23.12.2024, 08:37 Uhr
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Fast unbemerkt von der hiesigen Öffentlichkeit hat sich die spanische Allfunds Bank Gruppe volumenmässig zur grössten Fondsplattform Europas für institutionelle Anleger entwickelt und Fondscenter von UBS auf den zweiten Rang verdrängt. Fondstrends sprach mit den beiden Schweizer Repräsentanten von Allfunds, Stig Harby und Matthias Ritz, über ihr Erfolgsrezept und die Zukunft der Fondsplattformen.
Herr Harby, Allfunds gilt zurzeit mit einem Volumen von rund 230 Mrd. Franken als grösste Drittfondsplattform für institutionelle Anleger in Europa. Wie wichtig ist denn Grösse in Ihrem Geschäft?
Stig Harby: Grösse ist ein wichtiger Faktor, da es sich im Kern um ein Infrastrukturgeschäft handelt, das äusserst kapital- und ressourcenintensiv ist. Und in unserer immer komplexer werdenden Finanzwelt nimmt der Druck auf die Margen ständig zu. Aber mit Grösse allein ist es nicht getan. Allfunds beschäftigt 265 Mitarbeitende und hat die lokale Betreuung bewusst in der Strategie verankert. Neben dem Hauptsitz in Madrid verfügen wir über eine lokale Präsenz in London, Luxembourg, Milano, Zürich, Dubai, Santiago de Chile, Bogotá und bald auch an weiteren Standorten in Asien und Südamerika.
Herr Ritz, wie kann man das Kerngeschäft von Allfunds kurz und bündig beschreiben?
Matthias Ritz: Allfunds ist eine B2B-Fondsplattform, richtet sich also ausschliesslich an Geschäfts- und nicht an Privatkunden. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, Versicherungen und Banken einen effizienten Zugang zum internationalen Fondsuniversum zu bieten, und diese mit umfassenden Dienstleistungen beim Einsatz von Drittfonds in ihren Anlageprodukten zu unterstützen. Allfunds fokusiert sich ausschliesslich auf dieses Geschäftsfeld, was sich in der Praxis natürlich in unserer Organisationsstruktur und in unseren Prozessen niederschlägt. Sämtliche IT-Investitionen in unserer Bank dienen uneingeschränkt der Entwicklung und stetigen Verbesserung unserer Dienstleistungspakete rund um Fonds, und kommen direkt unseren Kundensegmenten Versicherungen und Banken zu Gute.
Wer ist Ihr grösster Wettbewerber?
Ritz: Das ist keine einfache Frage. Allfunds ist die einzige Fondsplattform, die wirklich global tätig ist. Wir treffen selten den gleichen Konkurrenten in mehreren Märkten an. Im Gegenteil sind wir es eher gewohnt, uns mit den jeweiligen lokalen Champions zu messen. Zudem kennen wir keinen direkten Wettbewerber, der ein ähnlich integriertes Dienstleistungspaket aus einer Hand anbieten kann wie wir. Dies macht uns in vielerlei Hinsicht einzigartig im Fondsplattformgeschäft.
Allfunds wurde von der spanischen Banco Santander als eigenständige Tochtergesellschaft gegründet und nahm dann 2004 die italienische Bank Intesa Sanpaolo als gleichberechtigten Eigentümer von Allfunds mit an Bord. Bilden die südeuropäischen Märkte nach wie vor das Standbein von Allfunds?
Harby: Die südeuropäischen Märkte werden weiterhin wichtige Märkte für Allfunds bleiben, jedoch verschiebt sich unser geografischer Schwerpunkt jedes Jahr weiter nördlich unserer ursprünglichen Heimmärkte. Internationale Expansion ist zentral für Allfunds, und es wird bei uns strategisch auf eine möglichst grosse geographische Diversifizierung unserer Kundenbasis aktiv hingearbeitet. In diesem Zusammenhang muss auch die Etablierung von lokalen Allfunds-Niederlassungen in neuen Märkten gesehen werden. Wir sehen physische Kundennähe und deren Betreuung durch Spezialisten vor Ort, die vertraut sind mit den lokalen Gegebenheiten, als etwas Erstrebenswertes an. Bei uns ist der Global-Lokal-Ansatz tatsächlich mit Inhalt gefüllt und keine Marketing Floskel wie es oft der Fall ist. Wir glauben auch, dass dies zu einer unserer zentralen Erfolgsfaktoren gehört.
2013 gründete Allfunds unter Ihrer Leitung eine Niederlassung in der Schweiz. Wie kann sich Allfunds gegenüber den im Schweizer Markt etablierten Fondsplattformen, wie z. B. die der beiden Grossbanken oder die der Kantonalbanken behaupten?
Harby: Die Schweiz ist ein hart umkämpftes Marktgebiet, mit etablierten Anbietern in diesem Geschäft. All diese Plattformen sind jedoch voll integrierte Teile von grösseren Organisationen, die sich gleichzeitig im direkten Konkurrenzkampf um Endkunden im Banken- oder Versicherungsgeschäft engagieren, was notabene deren eigentliches Kerngeschäft ist. Allfunds tut dies ganz und gar nicht. Wir sind selber in keinem Geschäftsfeld tätig, das direkt oder indirekt in Konkurrenz mit unseren Kunden steht. Wir verzichten ganz bewusst auf Produkte, Dienstleistungen oder Kundensegmente, die einen möglichen Interessenkonflikt mit unseren Kunden hervorrufen können. Und gerade dies ist eine Charaktereigenschaft, die unsere professionellen Kunden sehr an uns schätzen. Zudem haben wir heute lokal in Zürich wohl das erfahrenste Team im Schweizer Fondplattformgeschäft.
Wie differenzieren Sie sich von den anderen Anbietern im Markt?
Ritz: Allfunds Bank verbindet die Effizienz einer voll automatisierten Fonds-Handelsplattform mit der Kompetenz eines der grössten In-House Fund Research Teams in Europa.
Was heisst das konkret?
Ritz: Die Basis unseres Fullservice bildet unsere Funktion als zentrale Abwicklungs- und Verwahrstelle für Fonds. Die Kunden können alle ihre Zeichnungen und Rücknahmen in Fonds voll automatisiert über nur eine Gegenpartei, Allfunds Bank, abwickeln und die Bestände bei uns lagern. Anstelle von - je nach Kunde - mehr als hundert Gegenparteien, haben unsere Kunden nur mehr eine Gegenpartei für ihr Fondsuniversum, mit welcher sie voll automatisiert arbeiten können. Das vereinfacht die operativen Prozesse bei der Auftragsabwicklung , der Verwahrung sowie der Depotstellenabstimmung enorm. Und mit nur einer einzigen Vertriebsvereinbarung haben sie Zugriff auf die zurzeit 460 Vertriebsverträge unserer Plattform.
Dies offerieren andere Plattformen in diesem Bereich ebenfalls
Ritz: Ja, aber Allfunds bietet ihren Kunden zusätzlich kostenlos umfangreiche und flexible Fondinformations- und Analyse-Tools, sowie White Label Reporting-Lösungen, welche Versicherungen und Banken direkt im Umgang mit ihren Endkunden einsetzen können. Und mit einem Team von 25 Investmentspezialisten verfügen wir über eines der grössten Fund Research Teams in Europa. Die Nutzung dieser Dienstleistungen ist für unsere Kunden sehr flexibel und individuell gestaltbar.
Liegt der Hauptvorteil für Ihre Kunden also in zusätzlichen Dienstleistungen in den Bereichen wie Fondsinformationen, Analyse und Reporting?
Harby: Kommt hinzu, dass wir nicht nur eine hoch professionelle, sondern auch eine kostengünstigere Lösung im Markt anbieten. Das ist u.a. auch ein Grund dafür, warum wir für die Abwicklung der Fondsaufträge immer direkt mit den Fondsgesellschaften zusammenarbeiten und keine Intermediäre dazwischen einschalten, welche die Servicequalität oder die Kosten beeinträchtigen könnten. Zudem legt Allfunds als einer der wenigen Anbieter grosses Gewicht auf volle Transparenz in der operativen Kette, indem wir Vermögen unserer Kunden nicht in Omnibusdepots vermischen, sondern für jeden Kunden bei den Fondsgesellschaften segregierte und mit dem Kundennamen referenzierte Depots eröffnen.
Und was bringt diese Segregierung Ihren Kunden denn für Vorteile?
Ritz: Die Segregierung ist aus Risikoüberlegungen ein wesentlicher Vorteil, denn damit ist allen involvierten Parteien in der Depotstellenkette zu jedem Zeitpunkt klar, welche Bestände wem gehören. Dies hat auch Vorteile zum Beispiel im Falle einer Insolvenz einer der Parteien in der Depotstellenkette. Die Fondsdepotbestände werden natürlich jeweils ausserhalb der Bilanz geführt, und fallen somit nicht in die Konkursmasse. Durch die eindeutige Segregierung bis zum Register des jeweiligen Fonds kann aber die Zugriffszeit auf die Bestände in einem Worst Case Scenario wesentlich verkürzt werden.
Inwiefern sehen Sie in der Schweiz noch weiteres Wachstumspotential für B2B-Fondsplattformen?
Harby: Grundsätzlich bietet der Schweizer B2B-Fondsplattformarkt wohl nicht weitere grosse Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Vergleich, ausser es wird etwas Neues im hiesigen Markt erfolgreich umgesetzt und dadurch können zusätzliche Marktanteile gewonnen werden. Wir erwarten auch nicht, dass weitere Anbieter Schlange stehen werden, um im Schweizer Markt einzusteigen. Dieser Markt ist sehr anspruchsvoll und viele Faktoren müssen stimmen um hier Erfolg zu haben, wie ein finanziell solides Mutterhaus im Hintergrund, ein innovatives Geschäftsmodel, ein attraktives Produktangebot, tiefe Kosten und professionelle, erfahrene Leute vor Ort die den Markt bestens kennen. Das bedeutet, auch über längere Zeit in der Lage und bereit zu sein, hier die notwendigen Investitionen tätigen zu können. Die Allfunds Bank Gruppe gehört zu den wenigen B2B-Fondsplatformen, die diese Voraussetzungen mitbringen.