Keine Mehrheit für Rentenaltererhöhung

Die 50- bis 70-Jährigen werden bei der Abstimmung über die Altersvorsorge entscheidend sein. (Bild shutterstock.com/Monkey Business Images)
Die 50- bis 70-Jährigen werden bei der Abstimmung über die Altersvorsorge entscheidend sein. (Bild shutterstock.com/Monkey Business Images)

Eine langfristige Sicherung der Altersvorsorge scheint für den Bundesrat ohne Erhöhung des Rentenalters kaum möglich. Eine Mehrheit der 50- bis 70-Jährigen in der Schweiz spricht sich allerdings nicht für eine Verlängerung des Arbeitslebens aus, wie eine Umfrage von Deloitte zeigt.

07.10.2019, 13:57 Uhr
Vorsorge

Redaktion: lek

In der Schweiz steigt der Anteil der Pensionierten an der Gesamtbevölkerung jedes Jahr. Diese Entwicklung stellt das Rentensystem vor grosse finanzielle Probleme. Nun nimmt der Bundesrat einen neuen Anlauf zur AHV-Reform und will vorerst das Rentenalter von Frauen auf 65 Jahre anheben. Aus Wirtschaftskreisen wird der Ruf nach einer generellen Erhöhung des Rentenalters auf 66 Jahre laut (investrends.ch berichtete). Das Beratungs- und Prüfungsunternehmen Deloitte hat in einer repräsentativen Umfrage 50- bis 70-Jährigen Schweizerinnen und Schweizer fünf Vorschläge für die Anpassung gezeigt, allerdings gab es in dieser Altersgruppe für keinen der Vorschläge eine Mehrheit.

Verschiedene Varianten zur Erhöhung des Rentenalters

Quelle: Deloitte
Quelle: Deloitte

Zwei Drittel der Frauen sind dagegen

Die Ergebnisse zeigen, dass nur 47% der Befragten für eine Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 sind. Bei den Frauen liegt die Zustimmungsrate gerade einmal bei 32%, bei den Männern bei 60%. "Frauen stehen allen Varianten einer Rentenalterserhöhung signifikant ablehnender gegenüber, am meisten dort, wo sie von der Erhöhung stärker betroffen wären. Ein weiterer Grund für die grossen Unterschiede könnte sein, dass Frauen neben der Arbeit nach wie vor stärker mit Haushalt und Familie belastet sind und sich ein Teil von ihnen in der Arbeitswelt benachteiligt fühlt. Hier sind die Unternehmen gefordert, Massnahmen zur Gleichstellung konsequent umzusetzen sowie die Arbeitsplätze stärker den Bedürfnissen von Familien anzupassen", erklärt Reto Savoia, CEO Deloitte Schweiz.

Entscheidend für den Ausgang einer Abstimmung wird das Stimmverhalten der 50- bis 70-Jährigen sein. Sie machen 36% der stimmberechtigten Bevölkerung aus und legen zudem eine überdurchschnittlich hohe Stimmbeteiligung an den Tag. Auffällig ist, dass keine der fünf von Deloitte vorgeschlagenen Varianten eine Mehrheit erreicht.

Vorbilder aus dem Norden

Ein Blick nach Schweden und Kanada zeigt eine andere Möglichkeit für die Neugestaltung der Altersvorsorge. Beide Länder haben das Rentenalter weitgehend flexibilisiert und verzichten auf ein fixes Alter für den Renteneintritt. Zudem gilt: Je länger man arbeitet, desto höher wird die Rente. Auch in der Schweiz könnte man einen Alterskorridor von 60 bis 70 Jahren einführen und darüber hinaus die Auszahlung der Renten an die durchschnittliche Lebenserwartung koppeln.

"Ohne ein fixes Rentenalter im Kopf werden Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen flexibler: erstere bei Anstellungen und zweitere bei der Jobsuche. Unternehmen erhielten generell mehr Anreize, ältere Menschen einzustellen und Mitarbeitende länger zu beschäftigen. Angesichts des Austritts der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt und des sich dadurch abzeichnenden Arbeitskräftemangels wäre dies eine erfreuliche Nebenwirkung eines flexibilisierten Rentenalters", meint Savoia.

Uneinigkeit zwischen den Regionen

Die Umfrage zeigt zudem, dass bei einer erneuten Abstimmung über die Rentenalterserhöhung ein Röstigraben resultieren könnte. Nur gerade 24% der Befragten aus der Westschweiz stimmen einer Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre zu, während in der Deutschschweiz die Zustimmungsquote bei 55% liegt.

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