22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Das laufende Jahr am Aktienmarkt dürfte etwas holpriger werden als 2021. Davon geht Esty Dwek von FlowBank aus. Die hohen Inflationsraten dürften sich aber bereits im ersten Halbjahr normalisieren.
Omikron, politische Fragezeichen in den USA und Frankreich sowie geopolitische Spannungen in der Ukraine und im Südchinesischen Meer sind nur einige der Themen, die die Börsen aktuell beschäftigen. Trotz dieser nicht besonders positiven Ausgangslage schaut Esty Dwek, CIO bei FlowBank, verhalten optimistisch auf das Jahr 2022.
Ungeachtet der neuen Virusvarianten wird sich die globale Wirtschaftserholung ihrer Ansicht nach fortsetzen. "In den grossen entwickelten Volkswirtschaften wird sich das Wachstum aber wahrscheinlich etwas verlangsamen. Dasselbe gilt für China", sagt die Anlagechefin. Es stelle sich die Frage, wie lange Chinas Regierung harte Regulierungsmassnahmen durchsetzen werde. Aber auch der Schuldenabbau der Immobilienriesen sowie die Null-Covid-Politik des Landes drückten auf das Wachstum im Reich der Mitte.
Eine vollständige Rückkehr zur Normalität dürfte also noch etwas auf sich warten lassen. Fabriken und Häfen sind in Asien nach wie vor von Schliessungen betroffen, was Auswirkungen auf die Lieferketten haben werde. Steigende Kosten für Hersteller und höhere Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher seien die Folge. "Trotzdem gehe ich davon aus, dass sich die Situation in der ersten Hälfte des Jahres verbessern und die Inflation danach abklingen wird", prognostiziert Dwek.
Obwohl der Markt in den USA mit drei Zinserhöhungen rechnet, geht die Expertin nicht davon aus, dass die Fed so aggressiv agieren werde. In einem Umfeld von nahenden Zwischenwahlen und einem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum wäre das zu viel zu verkraften für die Finanzmärkte. Von der EZB erwartet sie, dass diese 2022 die Zinsen nicht anhebt.
Trotz starker Opposition rechnet Dwek damit, dass es US-Präsident Biden gelingen wird, eine abgespeckte Version des "Build Back Better"-Pakets zu verabschieden. Das deute auf eine fiskalische Expansion hin – wenn auch nicht in der Grössenordnung von 2021. "Ausserdem werden aus dem EU-Aufbaufonds weiterhin Mittel ausgezahlt, wodurch die Wirtschaft auf dem Alten Kontinent gestützt wird", so Dwek. Vor diesem Hintergrund sei keine Fiskalklippe zu erwarten.
Eine Reihe von wichtigen politischen Ereignissen könnte aber zu Volatilitätsschüben an den Finanzmärkten führen. Dazu zählen unter anderem die US-Zwischenwahlen, bei denen die Demokraten aller Voraussicht nach ihre hauchdünne Mehrheit verlieren werden, und die anstehenden Wahlen in Frankreich. Aber auch geopolitische Spannungen zwischen der Ukraine und Russland sowie zwischen Taiwan und China dürften gemäss der Expertin zu gelegentlichen Schreckmomenten führen.
Die Bewertungen an den Aktienmärkten sind historisch hoch, insbesondere bei einigen US-Titeln. Das könnte sich mit den angekündigten Zinserhöhungen ändern. Mit Blick auf die Grösse einiger stark wachsenden Firmen könnte ein Ausverkauf auch negative Auswirkungen auf gesamte Indizes haben.
Zudem sei es wahrscheinlich, dass sich unter den Anlegern Enttäuschung breit macht wegen nicht erzielter Gewinnerwartungen. Vor allem bei Technologieunternehmen sieht Dwek dieses Risiko. Trotzdem erwartet sie keinen Sektor-Ausverkauf, zumal "Big Tech" als eher defensiv gilt. "Aktieninvestorinnen und -investoren sollten sich deswegen auf ein etwas holpriges Jahr einstellen. Dennoch sollten Risk-on-Anlagen auch 2022 gut performen", so die Einschätzung von Dwek.
Ebenfalls gut abschneiden dürften Value-Anlagen – zumindest auf kurze Sicht. Da der Aufschwung noch nicht abgeschlossen sei und immer neue Virusvarianten die Erholung weiter verzögern, sollten zyklische Werte eine gute Performance erzielen können. Eine solche Outperformance könnte gemäss Dwek allerdings kurzlebiger Natur sein.
Mit Blick auf die Entwicklung von Bitcoin will sich die Expertin nicht festlegen. "Wahrscheinlich wird der Bitcoin eines Tages die Marke von 100'000 US-Dollar erreichen. Insgesamt wächst die Akzeptanz der grössten Kryptowährung weiter, dasselbe gilt für den Appetit auf Krypto-Assets im Allgemeinen. Allerdings erwarte ich einige Phasen der Konsolidierung und einer damit eingehenden, hohen Volatilität, bevor Bitcoin diese Marke erreicht", meint sie.