23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Auf dem Gipfel vergangener Woche zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat das "Team Trump" vorbildliche Führungsqualitäten demonstriert. Der wichtigste Punkt dabei war, dass sich beide Seiten auf eine konkrete Agenda zum Dialog und zu gegenseitigen Verpflichtungen einigten.
Auf der Arbeitsebene legten sich beide Länder auf einen "100-Tage-Plan" fest, der bilaterale Handelsfragen angeht. Die Fortschritte in diesen Gesprächen werden dabei direkt von beiden Präsidenten geleitet. Auf oberster politischer Ebene nahm Präsident Trump die Einladung von Präsident Xi zu einem weiteren bilateralen Gipfel im weiteren Jahresverlauf in China an.
Anders als weithin vor dem Treffen erwartet worden war, beschritten beide Politiker weiter den Weg einen gemeinsamen Nenner zu finden und auf glaubwürdige Lösungen hinzuarbeiten, anstelle nur darin übereinzustimmen, dass es Unstimmigkeiten gibt. Die neuen US-amerikanisch-chinesischen Beziehungen bewegen sich in Richtung zu einem pragmatischen und auf die Zukunft ausgerichteten Start. Für die globalen Finanzmärkte im allgemeinen und die japanischen Märkte im Besonderen sind das gute Nachrichten. Um noch weiter zu gehen: das Risiko eines Handels- und/oder Währungskriegs in Asien hat sich nach meiner Auffassung nun deutlich verringert.
Der Präsidentengipfel war lediglich der erste Schritt in einer Reihe von Ereignissen die das Anlegervertrauen im Hinblick auf künftige Möglichkeiten und Chancen im asiatisch-pazifischen Raum beeinflussen werden, welcher die weltweit dynamischste Wirtschaftsregion bildet. Die nächste Etappe kommt am 14. April wenn das US-Finanzministerium seinen Bericht zu Währungsmanipulationen veröffentlichen wird. Danach folgt in der Woche vom 17. April der Besuch von US-Vizepräsident Mike Pence und von US-Handelsminister Wilbur Ross in Tokio für die ersten Rahmengespräche zu Wirtschafts-. Handels- und Finanzfragen zwischen den USA und Japan.
Um zu einer Politik zurückzukehren, die Risiken richtig anpackt, ist das Erscheinungsbild einer koordinierten politischen Führerschaft Amerikas erforderlich, bei der Finanzministerium, Handelsministerium und Weisses Haus eine einheitliche koordinierte Linie demonstrieren. So würde es alarmierend wirken, sollte China der Währungsmanipulation beschuldigt werden ohne umgehenden Hinweis auf den gerade erst vereinbarten "100-Tage-Plan" als Forum für das Ausarbeiten von Lösungen. Dasselbe gilt für den Yen und das bilaterale Forum USA-Japan.
Je professioneller und koordinierter sich die US-Führerschaft in Handel- und Finanzierungsfragen entwickelt, desto weniger werden sich Risikonehmer bei Finanzgeschäften von ins Ängstliche schwankenden Stimmungen leiten lassen. Washington wie auch Tokio arbeiten hart an einem Entwurf für die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen, was Wirtschaft, Handel und Investitionen angeht. Nach Meinung von Jesper Koll, CEO von WisdomTree Japan, sind die Tage in Asien zwischen dem 6.und 21. April eine Bewährungsprobe für das "Team Trump" und dabei der erste wirkliche Test für die Fähigkeiten der neuen US-Regierung.
Vom Dreieck USA-Japan-China zum asiatisch-pazifischen Raum
In Tokio wurde der erfolgreiche Abschluss des USA-China-Gipfels mit Erleichterung aufgenommen. In Japan versteht man die Symbolik, dass der Rahmen der bilateralen Gespräche von den beiden Präsidenten persönlich geleitet wird, während im Gegensatz dazu die bilateralen Gespräche zwischen Japan und den USA von den jeweiligen Vizepräsidenten geführt werden. Dem zugrunde liegt zum einen Umstand, dass Premier Abe und Präsident Trump schon eine viel intensivere Beziehung im Sinne eines persönlichen Vertrauens entwickelt haben. Gleichzeitig ist die Beziehung von wechselseitiger Abhängigkeit gekennzeichnet. Die sicherheitspolitische Allianz zwischen Japan und den USA ist die Grundlage, von der aus die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mehr als technisches denn als fundamentales Problem gesehen werden. Im Gegensatz sind die sicherheitspolitischen Beziehungen zwischen den USA und China weit weniger klar definiert, zumal die Zielsetzungen beider Nationen eher kompetitiver als komplementärer Natur sind. Das "Team Abe" versteht, dass die grössere Komplexität der US-amerikanisch-chinesischen Beziehungen ein Begleiten auf der obersten politischen Ebene erfordert weil das Verhältnis kontroverser ist und deshalb ein grösseres politisches Engagement erfordert.
An dieser Stelle ist es wichtig hervorzuheben, wie bedeutend reibungslos verlaufende Handelsbeziehungen zwischen den USA und China für den künftigen Wohlstand der gesamten asiatisch-pazifischen Region ist. Es besteht ein intensiver Wettbewerb zwischen China und dem restlichen Asien. Das gilt vor allem für die Exporte, wo 80% aller asiatischen Exporte ohne China auf dem US-Markt direkt mit in China hergestellten Produkten konkurrieren. Selbst in Japan hergestellte Produkte konkurrieren zu 65% direkt gegen chinesische. Der Mangel an Wettbewerb im Auto-und Autozulieferermarkt ist der Hauptgrund weshalb der Wettbewerb zum restlichen Asien relativ niedrig ist. Aber täuschen Sie sich nicht: Chinas Position in der globalen Exportindustrie ist kein unangreifbares Monopol.
Daraus ergeben sich aus meiner Sicht zwei wesentliche Schlussfolgerungen. Erstens würde ein Zusammenbruch des freien Handels zwischen den USA und China so gut wie sicher einen Währungskrieg vom Zaum brechen. China wäre hier wahrscheinlich dazu gezwungen, mögliche Strafzölle durch die Abwertung seiner Währung zu kompensieren. Unternimmt China diesen Schritt nicht, würde es riskieren, Marktanteile an andere asiatische Anbieter zu verlieren, die schnell in diese Lücke stossen.
Zweitens beginnt die US-Regierung ihren "100-Tage-Plan" aus einer Position relativer Stärke. Amerika hat eine Reihe von alternativen Bezugsquellen zu China. Für China würden die fast sicheren Exporteinbussen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit forcieren, der im Gegenzug die Glaubwürdigkeit der Kommunistischen Partei unterminieren und zu Spannungen zwischen der Zentralregierung und lokalen politischen Kräften führen würde. Die Tatsache, dass Chinas Präsident Xi höchstpersönlich die Fortschritte im "100-Tage-Plan" überwacht, unterstreicht dass sein solcher Fehlschlag definitiv keine Option für China ist.
Die Bedingungen für das Angehen von Problemen, welches die politische Unsicherheit in Asien beseitigt, nehmen langsam Gestalt an. Ob diese Entwicklungen in Asien die Richtung in anderen Regionen wie etwa Europa vorgeben werden muss sich zeigen. Anders als bei Japan und jetzt mit China erscheint in Europa ein glaubwürdiger Schritt in Richtung bilaterale Engagements unwahrscheinlich solange man nicht weiss, wer in Deutschland und Frankreich, Europas stärksten Mächten, in Zukunft die Regierungsverantwortung übernehmen wird.