29.11.2024, 13:56 Uhr
«Die Inflation im Euroraum steigt, aber die Daten ermöglichen der EZB einen geldpolitischen Kurswechsel», schreibt Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price in seinem aktuellen Marktkommentar.
Angesichts der im Juni beginnenden Fussball-Weltmeisterschaft und der nationalen Wahlen im Oktober steht Brasilien derzeit im Mittelpunkt des Interesses. Das Emerging-Market-Team von Candriam beschäftigt sich mit den Chancen von Aktien und festverzinslichen Papieren im brasilianischen Umfeld.
In den letzten vier Jahren geriet der brasilianische Aktienmarkt unter Druck und entwickelte sich eindeutig schlechter als die globalen Schwellenmärkte. Zurückzuführen war dies in erster Linie auf sinkende Rohstoffpreise, die stärker als erwartet ausgefallene Abschwächung der chinesischen Konjunktur und die Tatsache, dass die US-amerikanische Fed angefangen hat, ihre Anleihenaufkäufe zurückzufahren. Zudem hat sich die brasilianische Zentralbank als interventionistisch erwiesen, insbesondere an den Devisenmärkten. Dies hat das Vertrauen der Anleger in das Land beschädigt und unlängst dazu geführt, dass S&P sein Rating für brasilianische Staatsanleihen gesenkt hat. Aufgrund der Tatsache, dass in gewissen Abständen immer wieder Papiere mit Wertsteigerungspotenzial interessant werden und die Risikobereitschaft bei globalen Anlegern zugenommen hat, legte der MSCI Brazil im März aber wieder deutlich zu. Dies ging zulasten von einigen der bislang führenden und relativ teuren Wachstumssektoren (in erster Linie in den Bereichen Technologie und Endverbraucherprodukte).
Fürs Erste dürfte der brasilianische Aktienmarkt deutlich stärker von den Präsidentschaftswahlen geprägt sein als von Gewinnen oder makroökonomischen Daten. Ein knappes halbes Jahr vor der im Oktober anstehenden Wahl hat Dilma Roussef nach jüngsten Umfragen gegenüber ihrem marktfreundlicheren Kontrahenten Aécio Neves an Dynamik eingebüsst. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass der (von ausländischen Kapitalzuflüssen dominierte) Markt den nicht begründeten Pessimismus hinter sich lässt und neue Zuversicht zeigt.
Brasilien litt natürlich in den letzten Jahren darunter, dass das Wachstum mit durchschnittlich rund 2 % eher träge ausfiel, während die Inflation mit ca. 6 % ausgeprägt war. Dabei ist zu beachten, dass die Inflation in Brasilien stärkere politische Auswirkungen hat als in den meisten anderen Ländern, da sie den armen Bevölkerungsteilen ihre Einkommensverbesserungen und Ersparnisse wegfrisst. Dieser Aspekt schlägt sich an der Wahlurne nieder, da in Brasilien eine Wahlpflicht besteht. Daneben kocht vor allem der öffentliche Unmut über Korruption und schlechte öffentliche Dienstleistungen immer wieder hoch und kulminierte im Juni letzten Jahres in riesigen Demonstrationen.
Für Anleger, die bereit sind, die mit der Aussicht auf einen politischen Wandel verbundenen hohen Risiken und Erfolgschancen einzugehen, bietet dies einen interessanten Einstiegspunkt, da die Bewertungen sich weiterhin auf einem extrem niedrigen Stand befinden und die schlechten Nachrichten mittlerweile weitgehend eingepreist zu sein scheinen.