26.11.2024, 09:52 Uhr
«Der Wahlsieg der Republikaner unter Donald Trump wird im nächsten Jahr einige Umwälzungen bringen. Die Zölle könnten zu einer erheblichen Inflation führen», schreibt Françoise Maret, Senior Advisory Portfolio...
Mit den Aktienmärkten auf Höchstständen und dem sich noch im Winterschlaf befindenden brüllenden Bären an den Anleihemärkten erleben die Finanzmärkte derzeit eine extrem niedrige Volatilität. Ist diese nun ein Zeichen für Überbewertung? Steht uns das Platzen einer Blase bevor? Lesen Sie den Marktkommentar vom Portfolio Management der ETHENEA.
Mit Entstehung der modernen Portfoliotheorie wurde eine gesamte Branche geschaffen, die darauf beruht, finanzielle Risiken anhand von Volatilität zu berechnen. Grösstenteils war die Einführung dieser Berechnungen hilfreich und ziemlich gesund für die Finanzdienstleistungslandschaft. Jedoch hat jede Theorie ihre Grenzen und man neigt dazu, die Tatsache zu übersehen, dass das Risiko, das am Ende wirklich zählt, die reale Rendite unserer Anlagen ist (oder vielmehr der Verlust). Hierbei möchten wir daran erinnern, dass im Jahr 1990 der japanische Aktienmarkt eine unverhältnismässig grosse Zahl an Verfechtern der modernen Portfoliotheorie dadurch angezogen hatte, dass die realisierte Volatilität des japanischen Aktienmarktes im Vergleich zu anderen Märkten so niedrig war. Unglücklicherweise war deren Optimismus fehl am Platz, da der Markt während der ersten neun Monate jenen Jahres um fast 50% zurückging, während andere Märkte mit ähnlicher oder höherer Volatilität um weit weniger fielen. Zugleich zeigt die Erfahrung, dass Vermögenswerte mit geringer Volatilität langfristig bessere absolute Ergebnisse erzielen als Vermögenswerte mit hoher Volatilität.
Die derzeitigen Volatilitätsniveaus sind in der Tat auf einem Mehrjahrestief, doch sollten sie weder überraschen noch Anlass zu übermässiger Sorge geben. Die Zentralbanken haben in den vergangenen Monaten viel Volatilität aus den Märkten genommen und es liegt in ihrem Interesse, die Volatilität gedämpft zu halten (aus Gründen, wie bereits im Beitrag Schöne neue Welt dargelegt). Zudem führt ein Umfeld mit niedrigen Zinsen fast immer zu Strategien, bei denen auf der Suche nach zusätzlicher Rendite systematisch Volatilität verkauft wird, was diese weiter drückt. Obwohl die Volatilität niedrig ist, hat sie dennoch bisher keine Allzeit-Tiefstände erreicht und die Geschichte lehrt uns, dass eine niedrige Volatilität für sehr lange Zeit bestehen kann.
Das bedeutet allerdings nicht, dass wir nicht aufmerksam sein sollten. Anstatt sich ausschliesslich auf die Volatilität einer einzelnen Anlage zu konzentrieren, halten wir es für wichtiger, einen ausgewogenen Investmentansatz zu verfolgen. Dieser berücksichtigt bestenfalls das relative Risiko eines Vermögenswerts innerhalb des Gesamtportfolios und mit Risiko meinen wir eine absolute negative Wertentwicklung. Manchmal impliziert das, dass eine Anlage mit extrem niedriger Volatilität (wie zum Beispiel Kasse) attraktiver im Vergleich zu anderen ist, während demgegenüber eine überdimensionale Aufstellung in einem eher volatilen Instrument perfekt zum Risikoprofil eines Portfolios passen kann.
Ein möglicher Anstieg der Volatilität sollte uns keine Angst einjagen, solange wir die Risiken entsprechend ausgleichen. Risiko ist nicht gleich Volatilität es ist der permanente Verlust von Kapital. Volatilität schafft Möglichkeiten.