Aktive Einflussnahme zugunsten des Klimas und der Arbeitnehmer

Viele Finanzinstitute unterhalten laut Robeco umfangreiche Geschäftsbeziehungen zur fossilen Brennstoffindustrie. (Bild: Shutterstock.com/Roschetzky Photography)
Viele Finanzinstitute unterhalten laut Robeco umfangreiche Geschäftsbeziehungen zur fossilen Brennstoffindustrie. (Bild: Shutterstock.com/Roschetzky Photography)

Die Abkehr von der Finanzierung emissionsintensiver Unternehmen und der Schutz von Arbeitnehmerrechten in der Post-Covid-19-Ära sind Robecos zentrale Themen für eine aktive Einflussnahme im Jahr 2021.

25.01.2021, 11:07 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Das Active Ownership-Team von Robeco wählt für seine aktive Einflussnahme auf Unternehmen in einem Dreijahreszeitraum jedes Jahr vier oder fünf neue Themen aus, die sich auf in finanzieller Hinsicht wesentliche ökologische, soziale oder die Unternehmensführung betreffende Risiken und/oder Chancen für diese Unternehmen beziehen.

In einem Vorstoss, der auf Unternehmen abzielt, die auf der falschen Seite des Klimawandels stehen, wird das Active Ownership-Team von Robeco im Jahr 2021 schwerpunktmässig auf Finanzinstitute Einfluss nehmen, die emissionsintensive Unternehmen finanzieren. Ein anderes Programm strebt dringend erforderliche Verbesserungen bei Unternehmen an, die auf dem Weg zur Dekarbonisierung erheblich hinterherhinken. Zwei weitere Programme für aktive Einflussnahme zielen auf Arbeitnehmerrechte ab, die durch die Schliessung von Unternehmen während der Pandemie beeinträchtigt wurden und werden sowie auf Menschenrechtsverstösse in Konfliktregionen und Hochrisikobereichen. Ein fünftes Thema sind ethische Probleme in der Videospielindustrie.Finanzierung des Übergangs

Viele Finanzinstitute unterhalten laut Robeco umfangreiche Geschäftsbeziehungen zur fossilen Brennstoffindustrie und sind deshalb selbst physischen Risiken, Übergangs- und Haftungsrisiken wegen der Auswirkungen der Erderwärmung ausgesetzt. Die Aufsichtsbehörden richten ihren Blick zunehmend auf die Finanzierung des Klimawandels und darauf, wie der Sektor den Übergang zu mehr Klimafreundlichkeit unterstützen sollte. Banken müssen ihre Kreditpolitik an den Emissionszielen ausrichten, die sich Regierungen zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens setzen.

"Wir wissen, dass viele Banken immer noch Kredite an emissionsintensive Unternehmen vergeben, ohne von diesen Zusagen einzufordern, dass sie zu emissionsärmeren Geschäftsmodellen wechseln werden», sagt Carola van Lamoen, Head of Sustainable Investing bei Robeco und fügt hinzu: "So bringen sie ihr Kreditgeschäft nicht mit den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens in Einklang. Für Robeco sei dies ein Thema, das Unternehmensführung und Umweltschutz verbinde, denn hier gehe es wirklich darum, wie der Klimawandel mit der Zuteilung von Finanzmitteln und weiter gefassten Risikomanagement-Konzepten zusammenhänge. Letztendlich erwarte Robeco, dass der Finanzsektor wichtige Erkenntnisse zu den aus dem Klimawandel resultierenden Risiken und Chancen ziehen werde. Robeco selber habe eine Strategie für das Management von Portfolios, die mit dem Pariser Klimaabkommen völlig in Einklang stünden.

Stärkerer Einsatz gegen den Klimawandel

Die Kehrseite der Medaille sei die gezielte Ansprache emissionsintensiver Unternehmen. Gemäss der Verpflichtung zur Klimaneutralität werde Robeco ein Programm für aktive Einflussnahme entwickeln, das auf alle in seinen Portfolios enthaltenen Unternehmen abziele, die beim Emissionsabbau hinterherhinkten. Unternehmen, die diese Übergangsziele nicht erreichten, liefen Gefahr, nach drei Jahren aktiver Einflussnahme ausgeschlossen zu werden. Man wolle sich dabei auf die "allerschlimmsten" Unternehmen konzentrieren, die in dieser Hinsicht hinterherhinken. Diese Unternehmen reagierten nicht auf sanften Druck. Bei ihnen erfordere der Übergang zu emissionsärmeren Geschäftsmodellen grundlegende Veränderungen.

Arbeitnehmerrechte in der Post-Covid-19-Ära

Neben dem Klimawandel sind auch Arbeitnehmerrechte ins Rampenlicht gerückt, nachdem die Covid-19-Pandemie ohnehin schon problematische Arbeitsbedingungen in von Shutdowns schwer getroffenen Branchen weiter verschlechtert hat. Im Fokus von Robecos aktiver Einflussnahme stehen 2021 Risiken im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen im Einzelhandel, bei Online-Essenslieferdiensten sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe.

Systemrelevante Arbeitskräfte in Einzelhandelsgeschäften, die während der Lockdowns weiter öffnen dürfen, sind laut Robeco einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt, erhalten oft niedrige Löhne, haben lange Arbeitszeiten und unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Online-Essenslieferdienste waren und sind in der Pandemie für viele eine wichtige Stütze. Allerdings hätten Arbeitskräfte in dieser Branche oft keinen Arbeitsvertrag und keinen Zugang zu Tarifverträgen oder Sozialleistungen wie etwa der Rentenversicherung. Weiter seien Arbeitskräfte im Hotel- und Gaststättengewerbe von Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie massiv betroffen. Viele hätten ihren Arbeitsplatz verloren, als die Schliessung von Hotels und Gaststätten angeordnet wurde, und würden nur wenig Unterstützung bekommen.

"Der Umgang von Unternehmen mit ihren Mitarbeitern liefert wichtige Hinweise, wie sie auf andere Schocks reagieren können", sagt Van Lamoen. "Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und ordentliche Arbeitsbedingungen sind entscheidende Voraussetzungen, um einen Wettbewerbsvorteil zu haben, wenn das Hotel- und Gastgewerbe und andere schwer von Covid-19 getroffene Branchen allmählich zu einem normalen Geschäftsbetrieb zurückkehren.»

Wie Van Lamoen weiter ausführt, erstrecke sich dieses Thema für aktive Einflussnahme vor allem auf drei Branchen, in denen Arbeitnehmer häufig weniger gut geschützt sind, und baut auf Robecos einschlägigen Erfahrung in der Lieferkette der Landwirtschaft und in der Bekleidungsindustrie auf. Im Dialog mit Unternehmen befasse man sich auch mit Themen wie Gesundheit und Sicherheit, Diversität und Inklusion.

Menschenrechte in Lieferketten

Bei der ungenügenden Achtung der Menschenrechte entlang der Wertschöpfungskette – häufig in Konfliktregionen, in denen es nur wenig Schutz gibt – stehen für Robeco die sorgfältigen Prüfungen im Mittelpunkt, die Technologie-, Bekleidungs- und Automobilunternehmen aus Industrieländern vornehmen müssen, wenn sie Lieferungen und Leistungen aus Hochrisikobereichen beziehen.

Die Achtung von Menschenrechten sei eng mit der Widerstandsfähigkeit von Wertschöpfungsketten und stabilen Rahmenbedingungen für den Geschäftsbetrieb verbunden. Parallel dazu nehme bei Anlegern das Bewusstsein für die erheblichen operativen, finanziellen, rechtlichen und die Reputation betreffenden Risiken zu, denen im Portfolio enthaltene Unternehmen ausgesetzt sein könnten, wenn sie mit Menschenrechte betreffenden Risiken nicht richtig umgingen.

Schattenseiten der Videospielbranche

Schliesslich werde sich das Team auch mit der Videospielbranche befassen, die für eine wachsende Zahl von Spielern auf der ganzen Welt das Leben während der Lockdowns leichter gemacht habe. Als Investor habe Robeco aber auch festgestellt, dass Spieler und Spielentwickler von mehreren strukturellen sozialen Auswirkungen in der Gaming-Branche betroffen seien. Die Probleme reichten von Gewaltverherrlichung über eine stereotype Darstellung von Minderheiten bis zu zunehmendem Online-Missbrauch junger Spieler.

In der Branche gebe es aber auch arbeitsrechtliche Probleme wegen der vielen Überstunden von Spielentwicklern, die teilweise gezwungen seien, sehr lange und zu wenig sozialverträglichen Zeiten zu arbeiten. Robeco werde die Geschäftsleitungen von Gaming-Unternehmen auffordern, über ihre Produkterwartungen, ihren Design-Ansatz und ihre Personalausstattung nachzudenken.

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Nutzung zu ermöglichen. Mit der Annahme der Cookies bestätigen Sie, dass Sie ein professioneller Anleger mit Sitz in der Schweiz sind.> Datenschutzerklärung