02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Die chinesische Regierung zieht die Regulierungsschrauben an. Investorinnen und Investoren sind verunsichert, die Aktienkurse chinesischer Unternehmen fallen. Riesen wie Alibaba dürften davon auf absehbare Zeit jedoch nicht wesentlich beeinträchtig werden, meinen Sébastien Galy und Juliana Hansveden von Nordea Asset Management.
Die chinesische Privatwirtschaft wird immer stärker reguliert. Ende Juli liess die Regierung in Peking verlauten, gewinnorientierte, private Bildungsunternehmen dürften künftig kein Kapital im Ausland mehr aufnehmen. Ausserdem verlangt sie, dass Nachhilfefirmen sich als gemeinnützig registrieren – obwohl einige der betroffenen Unternehmen an der Börse kotiert sind.
Das schreckte Investorinnen und Investoren auf, die sich fragten, welche Branche als nächstes von strengeren Vorschriften betroffen sein wird. Es folgte ein Abverkauf von chinesischen Titeln aus den Bereichen Technologie und Bildung. Jüngstes Beispiel: Ein kritischer Artikel in einer staatlichen Zeitung, der Videospiele mit Opium verglich, liess die Aktien von Tencent, einem Anbieter von mehreren Onlinespielen, abstürzen.
In der Tat seien die verschärften Regeln struktureller und nicht taktischer Natur, meint Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management. Damit solle die chinesische Wirtschaft unter anderem weniger mono- resp. oligopolistisch werden, um die Rahmenbedingungen für mehr Innovation und Produktivität zu schaffen.
"National Champions" wie Alibaba oder Meituan sollten laut dem Strategen von den Regulierungen in absehbarer Zeit jedoch nicht wesentlich beeinträchtigt werden: "Dank ihrer Innovationsfähigkeit und der einfachen Finanzierungsbedingungen dürften sie sich gut an diese neue Ära anpassen." Ausserdem ist Juliana Hansveden, Portfoliomanagerin von Nordeas Emerging Stars Equity Strategie, überzeugt, dass die regulatorischen Risiken bei den Aktien dieser Firmen bereits eingepreist seien.
Galy versteht die zunehmende Regulierung als Mittel, um chinesische Daten in China zu behalten resp. in das Land zurückzuholen. "Wir gehen davon aus, dass sich chinesische American Depositary Receipts, kurz ADRs, zunehmend von den US-Börsen zurückziehen und ihre Aktien in Hongkong kotieren werden, um ausländische Investoren anzuziehen", so Galy. Weil sowohl die US-amerikanischen als auch die chinesischen Aufsichtsbehörden eine verstärkte Kontrolle ausüben, sei sie vorsichtig, was weitere Investitionen in chinesische ADRs angehe, erklärt Hansveden.
Insgesamt unterziehe sich China einer fundamentalen Transformation, beobachtet Galy. "Ein solcher Schock führt zu kurzfristigen Marktverwerfungen, mittelfristig dürften sich aber Chancen eröffnen", erklärt er. Und weil die Privatwirtschaft rund 80% der neuen Jobs in China schafft, sei zu erwarten, dass die chinesische Regierung die Privatwirtschaft auch künftig unterstützen werde, meint Hansveden.