Die Komplexität der Märkte

Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.
Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.

Komplex oder kompliziert? Aktien oder Anleihen? Das Verhalten der Märkte ist nicht eindeutig vorherzusagen. Lesen Sie hierzu den Marktkommentar von Guido Barthels

15.04.2014, 09:43 Uhr

Redaktion: dab

Ist etwas, das komplex ist, gleichzeitig auch kompliziert? Ein Fussballspiel zum Beispiel ist ein äusserst komplexes Geschehen mit vielen Unberechenbarkeiten. Ob es allerdings kompliziert ist, liegt ganz im Auge des Betrachters.

Wie Spieler auf dem Fussballfeld sehen sich auch die Börsianer immer wieder mit Unwägbarkeiten konfrontiert, Erfolg und Misserfolg liegen stets dicht beieinander. Zur Verdeutlichung erlauben wir uns, am Ende des ersten Quartals eine Zwischenbilanz zu ziehen. Dass in diesem Zeitraum der Bund nicht das ideale Renteninvestment war, ist sicherlich in Zeiten der Konvergenz von Renditen der Peripherie offensichtlich. So hätte man mit griechischen Anleihen im Durchschnitt über 20% verdienen können, während portugiesische noch knapp 13% abgeworfen hätten.

Ein Indiz für den weiteren Jahresverlauf dürfte, unter den „normalen“ Umständen der letzten sechs Jahre, das Verhalten der Zentralbanken sein. Allein die Erwähnung des Taperings vonseiten des ehemaligen Fed-Chefs Ben Bernanke im Mai 2013 hat für deutliche Kursschwankungen an der Weltbörse gesorgt. Seine Nachfolgerin Janet Yellen hingegen spricht eine deutliche Sprache. Nach dem FOMC-Meeting der Fed im März interpretierte man ihre Aussagen so, dass die US-Wirtschaft deutlich wächst, der Job-Markt absolut in Ordnung ist, man daher weiterhin die Anleihenkäufe zurückfahren wird und sogar bald die ersten Zinserhöhungen ins Auge fassen kann. Die Interpretation ihrer Rede vom 31. März in Chicago war eine gänzlich andere: Plötzlich stand nicht mehr nur die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Vordergrund sondern auch die Tatsache, dass sich die Langzeitarbeitslosigkeit weiterhin in Rekordhöhe befindet.

Grundsätzlich sollte die Weiterentwicklung der Wirtschaftsleistung eines Landes eine höhere Relevanz für die Geldpolitik haben als eine Variable wie etwa die Arbeitslosenquote. Die Wachstumsdynamik der verschiedenen Volkswirtschaften ist aktuell sehr unterschiedlich: Während sich die USA etwas verbessert haben, straucheln die Volkswirtschaften der Eurozone und lediglich Deutschland hat es geschafft, sich mit fast 3% ins Plus vorzuarbeiten. Hauptursache für die magere Entwicklung der Eurozone ist wohl die desaströse Bewegung von Ländern wie Italien, Spanien und Portugal, in denen sich die Wirtschaftsleistung immer noch 8% unter dem Niveau von vor sechs Jahren befindet. Die Markterwartungen für die Zinserhöhungen der EZB beziehen sich dementsprechend auf einen späteren Zeitpunkt als im Falle der Fed, nämlich auf das Frühjahr 2016. Auch dies ist ein Ausdruck der Komplexität der Märkte.

Komplexität bedeutet, dass das Gesamtverhalten eines Systems nicht exakt vorhersehbar ist. So, wie minimale Abweichungen in der Ball- oder Laufgeschwindigkeit eines Fussballspielers zu einem anderen Spielergebnis führen würden, ist auch das Verhalten der Märkte nicht zweifelfrei berechenbar.

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