25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
Zum ersten Mal in der Geschichte leben auf der Erde mehr Menschen im Alter von über 60 als unter fünf Jahren. Mit der alternden Gesellschaft dürften das Gesundheits- und das Finanzwesen in einer "silbernen" Wirtschaft interessante Anlagemöglichkeiten bieten, meint Eva Maria Hintner von Columbia Threadneedle Investments.
Zum ersten Mal in der Geschichte leben auf der Erde mehr Menschen im Alter von über 60 als unter fünf Jahren. In vielen Ländern können die Menschen heutzutage davon ausgehen, dass sie 60 Jahre oder älter werden. 2018 lebten weltweit 125 Millionen Menschen, die 80 Jahre oder älter waren. Im Jahr 2050 wird es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allein in China fast so viele über 80-Jährige geben, nämlich 120 Millionen. Die überwältigende Mehrheit (80%) der älteren Menschen wird 2050 in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommensniveau leben.
Angesichts solcher Zahlen zur alternden Gesellschaft machen Wirtschaftswissenschaftler sich im Allgemeinen Sorgen über eine wirtschaftliche Stagnation. Denn es gibt immer weniger neue Arbeitskräfte, um die Produktion zu steigern. "Doch einige Sektoren der Wirtschaft könnten von dieser Alterung der Menschen profitieren. Welche? Nun, die Freiheit im Alter hängt ganz wesentlich von zwei Faktoren ab: der Gesundheit und der finanziellen Situation", sagt Eva Maria Hintner, Country Head Schweiz bei Columbia Threadneedle Investments.
So dürften die Gesundheitsausgaben in den zehn Jahren bis 2030 laut Prognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das BIP-Wachstum übersteigen, hauptsächlich aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung in den Entwicklungsländern. Mit Blick auf Finanzprodukte für die Altersvorsorge geht man davon aus, dass die Pensionskassenbestände bis 2025 ein Niveau von 61,1 Bio. USD erreichen werden, während sie sich 2018 noch auf 42,2 Bio. USD beliefen, so die Association of the Luxembourg Fund Industry. Daher dürften das Gesundheits- und das Finanzwesen in einer "silbernen" Wirtschaft sogar bessere Anlagemöglichkeiten bieten.
"Im Gesundheitswesen könnten die Aussichten für Pharmafirmen kaum besser sein", meint Hintner. Die Alterung der Bevölkerung facht die Nachfrage nach Medikamenten an. Gleichzeitig treiben neue Technologien wie die Genomik Innovationen voran. Damit habe ein goldenes Zeitalter für die Medikamentenentdeckung begonnen. So gibt es inzwischen viele neue bahnbrechende Medikamente für Krankheiten, unter denen vermehrt ältere Menschen leiden, beispielsweise Lungen- und Blutkrebs, Diabetes und Multiple Sklerose. Auch für seltene Krankheiten wie Fettleibigkeit gibt es heutzutage vielversprechende Medikamentenkandidaten in der Entwicklungspipeline. Diese Dynamik gewinnt weiter an Fahrt.
Gesundheitstechnologie ist ein weiterer Bereich, den die Alterung der Bevölkerung begünstigt. Überall auf der Welt suchen überlastete Krankenhäuser nach Möglichkeiten, wie sie effizienter werden können. Technologie kann ihnen helfen, den Druck zu verringern. Beispielsweise dürften Stationsvisiten, wie sie früher gemacht wurden, bald der Vergangenheit angehören. Denn ein Unternehmen hat zentrale Monitore entwickelt, über die Patienten auf der Intensivstation überwacht werden können. So kann eine einzige medizinische Fachkraft alle Monitore gleichzeitig beobachten und sofort eingreifen, falls Patienten Hilfe benötigen.
Dass die Menschen für einen längeren Ruhestand mehr sparen müssen, ist allgemein anerkannt. So hat zum Beispiel in China die rasante Alterung der Bevölkerung dazu geführt, dass die Gesellschaft sich Gedanken über die Betreuung älterer Menschen macht. Das Ergebnis: Der Markt für die finanzielle Altersvorsorge soll kommerzialisiert werden. Daraus werden sich gemäss einem aktuellen Bericht von McKinsey & Company Wachstumsmöglichkeiten für Finanzdienstleister ergeben. "Auch wenn China aufgrund seiner Grösse und seiner demografischen Gegebenheiten ein Sonderfall ist, sehen andere Industrie- und Entwicklungsländer sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert", sagt Hintner.
Das Versicherungswesen sei ein weiterer Nutzniesser dieser Entwicklung. Denn ältere Menschen schliessen verschiedene Versicherungen ab, von Reise- bis hin zu Lebenspolicen. Dazu zählt die Schweizer Länderchefin von Columbia Threadneedle zwei Beispiele aus Asien: Thailand verzeichnet einen rapiden Anstieg der Anzahl älterer Menschen. Laut Thailands Office of Insurance Commission war man davon ausgegangen, dass die thailändische Lebensversicherungsbranche zwischen 2018 und 2019 um 5 bis 6% wachsen würde. Chinas Lebensversicherungsmarkt wuchs 2019 noch rascher, er legte nach Angaben von Swiss Re Sigma um beeindruckende 15,9% zu. (EY: "2020 China insurance outlook")
"Es besteht kein Zweifel daran, dass mit der weltweiten Alterung der Bevölkerung auch die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Stagnation zunimmt. Gleichzeitig dürfte es auch in einer 'silbernen' Wirtschaft weiterhin Wachstumsbereiche geben. In einer Zeit, in der sich die Weltwirtschaft mit extremen Herausforderungen aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert sieht, dürften speziell auch ausgewählte Unternehmen im Gesundheits- und Finanzwesen von einer viel stärkeren langfristigen Schubkraft profitieren", zieht Hintner Fazit.