08.01.2025, 09:58 Uhr
«Die Gesamtrenditeaussichten für globale Hochzinsanleihen sind attraktiv, da die technischen Daten immer noch günstig, die Renditen hoch und die Ausfallraten niedrig sind», schreibt Rob Fawn, Senior Portfolio...
Ashok Bhatia, Chief Investment Officer Fixed Income bei Neuberger Berman erläutert, warum 2025 ein gutes Anleihenjahr werden kann – wenn auch wohl mit mehr Volatilität als erhofft.
Auch im neuen Jahr scheint vieles unsicher, nicht zuletzt wegen des bevorstehenden Regierungswechsels in den USA. Dennoch hat Neuberger Berman zwei recht mutige Prognosen für Anleiheninvestoren gewagt.
«Erstens prognostizieren wir, dass der neuen US-Regierung ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum gelingt und sich die Inflation dabei in Grenzen hält. Zweitens glauben wir, dass Anleiheninvestoren deshalb jetzt weniger auf Inflation und Geldpolitik und mehr auf Wachstum und Fiskalpolitik achten», schreibt Bhatia.
Da man am Markt jetzt mit gerade einmal zwei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr rechnet, dürfte selbst eine einjährige Wartezeit auf den nächsten Zinsschritt die Märkte nur wenig irritieren. Eine US-Zweijahresrendite von sehr viel mehr als 4,5 Prozent «sehen wir nicht.»
Allerdings rechnet der Experte auch damit, dass die Schwankungen der Kurzfristrenditen in den letzten zwei Jahren jetzt auf die längerfristigen Renditen übergreifen – denn die Wechselwirkungen zwischen Fiskalpolitik und Wachstum würden komplexer.
«Eine US-Zehnjahresrendite von etwa 4,5 Prozent scheint uns fair, da wir für die Inflation einen neuen Langfristdurchschnitt von etwa 2,25 bis 2,50 Prozent und ein reales BIP-Wachstum von 2,50 bis 2,75 Prozent erwarten. Letztes Jahr ist die Zehnjahresrendite gestiegen, weil die Anleger allmählich von einer strukturell höheren Inflation ausgingen.»
Sorgen mache man sich am Anleihenmarkt vor allem wegen der anhaltenden Diskussion darüber, dass Trumps wirtschaftspolitische Pläne das US-Haushaltsdefizit weiter steigen lassen könnten. Vielleicht müssten Anleger wegen des ungewöhnlich unsicheren Konjunktur- und Haushaltsausblicks mit widersprüchlichen Signalen zurechtkommen. «Wir rechnen zwar damit, dass die Zehnjahresrendite Ende 2025 etwa so hoch sein wird wie jetzt, nämlich 4,5 Prozent, schliessen zwischenzeitliche heftige Schwankungen aber nicht aus», schreibt Bhatia.
Credit-Investoren stehen laut dem Experten vor einem Dilemma: «Die Renditen sind attraktiv, aber die Spreads sind eng wie selten.» Ein Grund für die engen Spreads sei die hohe Nachfrage nach höher verzinslichen Titeln. Das ändere aber nichts an den noch immer guten Unternehmensfinanzen. Vor allem Investmentgrade-Emittenten haben sich bei Zinsen nahe null viel Geld geliehen.
Selbst am High-Yield-Markt sind die Spreads teilweise zurückgegangen, obwohl die Unternehmensgewinne nicht mehr so stark wachsen. «Die Fundamentaldaten selbst sind durchaus in Ordnung, aber in Verbindung mit den engeren Spreads halten wir die Bewertungen hier für weniger attraktiv», so das Fazit.
Daher sollten Investoren bei einer weitgehend neutralen Credit-Allokation bleiben, wegen der anhaltend hohen technischen Nachfrage nach Rendite und dabei auf Qualitätsemittenten setzen. Dabei scheine eine unterdurchschnittliche Spread-Duration weiterhin sinnvoll. Interessant könnten aber auch einige weniger liquide Marktsegmente sein, deren Spreads nicht zu eng sind.
«Alles in allem bleibt das Umfeld für Anleiheninvestoren 2025 gut. Die Märkte haben auf die strukturell höhere Inflation bereits reagiert. Die hohe technische Nachfrage nach Rendite dürfte im neuen Jahr anhalten, und eine generelle oder starke Verschlechterung der Kreditqualität halten wir für unwahrscheinlich. Lang laufende Anleihen könnten volatil bleiben, doch sind solche Schwankungen wohl nur von kurzer Dauer. Vorübergehende Schwächephasen könnten interessante Einstiegszeitpunkte für Staatsanleihen und Credits sein, vor allem bei Qualitätstiteln», so das Fazit.