19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die Nationalbank führt ihre expansive Geldpolitik unverändert fort und belässt den SNB-Leitzins bei -0,75%. Den heissgelaufenen Hypothekar- und Immobilienmarkt behalten die Währungshüter im Auge, unternehmen aber noch nichts.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält an ihrer bisherigen expansiven Geldpolitik fest. Sie sichert sich so die Preisstabilität und unterstützt die Erholung der Schweizer Wirtschaft von den Folgen der Corona-Pandemie. Wie die Nationalbank im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag bekannt gab, belässt sie den SNB-Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei der SNB bei -0,75% und ist nach wie vor bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, um dem Aufwertungsdruck auf den Franken entgegenzuwirken. Dabei berücksichtige sie die gesamte Währungssituation. Der Franken sei weiterhin hoch bewertet.
Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB liegt für dieses und nächstes Jahr leicht über der Prognose vom September (vgl. Grafik). Der Hauptgrund dafür sind höhere Importpreise, vor allem für Erdölprodukte und für Waren, die von globalen Lieferengpässen betroffen sind. In der längeren Frist ist die Inflationsprognose gegenüber jener vom September praktisch unverändert. Für 2021 liegt die neue Prognose bei 0,6%, für 2022 bei 1,0% und für 2023 bei 0,6%. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB- Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei -0,75% bleibt.
Die Corona-Pandemie prägt die internationale Wirtschaftslage weiterhin. Die globale Wirtschaftserholung hat sich im dritten Quartal aufgrund von lokalen Ansteckungswellen und Lieferengpässen in verschiedenen Branchen der Industrie etwas abgeschwächt. Gleichzeitig lag die Teuerung sowohl in den USA als auch in der Eurozone auf ungewohnt hohen Niveaus. Dabei spielten neben den Lieferschwierigkeiten auch gestiegene Energiepreise eine wichtige Rolle.
Die SNB geht in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft davon aus, dass trotz der aktuell ungünstigen Pandemieentwicklung keine erneuten weitreichenden Eindämmungsmassnahmen erforderlich sein werden. Die Konjunkturerholung sollte sich somit fortsetzen, wenn auch etwas gedämpft. Gleichzeitig dürften Lieferengpässe noch einige Zeit bestehen bleiben und zu Preiserhöhungen bei betroffenen Waren führen. Mittelfristig dürfte sich diese Situation aber entspannen und die Inflation im Ausland wieder auf moderatere Niveaus zurückfallen.
Vertiefte Informationen zum geldpolitischen Entscheid finden sich in den einleitenden Bemerkungen von Thomas Jordan. Die einleitenden Bemerkungen von Fritz Zurbrügg gehen auf die Entwicklungen im Bereich der Finanzstabilität ein und diejenigen von Andréa Maechler auf die Lage an den Finanzmärkten.
In der Schweiz hat sich die wirtschaftliche Erholung fortgesetzt. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm im dritten Quartal erneut kräftig zu und lag damit erstmals über seinem Vorkrisenniveau. Auch am Arbeitsmarkt verbesserte sich die Lage weiter. Das BIP dürfte dieses Jahr um rund 3,5% wachsen. Dies ist leicht stärker, als die SNB im September erwartet hatte, da sich einige Dienstleistungsbranchen wie das Gastgewerbe dynamischer als damals angenommen entwickelt haben. Zuletzt verlor die Konjunktur allerdings wieder etwas an Schwung.
In ihrem Basisszenario für die Schweiz geht die Nationalbank davon aus, dass sich die Konjunkturerholung nächstes Jahr fortsetzt. Dahinter steht auch die Annahme, dass keine Massnahmen ergriffen werden müssen, welche die Wirtschaftsaktivität zusätzlich beeinträchtigen würden. Vor diesem Hintergrund rechnet die Nationalbank für 2022 miteinem BIP-Wachstum von rund 3%. Die Arbeitslosigkeit dürfte noch einmal etwas zurückgehen, und die Auslastung der Produktionskapazitäten sollte sich weiter normalisieren.
Die jüngste Verschärfung der Pandemielage hat die Unsicherheit über die Prognosen sowohl für das Ausland als auch für die Schweiz wieder vergrössert. Die konjunkturelle Entwicklung hänge über die nächsten Quartale massgeblich davon ab, welche zusätzlichen Eindämmungsmassnahmen in den betroffenen Ländern ergriffen werden, so die SNB.
Die Hypothekarkredite und Wohnliegenschaftspreise sind in den letzten Quartalen stark angestiegen. Insgesamt hat die Verwundbarkeit des Hypothekar- und Immobilienmarkts weiter zugenommen. "Diese Verwundbarkeiten sind seit Beginn der Coronavirus- Pandemie weiter gestiegen, da das Hypothekarwachstum und der Preisanstieg bei Wohnliegenschaften in dieser Zeitspanne höher waren, als Fundamentalfaktoren wie Einkommen und Mieten erklären können. Auch in den letzten sechs Monaten hat sich das Preis- und Hypothekarwachstum fortgesetzt", sagte Fritz Zurbrügg in seinen einleitenden Bemerkungen gegenüber den Medien.
Das Exposure der inlandorientierten Banken gegenüber dem Hypothekar- und Immobilienmarkt habe weiter zugenommen. So sei das Hypothekarkreditvolumen der inlandorientierten Banken im Jahr 2021 weiter gestiegen. Gleichzeitig blieben die Tragbarkeitsrisiken hoch. Der Anteil der neuen Hypotheken mit einem hohen Verhältnis zwischen Kredithöhe und Einkommen habe seit Jahresbeginn auf hohem Niveau leicht zugenommen, so Zurbrügg. Positiv aus einer Finanzstabilitätsperspektive zu bewerten sei hingegen die Tatsache, dass der Anteil an neuen Hypotheken für Wohnrenditeobjekte mit einem hohen Belehnungsgrad im Jahr 2021 zurückgegangen ist. Dies sei das Resultat der angepassten Selbstregulierung der Banken im Bereich der Renditeliegenschaften, die Anfang 2020 in Kraft getreten war.
"Angesichts der eingegangenen Risiken und der Verwundbarkeiten am Hypothekar- und Wohnliegenschaftsmarkt sind substanzielle Kapitalpuffer im Bankensystem von besonderer Bedeutung. Diese ermöglichen es den Banken, allfällige Verluste zu absorbieren und gleichzeitig die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen", betonte Zurbrügg einmal mehr. Die Szenarioanalysen der Nationalbank deuteten darauf hin, dass die meisten Banken dank der vorhandenen Kapitalpuffer in der Lage wären, die Verluste in relevanten Stressszenarien zu tragen. Dies sei unter anderem auch für das Stressszenario eines grossen Zinsanstiegs mit gleichzeitiger Korrektur der Immobilienpreise der Fall. Die Nationalbank beobachte die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer wieder aktiviert werden muss.