleiner, und die Subventionen werden allmählich auslaufen.
Richtung Parität von Elektro- und Benzinantrieben bis 2025
Batterien spielen eine äusserst wichtige Rolle, da bis zu 50 % der derzeitigen Kosten von Elektrofahrzeugen mit der Batterie zusammenhängen. Seit einigen Jahren sind die Batteriepreise beständig gefallen, jedoch noch nicht tief genug, um mit Autos mit Verbrennungsmotor konkurrieren zu können. Die Experten sind der Meinung, dass wir uns zurzeit an einem Wendepunkt befinden. Denn der Preisverfall werde sich deutlich beschleunigen, was eine Parität von Fahrzeugen mit Elektro- und Verbrennungsantrieb bis 2025 möglich macht. Die Batterietechnologie entwickelt sich unglaublich schnell.
Die Elektrifizierung von Fahrzeugen verlagert die Wertschöpfungskette der Autobauer
Die Elektro-Revolution verändert die Welt der Autobauer von Grund auf. Traditionelle Hersteller werden eine sehr schwierige Übergangsphase durchmachen, da Elektrofahrzeuge nicht besonders rentabel sind. Die Wertschöpfungskette verlagert sich vom Know-how bei Verbrennungsmotoren, die ansehnliche Renditen für die Hersteller abwerfen, hin zu Batterien, eingebetteten Technologien und Elektronik, die nicht zum Kerngeschäft der traditionellen Automobilproduzenten gehören. Die Experten von Degroff Petercam sehen die Gewinner der Zukunft unter den Akteuren oder neuen Herstellern, denen es gelungen sein wird, diese entscheidenden Aspekte zu berücksichtigen.
Ein Gebiet mit Investitionspotential
Die Experten von Degroof Petercam sehen die einfachste Möglichkeit darin, in das Unternehmen zu investieren, das am bekanntesten für Elektrofahrzeuge ist, nämlich Tesla. Sie schauen bei jedem Thema, das sie als interessant ermittelt haben, die Wertschöpfungskette genau an, um diejenigen Unternehmen zu finden, die am besten aufgestellt sind. Im Falle von Elektrofahrzeugen investieret Degroof Petercam lieber in Automobilzulieferer, anstatt direkt in die Autohersteller. Ein Beispiel ist Infineon, der weltweit führende Lieferant von Leistungshalbleitern für die Automobilindustrie. Infineon ist beliebt wegen der hohen Markteintrittsbarrieren aufgrund sehr langer Testzeiten bei den Herstellern und den langfristigen Verträgen über den Lebenszyklus von Automodellen hinweg. Ausserdem kann die Anzahl von Leistungshalbleitern in einem Elektrofahrzeug bis zu fünf Mal so hoch sein wie in einem traditionellen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Ein weiteres positives Beispiel ist Aptiv, ein Hersteller von Komponenten, aus denen das elektrische "Rückgrat" eines Elektrofahrzeugs besteht, wie Stecker und Kabel. Auch hier wirkt sich die Verlagerung auf Elektrofahrzeuge zugunsten des Unternehmens aus. Darüber hinaus hat Aptiv eine gute Stellung bei Technologien für autonome Fahrzeuge.