Nordea: «Keine Abkürzung auf dem Weg zu Netto-Null»

Hilde Jenssen von Nordea Asset Management: 4 der 74 Unternehmen in der Nordea Global Stars Equity-Strategie verursachen etwa 70 Prozent der Gesamtemissionen des Portfolios. (Bild pd)
Hilde Jenssen von Nordea Asset Management: 4 der 74 Unternehmen in der Nordea Global Stars Equity-Strategie verursachen etwa 70 Prozent der Gesamtemissionen des Portfolios. (Bild pd)

Weltweit unternehmen Regierungen und Unternehmen Anstrengungen, klimaneutral zu werden. Nur auf die ambitioniertesten Akteure zu setzen, sei aber auch für nachhaltigkeitsbewusste Anlegerinnen und Anleger nicht die richtige Strategie, sagt Hilde Jenssen von Nordea Asset Management.

16.06.2023, 10:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sw

Dass der Klimawandel eine globale Krise ist, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft bedroht, ist inzwischen den meisten bewusst. Dem Planeten würden wir erst dann keinen weiteren Schaden zufügen, wenn wir Klimaneutralität erreichen. Daher setzen sich Regierungen und Unternehmen dafür ein und suchen nach Wegen, den CO2-Ausstoss zu reduzieren. «Auch Investoren erkennen den Ernst der Lage. Deshalb haben wir gemeinsam mit anderen Vermögensverwaltern die Net Zero Asset Managers Initiative ins Leben gerufen», sagt Hilde Jenssen, Head of Fundamental Equities bei Nordea Asset Management (NAM).

NAM gründete diese Initiative 2020 zusammen mit 29 anderen Vermögensverwaltern. Inzwischen ist die Mitgliederzahl auf mehr als 300 Unternehmen angewachsen, die zusammen beinahe 59 Billionen US-Dollar verwalten. Die Unterzeichner der Initiative streben eine Verringerung des CO2-Ausstosses an, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Um den Fortschritt zu messen, müssen die Mitglieder Zwischenziele festlegen und Statusberichte verfassen.

Ohne Öl und Gas

«Bei NAM sind die Massnahmen zur Verringerung von Emissionen in unseren Portfolios relativ einfach. Allerdings glauben wir nicht, dass Klimaneutralität allein durch Vermeidung und Ausschluss erreicht werden kann. Zwar trennen wir uns von Unternehmen, die den Wandel nicht mittragen, und allokieren Kapital zu den Anbietern von Klimalösungen, aber ein zentrales Element unseres Prozesses ist auch der Dialog mit Unternehmen, denn hier kann der CO2-Ausstoss am wirkungsvollsten reduziert werden», sagt Jenssen.

Zur Veranschaulichung zieht sie die Nordea Global Stars Equity-Strategie herbei. Wie bei allen anderen Lösungen der ESG Stars-Familie sind emissionslastige Branchen wie Öl und Gas nicht Teil des Portfolios. Schon dadurch sind die Gesamtemissionen deutlich niedriger als die der Benchmark, dem MSCI All Country World Index. Ende März 2023 etwa lag die gewichtete durchschnittliche CO2-Intensität der Nordea Global Stars Equity-Strategie um 30 Prozent unter dem Benchmark-Wert.

Im Dialog hohe Emissionen senken

«In den Sektoren, in die wir investieren, führt uns unsere Aktienauswahl allerdings häufiger zu Unternehmen mit vergleichsweise hohen Emissionen», erklärt Jenssen. Das sei aber kein Widerspruch. «Schliesslich sind die Gesamtemissionen des Portfolios deutlich geringer als die der Benchmark, wodurch Anleger immer noch positive Beiträge leisten, die sie mit einem Indexfonds nicht erreichen würden», ergänzt sie.

Ausserdem sei gerade die Auswahl von Firmen mit einer ungünstigen Klimabilanz Ausdruck von Nordeas Wunsches, Wandel herbeizuführen. Obwohl es auf dem Papier am einfachsten wäre, den Anlegerinnen und Anlegern durch die Vermeidung aller Klimasünder ein klimaneutraleres Portfolio anzubieten, könnten so in der realen Welt keine Veränderungen angestossen werden. «Unsere Philosophie ist klar: Wir wollen echten Wandel, indem wir im Dialog mit Unternehmen hohe Emissionen senken», sagt Jenssen. Vier der 74 Unternehmen in der Nordea Global Stars Equity-Strategie verursachen etwa 70 Prozent der Gesamtemissionen des Portfolios. Wenn NAM auf diese Firmen einwirken könnte, ihren CO2-Ausstoss zu halbieren, würde die Klimabilanz des Portfolios um 35 Prozent gesenkt.

Finanziell lohnenswert für Unternehmen

Ein gutes Beispiel sei Waste Management Inc, ein US-amerikanisches Unternehmen, das Abfallsammel-, Entsorgungs- und Recyclingdienste anbietet. Bei Abfalldienstleistungen handelt es sich in der Regel um Aktivitäten mit hohen Emissionen. Das Unternehmen hat sich dazu verpflichtet, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, indem es die absoluten Treibhausgasemissionen für Scope 1 und 2 bis 2032 um bis zu 42 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2021 reduziert.

«Wir haben auch gesehen, dass das Unternehmen seine Ambitionen und Ziele bei der Science-based Target Initiative eingereicht hat und auf die Validierung wartet», sagt Jenssen. Darüber hinaus erhöht der Konzern seine Investitionen in Recyclinganlagen mit rund 825 Millionen US-Dollar in die kohlenstoffarme Energieerzeugung sowie 800 Millionen US-Dollar in die Recycling-Infrastruktur bis 2025.

So gewinne die Umwelt, aber auch die Unternehmen stünden finanziell besser da. Zudem sinke der CO2-Fussabdruck des Gesamtportfolios, was NAM und die Anlegerinnen und Anleger der Klimaneutralität näherbringt.

Alle ESG Stars-Lösungen von NAM sind gemäss Artikel 8 klassifiziert, sowohl durch die Verpflichtung zu einem Prozentsatz nachhaltiger Investitionen als auch durch die Berücksichtigung von PAI-Elementen (Principal Adverse Impacts). Damit eignen sich die Lösungen für Anlegerinnen und Anleger mit Nachhaltigkeitspräferenzen und bieten dank der Abdeckung diverser Regionen und unterschiedlichsten Anlageklassen auch Diversifizierung.

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