Diversifikation mit unkorrelierten Anlageklassen

Kai Mösmang, Advisor des «ART Global Macro Fonds». (Bild pd)
Kai Mösmang, Advisor des «ART Global Macro Fonds». (Bild pd)

«Statt auf 50:50 Aktien-Anleihen soll man für die langfristigen Altersvorsorge nur noch auf Aktien setzen. Doch macht die höhere Renditeerwartung Aktien nicht automatisch attraktiver», schreibt Kai Mösmang, Fondsadvisor des «ART Global Macro Fonds» und stellvertretender Leiter Agathon Capital Schweiz.

18.03.2024, 11:59 Uhr
Aktien | Anlagestrategie

Redaktion: sw

Aufgrund einer höheren Renditeerwartung sei der Ansatz mit 100 Prozent Aktien zunächst absolut nachvollziehbar. Ein differenzierter Blick zeige allerdings, dass die bestehenden Risiken nicht einfach auszublenden sind. «Mit einer im Mittelwert höheren Renditeerwartung geht auch eine höhere Standardabweichung einher. Risiken in Form von Schwankungen während der Haltedauer sind in der Tat für bestimmte Investoren mit gesichert langfristigem Anlagehorizont weniger relevant als für andere», schreibt Mösmang.

Risiken der Volatilität

Wer ohne Diversifikation alles auf eine Anlageklasse mit höherer Volatilität setze, spiele mit dem Risiko, dass die realisierte Rendite zum Ausstiegszeitpunkt erheblich vom Mittelwert abweiche. Ein schwacher Aktienmarkt zum Ausstiegszeitpunkt könne die realisierte Rendite über die gesamte Laufzeit - auch für langfristige Anleger - erheblich schmälern. Die Risiken der Volatilität auszublenden sei auch typisch für Private Markets. Wer hochvolatile Anlageklassen nur quartalsweise bewertet, sieht nur einen Bruchteil der tatsächlichen Schwankung im Portfolio. Die risiko-adjustierte Rendite sei schwer mit liquiden, täglich bewerteten Anlagestrategien zu vergleichen. Private Markets erweckten durch die fehlende marked-to-market Bewertung den Anschein, eine geringere Volatilität zu haben. Aber im Endeffekt sei der Anleger «auf einem Auge blind». Er müsse hoffen, dass die Welt noch die Alte ist, wenn ihm beim Ausstieg die Augen geöffnet werden. Eine quartalsweise Bewertung mache Private Markets nicht weniger volatil und eine höhere Renditeerwartung mache eine Anlagestrategie nicht automatisch attraktiver, fügt Mösmang an.

Hebeleffekte nutzen

Wer zu mehr Risiken bereit sei, um eine bestimmte Renditeerwartung zu erreichen, müsse noch lange nicht alles auf eine Karte beziehungsweise auf das Asset mit der höchsten absoluten Renditeerwartung setzen. «Sophistizierte Anleger können nahezu jede beliebige Anlageklasse oder Anlagestrategie auf die gewünschte Zielvolatilität hebeln. Im ART Global Macro Fonds ist genau dies das tägliche Brot: Bei Bedarf werden im Portfoliokontext Hebeleffekte genutzt und die Märkte mit der höchsten risiko-adjustierten Renditeerwartung nach Volatilität gewichtet. Somit können alle Positionen in etwa das gleiche Risiko zum Portfolio beitragen. Der Schlüssel zu einem langfristig planbaren Anlageerfolg ist also die Diversifikation in einem Portfolio mit möglichst unkorrelierten Anlageklassen», schreibt der Fondsadvisor.

Sorgen Zinskosten für Paradigmen-Wechsel?

Gemessen an der Ertragsrendite von Aktien und dem Zins 10-jähriger Staatsanleihen, sind Anleihen zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten wieder kompetitiv gegenüber Aktien. Historisch gesehen waren Aktien nicht in jedem Jahrzehnt die beste Anlageklasse - weder auf risiko-adjustierter noch auf absoluter Basis. Nach der Jahrtausendwende waren es Rohstoffe und Edelmetalle, in den 1930er und 40er Jahren waren Anleihen die beste Wahl. Aus langfristiger Makro-Perspektive sind für Aktien neben dem Ertragswachstum vor allem die Zinskosten und Unternehmenssteuern entscheidende Faktoren für die Renditeerwartung. In Bezug auf die Zinskosten deute vieles auf einen Paradigmen-Wechsel hin: Selbst wenn die Leitzinsen im erwarteten Ausmass wieder sinken, werden sich die Zinskosten für Unternehmen in den nächsten Jahren erhöhen.

In Bezug auf Steuern ist zu beobachten, dass sämtliche Industrienationen hoch verschuldet sind. In dieser späten Phase des Schuldenzyklus steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat auf bewährte Mittel der Entschuldung wie Finanzierung durch die Notenbank oder Steuererhöhungen zurückgreife. «Früher oder später könnte der Staat also mit Unternehmenssteuererhöhungen nach den Honigtöpfen der Cash-Cow-Unternehmen greifen.»

Das Wachstum verlangsamt sich

Besonders in den USA hat sich Wachstum während der Inflationsbekämpfung als widerstandsfähig erwiesen. Die Aktienmärkte am Allzeithoch erwarten aktuell eine Fortsetzung des Wachstums. In Technologieaktien und besonders im Bereich künstliche Intelligenz - einem wachstums-abhängigen Sektor – sei derzeit viel Zukunftsmusik und Wachstum eingepreist.

Durch die hartnäckige Kerninflation, hohes Lohnwachstum und robuste Arbeitsmärkte gebe es aktuell wenig Spielraum für Zinssenkungen. Die Zinssensitivität zeigte sich in diesem Zyklus aufgrund von langfristigen Finanzierungen der Unternehmen und Haushalte schwächer als in vergangenen Zyklen. Doch die steigenden Zinskosten werden sich mit Verzögerung durch das System arbeiten – selbst, wenn die aktuell erwarteten Zinssenkungen eintreten würden. In Kombination mit auslaufenden Sondereffekten bei den Ersparnissen der Haushalte sei das Wachstum im Begriff sich während des Jahres deutlich zu verlangsamen bis hin zur Stagnation. Neben überraschenden Rücksetzern im breiteren Markt positioniere sich der Fonds deshalb auch vermehrt in «Value» anstelle von «Growth».

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