23.12.2024, 08:37 Uhr
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Tony Coveney, Managing Director, Co-Head of Infrastructure Asset Management bei ThomasLloyd, spricht im Interview über die Rolle von Private Equity beim Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft und erläutert, wie ThomasLloyd in nachhaltige Infrastruktur in schnell wachsenden Schwellenländern investiert.
Warum sollten sich Investoren für globale Infrastruktur entscheiden, wenn es um Nachhaltigkeit geht?
Tony Coveney: Die Infrastruktur ist der Weichensteller für eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft – unser zukünftiges Wohlergehen und unser tägliches Leben. Wir sehen derzeit einen enormen Anstieg der Nachfrage nach ESG-ETFs. Diese mögen den Anlegern zwar ein gutes Gefühl vermitteln, tatsächlich jedoch schaffen diese keine echten Vermögenswerte, da hier durch Kauf und Verkauf lediglich Papiere den Besitzer wechseln. Um einen wirklichen Unterschied zu machen, müssen Investoren in reale Vermögenswerte, also Sachwerte investieren, die das Leben und die Gesellschaft verändern können – eben durch nachhaltige Infrastruktur.
Stellen Sie ein steigendes Interesse bei Investitionen in reale Vermögenswerte fest?
Ausserdem suchen Investoren zunehmend nach stabilen, renditestarken Anlagen mit geringer Korrelation zu traditionellen Anlageklassen. Auch hier sind Infrastrukturinvestitionen erste Wahl, wenngleich bislang die landläufige Meinung vorherrscht, dass diese weitestgehend institutionellen Investoren vorbehalten sind sowie erhebliche Investitionssummen und eine Haltedauer von mehr als zehn Jahren erfordern. ThomasLloyd macht hier den Unterschied. Wir geben ohne Ausnahme allen Anlegern die Möglichkeit, in reale Vermögenswerte zu investieren. Nicht zuletzt Privatanlegern, die über die digitale ThomasLloyd-Investmentplattform den Zugang zu solchen nachhaltigen Sachwerten und deren Anlagechancen finden. So können sie Veränderungen bewirken, wie sie es mit einem ESG-ETF niemals könnten.
Wo können diese Infrastrukturinvestitionen am meisten bewirken?
Sowohl Boris Johnson als auch Angela Merkel betonten im vergangenen Jahr, dass Investitionen in Infrastruktur in Europa nicht entscheidend seien, wenn es um den Klimawandel geht. Denn jede Investition beispielsweise in erneuerbare Energien, ob in Grossbritannien oder in Deutschland, ersetzt effektiv nur bereits bestehende Kapazitäten. Ganz anders in Asien: Dort sind Volkswirtschaften, die jährlich um 6% wachsen, auf zusätzliche Kapazitäten zur Stromerzeugung angewiesen, um weiter wachsen zu können. Oder anders: Neue und erschwingliche und vor allem saubere Stromerzeugung ist dort alternativlos für weiteres Wirtschaftswachstum.
Was treibt die Nachfrage an?
Der demografische Wandel und die rasante Verstädterung in den Entwicklungs-und Schwellenländern treiben die Nachfrage nach Energie an. In Indien beispielsweise wächst die Bevölkerung monatlich um eine Million. Daher konzentrieren wir uns auf Sachwerte in wachstumsstarken und aufstrebenden Märkten, in denen die Nachfrage nach Energie exponentiell wächst. Deshalb haben wir dort die Möglichkeit, zu expandieren, zu wachsen und gleichzeitig eine attraktive Rendite für unsere Investoren zu erzielen. Ich stelle oft den Vergleich an, dass das Investieren in erneuerbare Energien in Europa wie das Verschieben der Liegestühle auf der Titanic ist; man macht nicht den Unterschied, von dem man glaubt, dass man ihn macht. Als Entwickler und Finanzierer nachhaltiger Infrastruktur-Sachwerte spielen wir eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Transformation: Wir produzieren erneuerbare Energie, um den Bedarf einer schnell wachsenden Bevölkerung einer ganzen Region zu decken.
Wie können Anleger in diesen Bereich einsteigen?
Unser Sustainable Infrastructure Income Fund (SIIF) investiert und finanziert den Bau und den Betrieb von Anlagen für erneuerbare Energien in schnell wachsenden und aufstrebenden Volkswirtschaften – alles im Bereich Private Equity. Er ist der weltweit erste vollständig regulierte, offene Infrastruktur-Publikumsfonds und an der Green Exchange der Luxemburger Börse notiert, einer auf grüne, soziale und nachhaltige Wertpapiere spezialisierten Plattform. Der SIIF fällt zudem unter Artikel 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die am 10. März 2021 in Kraft getreten ist. Sie zielt darauf ab, Anlegern mehr Transparenz über den Grad der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten zu bieten. Im Rahmen des SFDR-Reportings werden wir klar aufzeigen, dass wir erfolgreich sowohl eine wirtschaftliche Rendite erwirtschaften als auch einen echten Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Was wir übrigens bereits seit vielen Jahren im Rahmen unseres regelmässigen, standardisierten Reportings tun.
In welchen Schwellenländern investieren Sie?
Aktuell haben wir fünf Länder zugelassen für das Portfolio, in zwei Ländern davon sind wir in etwa einem Dutzend Anlagen investiert. Von Beginn an haben wir die besten Möglichkeiten auf den Philippinen und in Indien gesehen, da beide Länder zum einen eine starke Nachfrage nach erneuerbarer Energieerzeugung zeigen, zum anderen über starke, unterstützende Regulierungssysteme verfügen. Wir haben vor mehr als einem Jahrzehnt begonnen, in erneuerbare Energien auf den Philippinen zu investieren, insbesondere auf der Insel Negros. Seither haben unsere Investitionen eine Phase schnellen Wirtschaftswachstums auf der Insel begleitet.
Was haben die Investitionen bewirkt?
Allein durch unsere Investitionen wurden etwa 12'000 direkte, neue Arbeitsplätze geschaffen, zusätzlich zu denen, die in nachgeordneten Branchen wie der Hotellerie und im Baugewerbe entstanden sind. Ausserdem ermöglichte der jetzt zuverlässig und stabil verfügbare, lokal erzeugte Strom allein im Jahr 2018 mehr als 20'000 Arbeitsplätze in Callcentern auf Negros zu schaffen. Unser erstes Kraftwerk ging dort im Mai 2014 ans Netz, und schon bis Mai 2018 hatte sich die Wirtschaft der Insel grundlegend verändert. Mit einem vergleichbaren Konzept investieren wir auf dem indischen Subkontinent. Auch dort schaffen wir die Ressourcen für eine nachhaltige und zuverlässige, lokale Stromerzeugung und verändern damit die lokale Wirtschaft nachhaltig.
Was zeichnet ThomasLloyd als Investor aus?
ThomasLloyd zeichnet aus, dass wir Anlagen von der Entwicklung bis zum Bau begleiten. Anders als andere Anbieter, die auf Regierungen, supranationale oder staatlich finanzierte Organisationen wie die Weltbank blicken, um den Kapitalbedarf in der Entwicklungs- und Bauphase zu stopfen, finanziert und managt ThomasLloyd das Entwicklungs- und Baurisiko selbst und arbeitet dann mit diesen Organisationen in der langfristigen Betriebsphase zusammen. Wir investieren in robuste, schnell wachsende Märkte, die Rechtssicherheit in unseren Kerntechnologien für erneuerbare Energien bieten und wo unsere Investitionen nachweislich lokale Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum und Wohlstand schaffen.
Wie wählen Sie die Investitionsobjekte aus?
Zunächst möchte ich festhalten, dass wir das Kapital unserer Kunden treuhänderisch verwalten. Das heisst, dass jede Investition, die wir tätigen, eine Reihe grundsätzlicher Prüfungen durchlaufen muss. Denn zum einen investieren wir nur dort, wo unser Geld auch tatsächlich einen nachweisbaren Unterschied macht. Dabei geht es nicht nur um das Gesamtergebnis, sondern auch darum, wie wir das Risiko aktiv managen und messen können. Der zweite wesentliche Punkt unserer Philosophie ist die Erkenntnis, dass wir nur so gut sein können, wie es die Menschen vor Ort sind. Schliesslich bauen wir langfristige Beziehungen zu lokalen Partnern auf, die für beide Seiten auf Dauer vorteilhaft sein sollen. Hierfür suchen wir uns diejenigen aus, die unsere Werte teilen und nachweislich in der Lage sind, Projekte in ihren lokalen Märkten erfolgreich durchzuführen. Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die tief in ihrer lokalen Gesellschaft verwurzelt sind. Und wir investieren in bewährte Kerntechnologien und in Projekte, welche einen Beitrag zur Entwicklung und Verbesserung lokaler Gemeinschaften leisten.
Was heisst das in Bezug auf die Nachfrage?
Schlussendlich müssen wir bei allen Investitionen sicherstellen, dass wir Kapazitäten aufbauen, um die neue Nachfrage zu befriedigen. Und nicht, um Nachfrage zu ersetzen. Ich habe zuvor die Auswirkungen des schnellen Bevölkerungswachstums am Beispiel Indiens erwähnt. Diese Länder benötigen neue Energiequellen, um sowohl ihren aktuellen Bedarf als auch die zukünftige Nachfrage zu decken. Währenddessen sind viele Teile der Philippinen immer noch auf Dieselgeneratoren angewiesen, die teuren importierten Treibstoff verwenden. Das führt dazu, dass das Land die höchsten Energiekosten in Asien aufweist. In beiden Ländern können wir die Kapazitäten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kostengünstiger und effizienter aufbauen als durch den Bau von Kohlekraftwerken.
Um hier noch einmal festzuhalten: Wir sind langfristige Investoren. Einen Ausstieg würden wir nur in dem konkreten Ausnahmefall in Betracht ziehen, wenn die Anlage von einem anderen Eigentümer profitieren würde. Und wir glauben, dass mit zunehmender Marktreife und durch den Rückenwind der noch 2021 in Glasgow stattfindenden 26. UN-Klimakonferenz das Potenzial vorhanden sein wird, unsere Investorenbasis durch weitere Notierungen an den grossen Börsen zu verbreitern.
Wo sehen Sie derzeit die Chancen bei den erneuerbaren Energien?
Unser Fonds konzentriert sich auf zwei Bereiche: Solar und Biomasse. Solar liefert billigen Strom für die Spitzenlasten, während Biomasse Grundlaststrom rund um die Uhr zur Verfügung stellt. Zudem ermöglicht es die Biomasse, uns innerhalb der lokalen Gemeinschaft in den Bereichen Agrarindustrie, Abfallmanagement und Wasseraufbereitung breiter aufzustellen. Biomasse ist also die Klammer für einen multidisziplinären Ansatz. Auf den Philippinen schafft unser Biomasse-Portfolio einen positiven Wirtschaftskreislauf: Wir kaufen den Landwirten die Erntereste ab, die auf den Feldern zurückbleiben und bieten ihnen so eine zusätzliche Einkommensquelle. Wir sammeln sie auf dem Feld ein, was Kosten spart und damit die Marge erhöht. Ausserdem beginnt der mechanisierte Sammelprozess mit einem mechanischen Rechen, der das Land teilweise beackert und damit den Ernteertrag verbessert. Dazu entfällt durch das Einsammeln der Erntereste die Notwendigkeit, diese auf den Feldern zu verbrennen. Eine Verbesserung der Luftqualität ist das Ergebnis – sowohl dort als auch bei uns. Und zu guter Letzt kann sich die Gemeinde jetzt auf eine lokale, verlässliche Stromerzeugung verlassen. Das ist ein fünffacher Gewinn für die Gesellschaft vor Ort.
Welche Rolle spielt Private Equity beim Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft?
Im Laufe des Jahres 2020 und vor dem Hintergrund von Covid-19 haben sowohl institutionelle als auch private Anleger verstärkt darauf geachtet, wie ihr Geld investiert wird. Mehr denn je spielt der Finanzsektor eine entscheidende Rolle, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu erleichtern. Hierfür stellt die Allokation von Kapital einen mächtigen Hebel dar. So fällt Private Equity die primäre Rolle zu, dem Sektor direkt Kapital zur Verfügung zu stellen und die Unternehmen, in die investiert wird, zu beeinflussen und zu ermutigen, klimafreundliche Massnahmen zu ergreifen.
Hat die Corona-Pandemie einen Einfluss auf Infrastrukturinvestitionen?
Nach der Pandemie werden die Regierungen ihre Volkswirtschaften neu ausrichten müssen. Infrastrukturinvestitionen werden durch fiskalische und regulatorische Anreize gefördert werden. Dies, zusammen mit den historisch niedrigen Zinssätzen, wird die Nachfrage der Investoren nach Sachwerten antreiben, die Erträge abwerfen. Private Equity wird diese Fokussierung sowohl anführen als auch von ihr profitieren. Darüber hinaus werden grosse Mengen an investiertem Kapital entscheidend sein, um die Ziele des Pariser Abkommens und die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erreichen zu können.
Erwarten Sie, dass die hohe Nachfrage nach ESG-Fonds weiter steigen wird?
Wir haben bisher ausschliesslich in nachhaltige Infrastruktur in schnell wachsenden Schwellenländern investiert. Dort erzielt unser Kapital die grösste Wirkung und schafft die Basis für unsere nachweisliche Erfolgsbilanz als Impact Investor. Wir sehen jetzt zunehmendes Interesse an diesem Thema, von Investoren, die ihr Geld investieren wollen und gleichzeitig versuchen, die globalen Herausforderungen des Klimawandels und der sozialen Ungerechtigkeit anzugehen. Die Herausforderung für diese Investoren wird darin bestehen, das Dickicht der derzeitigen enthusiastischen Berichterstattung zu durchblicken, um die Fonds zu finden, die tatsächlich nachweisbare ESG-Renditen liefern. ThomasLloyd liefert einen "Renditedreiklang" aus kommerzieller Rendite, messbarem Klimaschutz und nachweisbarem sozialem Gewinn. Mit diesem können Sie heute rentabel investieren und morgen etwas für Ihre Kinder bewirken.