«US-Unternehmen sind bereit zu Nachhaltigkeitsgesprächen»

Eric Pedersen, Head of Responsible Investments bei Nordea Asset Management. (Bild pd)
Eric Pedersen, Head of Responsible Investments bei Nordea Asset Management. (Bild pd)

ESG-Kontroversen zum Trotz: US-Firmen sind offener als noch vor einigen Jahren, mit Vermögensverwaltern einen Dialog über nachhaltigere Geschäftspraktiken zu führen. Trotz mittelfristiger politischer Risiken ist Eric Pedersen von Nordea Asset Management überzeugt, dass Trend nicht gestoppt werden kann.

20.10.2023, 10:19 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sw

In Bezug auf die gesellschaftliche Einstellung zu Nachhaltigkeit waren Europa und insbesondere die nordische Region in der Vergangenheit den meisten anderen Teilen der Welt einen Schritt voraus. Das spiegelt sich in der langen Erfolgsbilanz sowohl der nordischen Unternehmen als auch der nordischen Investoren wider, wenn es darum geht, die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Risiken in den Mittelpunkt zu stellen.

«In anderen Teilen der Welt, einschliesslich des nach Kapitalisierung grössten Marktes der Welt, den Vereinigten Staaten, lehnten bis vor etwa fünf Jahren viele Unternehmen routinemässig Einladungen zu Treffen und Diskussionen über ESG-Themen und -Risiken ab», schreibt Eric Pedersen, Head of Responsible Investments bei Nordea Asset Management. «Heute hingegen sind die meisten Unternehmen nicht nur bereit, über ESG zu sprechen, sondern die Managementteams hören sich auch unsere Nachhaltigkeitsvorschläge an – und handeln danach.»

Der Trend ist nicht zu stoppen

Das sei erstaunlich, denn in den USA nahm in den letzten zwei Jahren der ESG-Gegenwind stark zu. Die rhetorische Kluft zwischen den ESG-feindlichen «roten», also republikanisch geprägten Staaten und den ESG-befürwortenden «blauen», also demokratisch geprägten Staaten dürfte vor den US-Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr kaum abnehmen. Doch Pedersen ist überzeugt, dass der Trend zu einer stärkeren Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in den USA genauso wenig wie anderswo zu stoppen sei.

«In der Tat erkennen amerikanische Managementteams zunehmend die Notwendigkeit, ESG-Risikoprofile und Berichterstattungspraktiken zu verbessern. Das zeigt sich in den Fortschritten, die wir im Rahmen unserer laufenden Engagement-Aktivitäten beobachten können», weiss der Experte. Mittelfristig bestehe zwar nach wie vor ein gewisses politisches Risiko. Doch der verstärkte Nachhaltigkeitsfokus der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC sowie die klimabezogenen Investitionen des Inflation Reduction Acts in der Höhe von 370 Milliarden US-Dollar sollten den Trend langfristig unterstützen.

Pedersen nennt zwei Unternehmen, bei denen sich die Teams von Nordea AM derzeit für nachhaltigere Geschäftspraktiken einsetzt:

US Foods: Netto-Null-Lieferkette aufbauen

US Foods, der zweitgrösste Lebensmitteldienstleister in den USA, sei ein gutes Beispiel für die Komplexität bei der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen in der Praxis. Auf den ersten Blick ist US Foods selbst kein grosser Emittent – aber mit etwa 250’000 Kunden im ganzen Land und mehr als 6’000 verschiedenen Zulieferern stammen 90 Prozent des Kohlenstoff-Fussabdrucks aus indirekten – sogenannten Scope 3 – Emissionen.

«US Foods arbeitet bereits auf die Dekarbonisierung der eigenen Betriebsabläufe hin, indem das Unternehmen das Kraftstoffmanagement für die Flotte sowie die Energieeffizienz verbessern will – und das ist gut so. Wir sind aber der Meinung, dass US Foods auch eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Netto-Null-Lieferkette spielen muss», sagt Pedersen. Aufgrund der indirekten Natur der Emissionen sei deren Messung und Reduktion jedoch eine grosse Herausforderung.

Doch genau darauf hat Nordea im Engagement-Prozess gepocht – und konnte bereits erste Erfolge erzielen. Letztes Jahr verpflichtete sich US Foods, bis 2027 für 35 Prozent seiner Zulieferer, gemessen an den Emissionen, wissenschaftlich fundierte Ziele zu setzen. Das sei ein guter Start, doch die Umsetzung werde schliesslich der entscheidende Faktor für die tatsächliche Emissionsreduktion sein.

Daher führt Nordea das Engagement weiter, wie Pedersen sagt: «Wir haben das Management erneut darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, zuverlässige und genaue Daten von direkten und indirekten zu sammeln, um die Bestandsaufnahme der Scope-3-Emissionen zu vervollständigen. Wir haben US Foods auch ermutigt, sich zu noch ehrgeizigeren Emissionszielen zu verpflichten. Wir erwarten, dass das Unternehmen innerhalb von drei Jahren noch mehr Verantwortung für die mit seinen Einkaufsentscheidungen verbundenen Emissionen übernimmt und dafür sorgt, dass die zugrunde liegenden Rohstoffe mit geringeren Auswirkungen auf Natur und Klima produziert werden können.»

Ashland: Umweltverantwortung in den Fokus rücken

Auch bei Ashland, einem US-Chemiehersteller, engagiert sich Nordea AM für mehr Nachhaltigkeit. Obwohl sich Chemikalien negativ auf die Gesundheit von Mensch und Natur auswirken können, spielt das Portfolio des Unternehmens eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung natürlicherer, wiederverwertbarer und nachhaltiger Produkte für den Kundenstamm.

«Obwohl Ashland in Bezug auf nachhaltigere Kernchemie und Innovationen gut positioniert ist, glauben wir, dass seine Position als führender Anbieter nachhaltiger Inhaltsstoffe vom breiten Markt nicht anerkannt wird. Ashland könnte sogar dafür bestraft werden, dass es keine klaren Klimaangaben und ehrgeizigen öffentlichen Nachhaltigkeitsziele hat», sagt Pedersen.

Daher fordere sein Team die Unternehmensleitung weiterhin auf, mehr Transparenz über die ESG-Eigenschaften ihrer Lösungen zu schaffen und dies zu einem zentralen Aspekt der Geschäftsstrategie von Ashland zu machen. Im weiteren Verlauf werde die strategische Ausrichtung des Unternehmens in Richtung Umweltverantwortung in den Fokus rücken, wobei wissenschaftlich fundierte Ziele eine wichtige Rolle spielen werden.

Gut für die Unternehmensbewertung

Pedersen ist überzeugt, dass ein Engagement, das sich auf die Problemlösung konzentriert und bei dem die Interessen des Unternehmens mit denen der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Investoren und der Gesellschaft insgesamt in Einklang gebracht werden, für alle Beteiligten von Vorteil sein könne: «Das Unternehmen bleibt auch in einer grünen Zukunft relevant, die Investoren profitieren von einer höheren Unternehmensbewertung und die Gesellschaft wird weniger Klimarisiken ausgesetzt.»

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