01.12.2025, 10:36 Uhr
Das Strategy and Insights Office von Invesco hat seinen jährlichen Ausblick für die Asset Allokation für 2026 veröffentlicht. Dieser stellt ein Umfeld in Aussicht, das von einem beschleunigten globalen Wachstum...
Am Mittwoch wird die Fed ihren Leitzins höchstwahrscheinlich bei 4,375 Prozent belassen. Das wird Donald Trump, der auf tiefere Zinsen drängt, nicht gefallen. Seine Forderung würde dem Staatshaushalt helfen, aber nicht den Amerikanern, die eine Hypothek wollen, erklärt Thomas Stucki von der St. Galler KB.
Hypotheken hängen an den langfristigen Zinsen. Der Druck auf die US-Notenbank werde deshalb gross sein, die ganze Zinskurve zu steuern, wie es die Bank of Japan lange Zeit gemacht hat, erklärt der Anlagechef der St. Galler KB in seinem Wochenreport. US-Präsident Donald Trump will tiefere Zinsen, um Wirtschaft und Bevölkerung zu entlasten.
Allein die Ankündigung einer Zinskurvensteuerung, ein leises Entgegenkommen des Fed auf Trumps herrische Zinsforderung, hätte eine dämpfende
Wirkung nicht nur auf die kurzfristigen, sondern auch auf die langfristigen Zinsen. Stucki meint: «Mit Shortpositionen in Treasuries auf höhere Zinsen zu wetten, wäre in diesem Fall ein riskante Strategie.»
Stucki verweist auf die Türkei. Das klingt im Zusammenhang mit der historisch soliden und dynamischen US-Wirtschaft vermessen, fördert auf den zweiten Blick aber die Problematik zu Tage, was passiert, wenn eine Regierung über die Notenbank bestimmt, so wie es in den USA Präsident Trump vorschwebt.
Der Vertrauensverlust in die Notenbank wäre fatal: Der Wechselkurs würde sinken, die Inflation und die langfristigen Zinsen würden steigen. Die Türkei hat diese Erfahrung gemacht, als Präsident Erdogan die Zinspolitik diktierte. Die Richtung würde auch für die USA stimmen, selbst wenn das Ausmass deutlich
geringer ausfallen würde als in der Türkei, erklärt Stucki.
Die Kollateralschäden und Verzerrungen in der Wirtschaft wären auch in den
USA gross, wenn eine solche Politik überlängere Zeit verfolgt würde, folgert er.
Allerdings macht der Anlagechef der St. Galler Kantonalbank bei der Asset Allocation eine Ausnahme: Wie das Beispiel der Türkei zeige, müssten Währungsabwertung und ein Anstieg der Inflation nicht negativ für Aktien sein. «In einem solchen Umfeld kann man in US-Aktien investieren», betont er.
Allerdings dürfe man den Zeitpunkt für den späteren Verkauf nicht verpassen, und der wäre, bevor die Fed die Notbremse zieht und den Leitzins zur
Inflationsbekämpfung wieder massiv anheben muss, wie es 1974 der Fall war.
Meiden sollte man dagegen US-Obligationen. Diese würden sowohl durch
mittel- bis längerfristig steigende Zinsen als auch durch den Währungsverlust an Wert verlieren.
Generell sei es sinnvoll, das Dollarrisiko abzusichern. Zumindest einen positiven Effekt habe das Ganze: Da die kurzfristigen US-Zinsen, falls sich Trump über die Notenbank setzt, gesenkt würden, «sinken auch die Kosten für die Währungsabsicherung.»