19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die wirtschaftliche Situation lässt auf den High-Yield-Märkten erhöhte Volatilität erwarten. Doch das Ausfallrisiko bleibe überschaubar, erklärten Experten an einem Panel von Nordea Asset Management.
Seit der grossen Finanzkrise von 2007/2008 waren die Wachstumsaussichten kaum je so düster wie aktuell. Wie Steven Friedman, Senior Macro Economist bei MacKay Shields an einem Panel-Webinar von Nordea Asset Management sagte, können insbesondere von grossen Volkswirtschaften der Eurozone, den USA und China keine Wachstumsimpulse erwartet werden.
China fokussiere sich weiterhin auf eine Eindämmung der Pandemie, während sich der Immobiliensektor nach wie vor nicht vollständig erholt habe. In der Eurozone wiesen erste Anzeichen darauf hin, dass die Wirtschaft bereits am Schrumpfen sei. Grund dafür sei einerseits der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Verwerfungen im Energiebereich. Aber auch die gestraffte Geldpolitik sowie die geschwächte Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen drückten auf das Wachstum.
"Eine sanfte Landung scheint in der Eurozone entsprechend nicht mehr möglich", so Friedman. Auch die USA müssten sich für nächstes Jahr auf eine Rezession einstellen (investrends.ch berichtete). Vor dem Hintergrund der "geteilten Regierung" und gleichzeitig hoch bleibender Inflation sei der Spielraum der Politik, den Effekt der Rezession auf die Haushalte abzufedern, relativ begrenzt.
Das hat auch Auswirkungen auf High-Yield-Anlagen. Mit Blick auf den US-Markt geht Eric Gold, Managing Director bei MacKay Shields, basierend auf der historischen Entwicklung von sich ausweitenden Spreads aus. Auch die Ausfallrate dürfte aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zunehmen. "Im volatileren Bereich des Credit-Pools konnten wir das bereits beobachten, beispielsweise bei CCC-Anleihen. High-Yield-Anleger strömen entsprechend in die qualitativ hochwertigeren Segmente", erklärte er.
Auf dem europäischen High-Yield-Markt hätten sich die Spreads aufgrund des herausfordernden Umfelds bereits deutlich stärker ausgeweitet, so Torben Skødeberg, Portfoliomanager des Nordea 1 – European High Yield Bond Fund. Inzwischen liege das Spread-Niveau bereits über dem langjährigen Durchschnitt. Bei Anleihen mit einem Rating von BB- beispielsweise liege das Niveau bei rund 600 Basispunkten.
Sehr ähnlich sehe die Situation bei Financial Debt aus. Das sagt Jacob Topp, Portfoliomanager des Nordea 1 – European Financial Debt Fund. "Die Ausweitung der Spreads wurde nicht getrieben von der Angst vor Ausfällen, sondern vielmehr von der gesamtwirtschaftlichen Lage", erklärte er. Denn die Banken hätten ihre Lehren aus vergangenen Krisen gezogen und verfügten nun über mehrheitlich gesunde Bilanzen. Entsprechend gering sei das Ausfallrisiko. Sogar die griechischen Banken, die besonders schwach aussähen, könnten sich auf Unterstützung – nicht zuletzt von der Europäischen Zentralbank – verlassen.
"Im Allgemeinen hat das tiefe Zinsniveau der letzten Jahre zu mehr finanzieller Stabilität im High-Yield-Bereich geführt. Dadurch verbesserte sich die Qualität des Anlageuniversums insgesamt", so Gold. Ein übermässig vorsichtiger Ansatz sei entsprechend nicht nötig, doch eine selektive Auswahl der Sektoren sei sinnvoll. "Wir sind aktuell untergewichtet in eher problematischen Branchen. Dazu zählt beispielsweise der Immobiliensektor", erklärte Skødeberg. Der Gesundheitsbereich wie auch der der Telekommunikationssektor erschienen in diesem Umfeld hingegen attraktiver. "Zudem sind wir bei europäischen Staatsanleihen wie auch Energiefirmen defensiv aufgestellt. Das sollte Schutz vor der erwarteten Volatilität bieten" fügte er hinzu.
Auch Gold bevorzugt aktuell einen eher defensiveren Ansatz. Er meidet zyklische Sektoren und favorisiert Unternehmen mit vorhersehbaren Cashflows, wie sie beispielsweise Versorger aufweisen.
Topp schliesslich fokussiert sich auf Banken, die gut aufgestellt sind. Diese könnten in verschiedenen Märkten gefunden werden, griechische und portugiesische Banken nimmt er jedoch keine in das Portfolio auf. Schliesslich seien Versicherungen eine gute, stabilitätsbringende Ergänzung.