23.12.2024, 08:37 Uhr
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Viele chinesische Unternehmen sind als Aktienanlage eher uninteressant. Als festverzinsliches Investment können sie sich aber hervorragend eignen, sagt Alan Siow vom globalen Vermögensverwalter Ninety One.
Chinesische Festland-Anleihen in Yuan bieten unter den wichtigsten Anleihenmärkten der Welt die höchste Rendite. Im Vergleich zu anderen Ländern gehe das erfahrungsgemäss aber mit einer allgemein geringeren und nicht mit einer höheren Volatilität der Währungs- und Anleihekurse einher.
Als weltgrösster offizieller Gläubiger mit einem geringen Bedarf an Auslandsschulden sei China kein typisches Schwellenland mehr. "Betrachtet man das Verhalten der Festverzinslichen, so stellt man fest, dass sich Festland-China-Anleihen viel ähnlicher verhalten wie ihre Pendants aus den Industrieländern, die in Zeiten von Marktstress potenziell sichere Häfen darstellen", sagt Alan Siow, Portfoliomanger im Fixed-Income-Team von Ninety One.
Die Möglichkeiten, in festverzinsliche China-Anleihen zu investieren seien enorm. Dabei nehme der Markt an Breite und Tiefe zu und umfasse sowohl Chinas Festland-Yuan-, sowie auch die chinesischen Dollar-Anleihemärkte mit einem Volumen von insgesamt rund 800 Mrd. Dollar. Und auch die Akzeptanz der internationalen Anlegerinnen und Anleger nehme zu: Ausländische Investoren haben seit 2019 rund 330 Mrd. Dollar in Festland-Yuan-Anleihen investiert. Es handele sich hier um einen strukturellen Trend, der eben erst begonnen habe.
"Was China-Anleihen abgesehen von der Grösse des Marktvolumens wirklich interessant macht, ist, dass sie anders sind", betont Siow. Ein Grundprinzip der modernen Portfoliotheorie besagt, dass jeder Kernbaustein eines ausgewogenen Portfolios langfristig eine positive Risikoprämie bietet und sich ausreichend unabhängig vom Rest des Portfolios verhalten sollte, um als eigenständige Anlageklasse zu gelten. Chinas Festland-Yuan- und die chinesischen Offshore-Dollar-Anleihenmärkte erfüllen diese Kriterien. Insbesondere der Festlandmarkt sei stark diversifiziert, was die grosse Bedeutung inländischer Faktoren für Chinas Wachstums- und Inflationsdynamik spiegle.
Diese stark diversifizierende und potenziell risikomindernde Eigenschaft chinesischer Anleihen impliziere, dass eine signifikante Allokation in chinesische Festverzinsliche das Potenzial dazu habe, das Gesamtrisiko für Anleger, die in Schweizer Franken denken, erheblich zu verbessern. "Man könnte sogar noch weitergehen – möglicherweise handelt es sich sogar um den einzigen 'free lunch', den es derzeit noch gibt", meint der Anleihe-Experte.
Auf der anderen Seite haben die jüngsten Veränderungen in der Regulierungslandschaft unter den Anlegern Bedenken bezüglich der "Investierbarkeit" in den chinesischen Finanzmarkt geweckt. Das konsequente Vorgehen gegen Internetplattformen, Videospiele, Fintech, Ride-Hailing, Datenschutz, Lebensmittellieferdienste, Krypto-Mining, kohlenstoffintensive Branchen sowie der Immobilienmarkt haben 2021 die Schlagzeilen beherrscht.
Betrachte man die oben genannten regulatorischen Herausforderungen aus einem breiteren Blickwinkel, werde klar, dass auch anderswo strenger reguliert werden soll. So sei beispielsweise die EU zunehmend besorgt über den potenziellen Missbrauch der Marktmacht der Technologieunternehmen. In vielerlei Hinsicht seien die Regulierungsabsichten und -ziele Chinas denen anderer Länder gar nicht so unähnlich.
Der auffällige Unterschied bestehe aber darin, dass China bei der Regulierung und Durchsetzung einen viel stärkeren und schnelleren Top-down-Ansatz verfolge. Die Entschlossenheit der politischen Entscheidungsträger, den wirtschaftlichen Wandel voranzutreiben, zeige sich auch in der Trennung zwischen makroökonomischer Politik und dem Wohnungsbau. Die derzeitige Wohnungsbaupolitik zielt darauf ab, das Risiko einer Korrektur auf dem Immobilienmarkt einzudämmen und die Konjunktur Richtung Umweltschutz und Innovation zu lenken.
"Das Besondere an China ist seine Bereitschaft und einzigartige Fähigkeit, Reformen durchzusetzen, um die riesige Volkswirtschaft konsequent umzugestalten und zu verbessern", sagt Siow. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, die Positionierung in China gründlich zu überdenken und zu prüfen, wie die sich bietenden Anlagechancen im Bereich der chinesischen Obligationen genutzt werden können.
Die Auswirkungen der aktuellen Gemengelage auf chinesische Aktien können ganz anders sein als die auf festverzinsliche Anlagen. Anleihen seien weit weniger anfällig für Veränderungen des Umsatzwachstums und einer tieferen Rentabilität. "Unternehmen mit geringem Wachstum und niedrigen, aber stabilen Margen sind zwar als Aktienanlagen relativ uninteressant, können sich aber als festverzinsliche Anlagen hervorragend eignen", meint der Experte abschliessend.