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„Liquidität der Zentralbanken bedeutet Rückenwind für Anleihenmärkte“

Robert Michele, CIO Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan Asset Management.
Robert Michele, CIO Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan Asset Management.

Laut Robert Michele, CIO der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan Asset Management, ist die aktuelle Untätigkeit der US-Notenbank (Fed) faktisch eine Art der Lockerung.

28.04.2016, 13:11 Uhr
Notenbanken

Redaktion: jog

Die von den Zentralbanken weltweit weiterhin zur Verfügung gestellte Liquidität sorgt an den Anleihenmärkten für Rückenwind. Dieser Inaktivismus der US-amerikanischen Notenbank kommt einer Lockerung nahe insbesondere bei Berücksichtigung der Zinserhöhungserwartungen, die noch vor ein paar Monaten bestanden haben. Derweil nutzt die Europäische Zentralbank (EZB) alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente Negativzinsen, quantitative Lockerung durch Wertpapierkäufe, was in diesem Umfang ebenfalls aussergewöhnlich ist. Und für China ist kurzfristig eine Stabilisierung des Wachstums als Ergebnis der stimulierenden Massnahmen von geld- und fiskalpolitischer Seite zu beobachten. "Die Zentralbanken allen voran die Fed haben uns mit ihren Massnahmen deutlich gezeigt, dass sie weiterhin besorgt sind über die negativen Rückkopplungseffekte der Entwicklung an den Finanzmärkten auf Verbrauchervertrauen, Wirtschaftswachstum und Inflations­erwartungen" unterstreicht Michele. Angesichts der erneuten Zurückhaltung der US-Notenbank bei ihrer gestrigen Sitzung sei in den USA für den Jahresverlauf weiterhin eine weitere Zinserhöhung zu erwarten und von einer Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am Jahresende zwischen 1,75 und 2 % auszugehen.

Wie nahe liegt die nächste Rezession vor uns und was könnte ihr Auslöser sein?
In seinem vierteljährlichen Marktausblick betont Michele, dass zwar noch nicht von einer Rezession auszugehen ist, aber eine Konjunkturverlangsamung bereits deutlich zu spüren sei. Auch wenn das Wachstum der Industrieländer sich nahe dem Trendniveau bewegt, werde dieses jedoch durch die nach wie vor schwächere Konjunktur in den Schwellenländern eingebremst. Selbst in den Industriestaaten fielen einige der jüngsten Konjunkturindikatoren enttäuschend aus. Hinzu kommt die rückläufige Entwicklung der Trendwachstumsrate, da das Wachstumspotenzial sowohl durch eine geringere Produktivität als auch durch eine alternde Bevölkerung begrenzt ist. "Unsere eigenen Indikatoren deuten jedoch darauf hin, dass die kurzfristige Wahrscheinlichkeit einer Rezession, obwohl sie aus unserer Sicht gestiegen ist, lediglich bei 20 %liegt", betont Michele. So ist das Basisszenario, dass sowohl das globale Wachstum als auch die Inflationsentwicklung unter Trend liegen werden.

Obgleich eine Rezession nicht unmittelbar bevorsteht, ist sie laut Michele irgendwann unausweichlich. "In den Jahren nach der weltweiten Finanzkrise wurde eine Reihe neuer, nicht nachhaltiger 'Überschüsse' produziert, beispielsweise die Verschuldung in den Schwellenländern. Das Niveau der Kredite im Privatsektor und der Bruttoanlageinvestitionen in China ist weit von dem der Industrieländer entfernt und wird in naher Zukunft weiter steigen. Ein Abbau dieser Überschüsse wird Jahrzehnte dauern", erläutert der Experte. Und auch abseits der Schwellenländer gebe es Überkapazitäten, seien es die Investitionen im Schieferölsektor oder der Bankensektor, der weiter schrumpfen müsste, um seine Profitabilität zurück zu erlangen.

Ein weiterer aktueller Risikofaktor bleibe China, denn es ist noch nicht klar, ob die Institutionen in der Lage sein werden, eine weiche Landung der Wirtschaft herbeizuführen und gleichzeitig den Weg in Richtung freie Kapitalflüsse weiterzugehen. Mit Blick auf die Jahresmitte steigen auch die politischen Risiken sowohl in Grossbritannien als auch in den USA: "Die Abstimmung in Grossbritannien über einen potenziellen 'Brexit' im Juni und die Präsidentschaftswahlen in den USA im November können zu einer erhöhten Risikoaversion und steigender Marktvolatilität führen. Nichtsdestotrotz schätzen wir das Risiko einer Krise als verhältnismässig gering ein", so Michele.

Herausforderungen für Anleger
Michele betont: "Wir sind uns bewusst, dass 2016 für Investoren im Anleihenmarkt weiterhin kein einfaches Jahr sein wird: Die Zentralbanken zwingen uns in die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen, die günstigen Renditeniveaus vom Jahresanfang sind zum grossen Teil wieder aufgeholt, und die Liquidität bleibt in einigen Teilmärkten gering. Dennoch sind die Rahmenbedingungen weiterhin grundsätzlich positiv für Anleihen, denn die weltweite Konjunktur kühlt sich moderat ab und Investoren sitzen weiterhin auf grossen Beständen an Barmitteln auf der Suche nach positiven Erträgen."

Für den Experten sind nach wie vor Hochzinsanleihen insbesondere aus Europa attraktiv: Die Renditen europäischer High Yields erscheinen zwar auf den ersten Blick niedriger als im US-Markt, aber bei genauerer Betrachtung sind die Spreads durchaus vergleichbar mit denen in den USA und werden sich aller Voraussicht nach weiter einengen. Darüber hinaus wird das Wachstum in Europa eine Verbesserung der Fundamentaldaten und damit mögliche Bonitätsheraufstufungen von Emittenten unterstützen. Inzwischen sei auch die Ausweitung der Spreads in den USA, die bis in den Februar hinein zu beobachten war, vollständig wettgemacht worden. Die derzeitigen Risikoprämien des US-Hochzinsmarktes sind aber immer noch ordentlich und kompensieren deutlich die potenziellen Ausfälle, die gestiegene Volatilität und die geringere Liquidität. Besondere Vorsicht sei immer noch in den Bereichen Energie, Metalle und Bergbau angebracht, auch wenn hier die Erholung der Hochzinsmärkte natürlich besonders deutlich wurde.

Entscheidend bei Hochzinsanleihen ist wie in anderen Spread-Märkten auch zu wissen, wann man das Risiko herausnehmen muss. Je weiter das Jahr voranschreitet, umso mehr achten wir auf Anzeichen einer möglichen Übertreibung und darauf, ob die Abwärtsrisiken allmählich die Ertragschancen überwiegen, so Michele.

Flexibel positioniert bleiben
Mit einer breit diversifizierten, globalen und flexiblen Positionierung ist es auch in dieser späten Phase des Kreditzyklus möglich, Erträge zu generieren. Ein benchmarkunabhängiges Konzept, das variabel in Sektoren oder Regionen mit dem attraktivsten risikoadjustierten Ertragspotenzial investiert, bietet dabei Diversifizierungspotenzial, erhöht die Chance auf höhere Erträge und bietet einen potenziellen Schutz gegenüber Abwärtsbewegungen.

Eine solche flexible Strategie nutzt der JPMorgan Funds Global Bond Opportunities Fund, den Robert Michele seit gut drei Jahren gemeinsam mit Nicholas Gartside und Iain Stealey managt. Das breit diversifizierte Portfolio investiert über das gesamte Spektrum globaler Anleihen hinweg. Die benchmark­unabhängige Strategie kombiniert dynamisch alle Anleihenmarktsegmente und nutzt aktives Durations­management, um sich jederzeit auf verändernde Marktbedingungen einzustellen. Wir werden 2016 mehr asymmetrische Kursentwicklungen bei Anleihen sehen. So stützen wir uns bei der Suche nach den attraktivsten Anlagechancen auf unser detailliertes Research, um die richtigen Ideen mit einem hohen Überzeugungsgrad zu identifizieren und diese Positionen auch in Phasen höherer Volatilität durchzuhalten, betont Robert Michele.

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