50 Investoren unterstützen Gesichtserkennungsinitiative

Ist der Schutz der personenbezogenen Daten bei der Anwendung von Gesichtserkennungstechnologien gewährleistet? (Bild: Shutterstock.com/Imageflow)
Ist der Schutz der personenbezogenen Daten bei der Anwendung von Gesichtserkennungstechnologien gewährleistet? (Bild: Shutterstock.com/Imageflow)

Das zweijährige Engagement-Programm unter der Leitung von Candriam soll die Menschenrechte im Zusammenhang mit dem Einsatz von Gesichtserkennungs-Technologien priorisieren und einen konstruktiven Dialog mit Unternehmen weltweit aufbauen, die diese Technologien entwickeln oder einsetzen.

08.06.2021, 10:05 Uhr

Redaktion: rem

Die "Facial Recognition Initiative», die von Candriam ins Leben gerufen wurde, wird bereits von 50 internationalen Investoren unterstützt, wie der Investmentmanager am Mittwoch mitteilte. Die Investoren, auf die über 4 Bio. Franken verwaltetes Vermögen entfallen, haben alle das "Investor Statement on Facial Recognition» unterzeichnet. Candriam startete die Initiative im März dieses Jahres, um die Risiken der Produkte und Leistungen auf der Grundlage der Gesichtserkennungs-Technologien (Facial Recognition Technology, FRT) anzusprechen.

Die FRT-Initiative wurde von den Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen (UNPRI) begrüsst. Sie fordert Anleger auf, das Investor Statement on Facial Recognition zu unterzeichnen und Candriam dabei zu unterstützen, den Dialog mit Unternehmen bezüglich ihrer FRT-Aktivitäten und ihrer Menschenrechtspolitik zu fördern. Laut Candriam bildet in den kommenden Monaten das Investor Statement die Grundlage des Engagements mit Unternehmen im Rahmen eines informierten und konstruktiven kollaborativen Programms.

FRT-Technologien erfüllen Schutz personenbezogener Daten nicht

Ausgangspunkt der Initiative ist die Feststellung, dass die FRT-Technologien in ihrer aktuellen Form den individuellen Anspruch auf Schutz der personenbezogenen Daten nicht erfüllen könnten, weil die Personen, die überwacht werden, der Überwachung nicht zustimmten und die Überwachung auch nicht offiziell geregelt sei, so Candriam. Fehlidentifizierungen seien weitaus häufiger als angenommen, würden bei bestimmten ethnischen Gruppen systematischer auftreten und führten zur Verhaftung falscher Personen.

Obwohl es keinen einheitlichen Rahmen in Bezug auf die Erfassung biometrischer Daten und deren Verwendung gibt, haben mehrere Städte und Bundestaaten in den USA den Einsatz der FRT verboten. Den weltweit ersten Rechtsrahmen für künstliche Intelligenz hat die Europäische Kommission vorgelegt. China veröffentlichte vor Kurzem einen Entwurf zur Regulierung der Sicherheitsanforderungen an die Gesichtserkennung.

FRT-Initiative

Im Rahmen ihres allgemeinen Engagement-Programms veröffentlichte Candriam Anfang des Jahres einen Leitfaden für Anleger. Er legt die Risiken und Chancen der FRT sowie die wesentlichen Faktoren dar, die der globalen Akzeptanz der FRT-Produkte zugrunde liegen.

Die Gesichtserkennung stellt laut Candriam nur eine relativ kleine Nische am Technologiemarkt dar, und amerikanische und chinesische Tech-Giganten haben ihre eigenen FRT-Produkte und -Leistungen entwickelt. Nun, da sie die Erfassung und Analyse der Daten zum Online-Verhalten ihrer Benutzer beherrschten, wendeten sie sich der physischen Welt zu. Diese Unternehmen und ihre staatlichen oder privatwirtschaftlichen Kunden müssten sich vergewissern, dass die FRT ethisch korrekt entwickelt und eingesetzt werden und dass es weder an Regulierung noch an Aufsicht fehle, fordert die Initiative.

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