19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die Nationalbank kämpfte im letzten Jahr gegen den in der Corona-Krise erstarkten Franken. Die Devisenkäufe wirkten sich auch in der SNB-Bilanz aus. Ende 2020 betrugen die Aktiven 999 Mrd. Franken.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwarb 2020 insgesamt Fremdwährungen in der Höhe von 109,7 Mrd. CHF (Vorjahr 13,2 Mrd. CHF), wie dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht 2020 zu entnehmen ist. Insgesamt ist das Jahr 2020 klarer Spitzenreiter in Sachen Interventionen. Zum Vergleich: In den Jahren 2015 bis 2017 bzw. nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses (15.1.2015) hatte die SNB in hohem Mass intervenieren müssen. So hatte sie 2015 für 86,1 Mrd. CHF, 2016 für 67,1 Mrd. CHF und 2017 für 48,2 Mrd. CHF Devisen gekauft.
Die Geldpolitik sei im Corona-Jahr "stark gefordert" gewesen, schreiben die Währungshüter. So habe sich der Franken in der Krise unter "erhöhtem Aufwertungsdruck" befunden. Diesem begegnet die SNB insbesondere auch durch Interventionen am Devisenmarkt, um die Exportwirtschaft vor einem allzu hohen Franken zu schützen. Konkret rutschte etwa der Euro-Franken-Kurs auf dem Höhepunkt der Corona-Krise unter die Marke von 1,05. Das Gros der Devisenmarktinterventionen 2020 verteilt sich denn auch auf diese Zeit. Im ersten Quartal intervenierte die Nationalbank mit 38,5 Mrd. CHF gegen die Frankenstärke, im zweiten Quartal mit 51,5 Mrd. CHF. Die anschliessende Erholung des Euro-Franken-Kurses sorgte auch für ein Abflauen der Interventionen. Im dritten Quartal betrugen die Volumina noch 11,0 Mrd. CHF, im vierten Quartal nur noch 8,7 Mrd. CHF.
Die Devisenkäufe wirken sich auch in der SNB-Bilanz aus. Ende 2020 betrugen die Aktiven schwindelerregende 999 Mrd. CHF, wobei die Währungsreserven 962 Mrd. CHF ausmachten. Auf diesen erzielte die SNB 2020 eine Rendite von 1,9%. Dies war der Haupttreiber hinter dem Gewinn von 20,9 Mrd. CHF.
Der Leistungsbilanzüberschuss der SNB belief sich 2020 auf 27 Mrd. CHF. Er fiel damit um 22 Mrd. CHF geringer aus als im Vorjahr. Der Rückgang war insbesondere auf die tieferen Einnahmenüberschüsse im Waren- und Dienstleistungshandel zurückzuführen. Bei den Waren sorgte laut SNB der Rückgang der Einnahmen – bei gleichbleibenden Ausgaben – für die Abnahme des Saldos um 11 Mrd. auf 64 Mrd. CHF. Zwar waren im konjunkturabhängigen Warenhandel (Spezialhandel Total 1) sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben stark rückläufig. Höhere Ausgaben für Goldimporte kompensierten jedoch auf der Ausgabenseite diesen Rückgang. Beim Dienstleistungshandel verminderten sich die Einnahmen stärker als die Ausgaben. Dies führte zu einer Abnahme des Saldos um 8 Mrd. auf 1 Mrd. CHF.
Die in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen zeigten 2020 sowohl auf der Aktivseite als auch auf der Passivseite einen Nettozugang (17 Mrd. resp. 5 Mrd. CHF). Zum Nettozugang auf der Aktivseite trugen neben den Devisenkäufen der Nationalbank (Währungsreserven) auch die Portfolioinvestitionen bei. Dem wirkte entgegen, dass die Unternehmen konzerninterne Kredite (Aktiven) gegenüber dem Ausland abbauten. Dies führte sowohl bei den Direktinvestitionen als auch bei den "Übrigen Investitionen" (Finanzgesellschaften) zu einem Nettoabbau, so die SNB.
Auf der Passivseite kam es bei den "Übrigen Investitionen" zu einem hohen Nettozugang: Geschäftsbanken im Inland bauten Verpflichtungen gegenüber Banken (Interbankengeschäft) und gegenüber Kunden im Ausland auf. Dem stand ein Nettoabbau bei den Direktinvestitionen gegenüber: Muttergesellschaften im Ausland reduzierten ihr Beteiligungskapital in ihren Tochterunternehmen in der Schweiz.
Das Nettoauslandvermögen stieg 2020 um 56 Mrd. auf 662 Mrd. CHF. Der Bestand der Aktiven nahm um 47 Mrd. auf 5323 Mrd. CHF zu, der Bestand der Passiven fiel um 10 Mrd. auf 4661 Mrd. CHF. Wie die SNB weiter ausführt, war die Veränderung der Bestände dabei jeweils von zwei gegenläufigen Effekten geprägt: So sei es einerseits zu preisbedingten Bewertungsgewinnen gekommen, die aus den gestiegenen Kursen an den Börsen im In- und Ausland resultierten. Andererseits seien wechselkursbedingte Bewertungsverluste zu verzeichnen gewesen, die aus dem gegenüber dem Franken schwächeren Wechselkurs des US-Dollars herrührten.
Die Leistungsbilanz wies im vierten Quartal 2020 ein Defizit von 3 Mrd. CHF aus. Im Vorjahresquartal hatte ein Leistungsbilanzüberschuss von 16 Mrd. CHF resultiert. Der Rückgang des Leistungsbilanzsaldos war laut SNB vor allem auf die gestiegenen Ausgabenüberschüsse bei den Primär- und Sekundäreinkommen zurückzuführen. Bei den Primäreinkommen waren die Direktinvestitionen entscheidend: Dort gingen die Einnahmen stärker zurück als die Ausgaben. Bei den Sekundäreinkommen bildeten höhere Schadenzahlungen der Privatversicherungen den Hauptgrund für den erhöhten Ausgabenüberschuss.
Die in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen zeigten im vierten Quartal 2020 sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite einen Nettozugang (9 Mrd. resp. 6 Mrd. CHF). Auf der Aktivseite verzeichneten jeweils die Währungsreserven, die Portfolioinvestitionen sowie die "Übrigen Investitionen" einen Nettozugang. Der Nettozugang bei den "Übrigen Investitionen" wurde durch die Nationalbank und die Geschäftsbanken verursacht, die ihre Forderungen gegenüber dem Ausland erhöhten.
Auf der Passivseite war der Nettozugang überwiegend den "Übrigen Investitionen" geschuldet. Die Transaktionen bei den Direktinvestitionen wirkten den Nettozugängen der Aktiv- und Passivseite entgegen: Ausländisch beherrschte Finanz- und Holdinggesellschaften verkürzten ihre Bilanzen, indem sie auf der Aktiv- und Passivseite Beteiligungskapital abbauten, erläutert die SNB.
Das Nettoauslandvermögen sank gegenüber dem Vorquartal um 8 Mrd. auf 662 Mrd. CHF, weil der Bestand der Passiven stärker stieg als der Bestand der Aktiven. Die Aktiven nahmen im vierten Quartal 2020 um 51 Mrd. auf 5323 Mrd. CHF zu, die Passiven um 59 Mrd. auf 4661 Mrd. CHF. Der Anstieg der Bestände war auf beiden Seiten auf die gleichen Faktoren zurückzuführen: Während der gegenüber dem Franken schwächere Wechselkurs des US-Dollars zu Bewertungsverlusten führte, sorgten die höheren Kurse an den Börsen im In- und Ausland für preisbedingte Bewertungsgewinne.