Nordea: «Das Engagement erhält eine neue Dimension»

Alexandra Christiansen (links) und Elin Noring im Doppel-Interview zum Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund. (Bild pd)  
Senior ESG Analystin bei Nordea Asset Management
Alexandra Christiansen (links) und Elin Noring im Doppel-Interview zum Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund. (Bild pd) Senior ESG Analystin bei Nordea Asset Management

Im Interview erklären Alexandra Christiansen, Portfoliomanagerin des Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund und Elin Noring, Senior ESG Analystin bei Nordea Asset Management den speziellen Ansatz und wieso der Fonds zu einem eher konträren Anlagestil passt.

20.04.2023, 13:32 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sw

Anleger können aus einer grossen Auswahl an ESG-Fonds auswählen. Was war die Motivation für die Auflegung des Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund?

Alexandra Christiansen: Das rasante Wachstum von ESG-Strategien hat in den letzten Jahren zu einer regelrechten Kapitalflucht aus Sektoren geführt, die aus einer ESG-Perspektive nicht zu den Vorreitern zählen. Das gilt insbesondere für emissionsintensive Branchen, aus denen sich viele Investoren zurückgezogen haben, um den Emissionsfussabdruck ihrer Portfolios zu verringern.

Doch viele dieser Unternehmen werden auch dann noch bestehen, wenn die Wirtschaft weniger kohlenstoffintensiv ist. Und einige von ihnen könnten sogar eine entscheidende Rolle bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen spielen. Sie aus den Portfolios auszuschliessen, mag auf dem Papier gut aussehen, dürfte aber wahrscheinlich keine Auswirkungen auf die Dekarbonisierung in der realen Welt haben. Für uns Investoren ist das eine spannende Chance.

Welchen Investitionsansatz verfolgen Sie?

Alexandra Christiansen: Wir sind überzeugt, dass viele der Unternehmen, die im Kontext der Energiewende zu den Nachzüglern zählen, in der künftigen grünen Wirtschaft relevant oder sogar entscheidend für die Erreichung von Netto-Null-Zielen sein werden. Daher sind sie an der Börse oft unterbewertet. Anstatt in bereits anerkannte Marktführer und Lösungsanbieter zu investieren, suchen wir gezielt nach Unternehmen, bei denen wir mit den Managementteams zusammenarbeiten können, um Verbesserungen anzustossen. Ziel ist es, die Risiken zu reduzieren, die sich aus dem Übergang in eine kohlenstoffarme Zukunft ergeben, und gleichzeitig die entstehenden Chancen zu nutzen. Dazu zählen beispielsweise die Verbesserung der Umweltbilanz und die Ausrichtung der Geschäftsmodelle auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft.

Was zeichnet den Engagement-Ansatz aus, der dem Fonds zugrunde liegt?

Elin Noring: Mit unserer Global Climate Engagement-Strategie erhält das Engagement eine neue Dimension. Der Fonds profitiert von Nordea Asset Managements langjährigen Erfahrung im Bereich des verantwortungsvollen Anlegens und dem starken Glauben an das Pariser Abkommen. Noch bevor wir Aktien kaufen, prüfen wir, ob es sinnvoll ist, sich bei einem bestimmten Unternehmen zu einem bestimmten Thema zu engagieren. Um zu erkennen, wie offen ein Unternehmen für Engagement-Aktivitäten ist, schauen wir uns die Beziehungen zu den bestehenden Stakeholdern genau an.

Um einen systematischen und skalierbaren Prozess zu schaffen, haben wir sechs KPIs entwickelt, die branchenübergreifend anwendbar sind und uns helfen, einen Fahrplan für die Erreichung der Engagementziele zu erstellen. Diese berücksichtigen wir auch bereits bei der Investitionsentscheidung und beobachten die Interaktionen mit den Unternehmen sowie deren Dekarbonisierungsfortschritte stetig. Den Verlauf des Engagementprozesses visualisieren wir anhand von drei Meilensteinen: Initiierung, Beschleunigung und Intensivierung.

Wie bringt man auch die Sektoren mit den grössten Nachhaltigkeitsherausforderungen dazu, sich zu Netto-Null zu verpflichten?

Elin Noring: Bei Firmen, die mit Blick auf Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben haben, bei denen positive Veränderungen aber bedeutsame Auswirkungen ergeben können, arbeitet unser Engagement-Team wo sinnvoll mit anderen Teams von Nordea AM zusammen.

Entspricht die Dekarbonisierungsstrategie eines Unternehmens nicht unseren Erwartungen, eskalieren wir das Engagement. Wir schreiben offene Briefe an das Management, stimmen gegen die betreffenden Verwaltungsratsmitglieder oder Vergütungspakete und/oder suchen die Zusammenarbeit mit anderen Investoren, um den Aktienanteil und damit den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen.

Bei welchen Unternehmen haben Sie sich seit Auflegung der Strategie engagiert?

Elin Noring: Ein gutes Beispiel ist Ashland, ein Spezialchemieunternehmen. Ashland hat unserer Meinung nach ein Geschäftsmodell, das gut zu nachhaltigen Trends passt. Seine Produkte werden in Kosmetika, Pharmazeutika, Lebensmitteln, Getränken, in der Automobilindustrie und im Bauwesen eingesetzt. Im Laufe der Jahre hat sich Ashland von einem diversifizierten Chemieunternehmen zu einem verbraucherorientierten Unternehmen für Spezialadditive und Inhaltsstoffe mit führender nachhaltiger Chemie entwickelt. Diese nachhaltigen Komponenten haben eine bessere Wachstums- und Preissetzungsfähigkeit und dürften Ashland ein besseres Renditeprofil sowie ökologische Vorteile bringen.

In der Vergangenheit konnte Ashland nicht das gleiche hohe Renditeniveau wie seine Wettbewerber erzielen. Da das Unternehmen erst seit relativ kurzer Zeit im Markt für nachhaltige Chemie mitmischt, wurden diese Bemühungen unserer Ansicht nach von den Finanzmärkten noch nicht eingepreist. Ziel unseres Engagements ist es, die Märkte von den Fortschritten der letzten Jahre zu überzeugen. Darüber hinaus pochen wir auch auf eine klarere strategische Ausrichtung und damit auf ein nachhaltigeres Produktangebot. Wir sind überzeugt, dass das nicht nur verbesserte Fundamentaldaten und eine höhere Bewertung von Ashland zur Folge haben wird, sondern auch ökologische Vorteile mit sich bringen wird.

Was waren die bisherigen Resultate dieses Engagements?

Elin Noring: Seit der Lancierung der Global Climate Engagement-Strategie im April 2022 haben wir vier Treffen mit dem Unternehmen abgehalten, unter anderem mit dem CEO und dem CFO. Wir haben Ashland dazu gedrängt, Nachhaltigkeit nicht mehr als Marketinginstrument zu nutzen, sondern zu einem zentralen Aspekt der Strategie zu machen. Es war sehr ermutigend zu sehen, dass das Unternehmen die FSC-Zertifizierung für zellulosebasierte Materialien erhalten hat, und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Wie unterscheidet sich der Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund von herkömmlichen Klimastrategien?

Alexandra Christiansen: Mit dieser Strategie haben wir ein anderes Ziel. Neben Alpha wollen wir eine reale Wirkung erzielen, indem wir das Klimarisiko der von uns als Nachzügler identifizierten Firmen durch Engagement reduzieren. Die Strategie passt zu einem eher konträren Anlagestil. Das Anlageuniversum hat eine Neigung zu Value-Titeln und tendiert daher zu einer Outperformance, wenn Growth-Titel an der Börse weniger gut abschneiden. Das hat sich beispielsweise im letzten Jahr gezeigt. Da die meisten ESG-Strategien eher einen Growth-Bias haben, können Investoren ihr Portfolio mit dieser Strategie diversifizieren.

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