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«Anleihemärkte haben den ‘Trump-Trade’ schon eingepreist»

Die Werbung hat sich ausbezahlt, die Obligationenmärkte haben den Sieg schon vorweggenommen. (Bild John Arehart/Shutterstock)
Die Werbung hat sich ausbezahlt, die Obligationenmärkte haben den Sieg schon vorweggenommen. (Bild John Arehart/Shutterstock)

Die US-Wahl wird die knappste aller Zeiten. Diese weit verbreitete Einschätzung hat sich als völlig falsch erwiesen. Donald Trump kehrt mit einem überzeugenden Wahlergebnis ins Weisse Haus zurück. «Worauf sollten sich die Investoren für die Zukunft einstellen?», fragen sich die Experten von M&G Investment.

12.11.2024, 12:05 Uhr
Aktien | Obligationen

Die Aktienmärkte hassen Ungewissheit. Da es einen klaren Gewinner gibt, war die unmittelbare Marktreaktion daher weitgehend positiv. Die US-Aktienmärkte haben neue Rekordhöhen erklommen, wobei Finanzwerte zu den grössten Gewinnern gehörten – angesichts der Hoffnung, dass Trump die Regulierung lockern könnte. Die Märkte im Vereinigten Königreich und in Europa legten am Mittwochmorgen zunächst kräftig zu, bauten ihre Gewinne dann jedoch wieder ab.

Die erste Reaktion fiel also überschwänglich aus. «Doch die Euphorie könnte sich angesichts der Aussicht auf wochenlanges Gerangel und juristische Herausforderungen als kurzlebig erweisen. Sobald die anfänglichen Gewinne verbucht sind, könnte sich der Fokus der Investoren eher auf die längerfristigen Auswirkungen von Trumps Politik verlagern», heisst es bei M&G.

Noch höheres Defizit

Trumps Agenda wird das Defizit wahrscheinlich noch weit über die Annahmen des Haushaltsbüros des Kongresses (CBO) hinaus ausweiten. Diese gehen davon aus, dass das US-Steuerreformgesetz von 2017 (TCJA) Ende 2025 ausläuft. Die Renditen der US-Staatsanleihen sind sofort gestiegen und der US-Dollar hat zugelegt. Die unmittelbare Reaktion der Märkte deutet die Erwartung an, dass Trump seine wichtigsten politischen Ziele durchsetzen wird: TCJA verlängern, Unternehmenssteuern senken, staatliche Regulierung abbauen und die US-Handelspolitik kämpferisch gestalten.

Die Devisenmärkte haben direkt eingepreist, dass Trump höhere Einfuhrzölle angekündigt hat. Zugleich ist der Euro stark gefallen. Der Grund dafür ist laut M&G nicht nur, dass ein höheres Wachstum in den USA wahrscheinlich inflationär wirkt und den US-Dollar stützt. «Es liegt auch an Trumps Ankündigungen, Importe aus Europa mit Zöllen in Höhe von 10 Prozent zu belegen. Abzuwarten bleibt, ob Trump seine Zolldrohungen gegen China wahr macht oder ob es um eines seiner klassischen Deal Makings geht – mit dem eigentlichen Ziel eines Handelsabkommens zwischen den USA und China.»

Aufschwung für die US-Wirtschaft

Die US-Aktienmärkte sind gestiegen, weil die Investoren Trump als positiv für die amerikanischen Unternehmen einschätzen. Entschärfte regulatorische Vorgaben, mögliche Steuererleichterungen für Unternehmen und zusätzliche Einfuhrzölle: Das sind allesamt gute Nachrichten für die Gewinne der US-Firmen.

Der Sieg Trumps wird laut M&G kurzfristig wahrscheinlich zu einem Aufschwung für die US-Wirtschaft führen: Die Republikaner haben sich darauf festgelegt, zur Ankurbelung des Wachstums Vorschriften abzubauen und Steuern zu senken. Es zeichneten sich jedoch «keine grossen Bestrebungen ab, das Defizit wieder auf Normalmass zu bringen.» Das derzeitige Ausgabenniveau sei eher typisch für Rezessionen, und eine Verringerung scheine nicht in Sicht zu sein. Wenn die Wirtschaft durch weiter erhöhte Ausgaben angekurbelt wird, könnte das die Lage verschärfen. Die möglichen Folgen seien ein grösserer Finanzierungsbedarf, höhere Zinsausgaben und ein potenzieller Verdrängungseffekt. Dies wiederum könnte sich in längerfristig erhöhten Zinssätzen niederschlagen – also «higher for longer».

Die Anleihemärkte haben den «Trump-Trade» allerdings bereits weitgehend eingepreist. Die Zinssätze waren vor der Wahl gestiegen – in der Erwartung, dass eine Trump-Regierung zu höherer Inflation führen würde. Bei ansonsten gleichbleibenden Rahmenbedingungen scheine das weitere Abwärtspotenzial daher begrenzt zu sein. Während «Trump 1.0» lag die Inflation in der Nähe des Zielwerts (durchschnittlich 1,9 %), das Wachstum war stabil und die Zinssätze bewegten sich zwischen 2 und 3 Prozent. Die Folgen von Trumps Politik fielen gemäss M&G damals also moderater aus als erwartet.

Mehr Volatiltät

Historisch gesehen habe es für die Entwicklung der Aktienmärkte kaum einen Unterschied gemacht, wer im Weissen Haus sass. Letztendlich zählten die Fundamentaldaten. Allerdings spielten auch spezifische politische Massnahmen eine Rolle, und «sie werden sich auf verschiedene Regionen und Sektoren auswirken.»

Trumps angekündigte Zollpolitik hat die Schlagzeilen beherrscht. Die Rede ist von 60 Prozent Aufschlag auf alle Importe aus China und 10 Prozent auf Einfuhren aus anderen Ländern. Abmildernd wirke jedoch, dass sowohl chinesische als auch europäische Unternehmen dieses Mal viel besser vorbereitet seien, um höheren Zöllen standzuhalten. Nach eigener Einschätzung ist die EU während der ersten Trump-Präsidentschaft kalt erwischt worden. Dieses Mal hat sie bereits mögliche Gegenzölle ausgearbeitet, die sie bei Bedarf in Kraft setzen kann.

«Bis wir sehen, welche der angekündigten Massnahmen die neue Trump-Regierung tatsächlich umsetzt, ist an den Finanzmärkten mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Unserer Meinung nach sollten die Investoren differenziert vorgehen: US-Aktien werden auf den Sieg Trumps wahrscheinlich insgesamt positiv reagieren; dieser Effekt könnte jedoch angesichts der möglichen Zölle durch Aktien von Nicht-US-Firmen ausgeglichen werden. Doch wo es Marktvolatilität gibt, bieten sich auch Chancen für einen aktiven Manager – das schafft ein günstiges Marktumfeld für Handelsaktivitäten», so das Fazit.

Das sind die nächsten Schritte

Electoral College – Die Wahlmänner der Bundesstaaten stimmen am Dienstag, den 17. Dezember 2024, im Electoral College ab

Bestätigung des Ergebnisses – Der US-Kongress tritt am Montag, den 6. Januar 2025 zusammen, um das Ergebnis offiziell zu bestätigen

Beginn der Präsidentschaft – Donald Trump wird am Montag, 20. Januar 2025, als Präsident vereidigt

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