25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
Erneuerbare Energien sind der bevorzugte Sektor für grüne Anleihen. «Aber Investoren sollten sich den Blick auf andere, notwendigere und wirksamere Bereiche für die Finanzierung von Umweltmassnahmen offenhalten», schreibt Linda Lehmann, Senior Investment Specialist, Banque Gonet.
Die ersten grünen Anleihen wurden 2007 auf Initiative der Europäischen Investitionsbank und der Weltbank emittiert. Ihr Ziel war es, wirkungsbewusste Investoren und Projekte zusammenzubringen, die den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Seitdem ist der Markt exponentiell gewachsen, und ist wesentlich strukturierter geworden. «Dies trotz der wenigen Kontroversen, die es noch gibt», schreibt Linda Lehmann.
Was ist die Definition einer grünen Anleihe? Es gibt laut der Expertin keine einheitliche Definition, da es mehrere Arten von Produkten gebe, die den Anspruch erheben können, grüne Anleihen zu sein. Dennoch würde eine gemeinsame Definition besagen, dass es sich um Schuldtitel zur Finanzierung von Projekten mit ökologischen oder sozialen Auswirkungen handelt, die von Unternehmen verschiedener Sektoren, Regierungen oder supranationalen Organisationen ausgegeben werden, die sich verpflichten, Mittel für Projekte mit Auswirkungen auf die Umwelt oder zur Erreichung der Ziele der nachhaltigen Entwicklung bereitzustellen.
Für jeden Verwendungszweck gibt es eine spezifische Art von Anleihen. Häufig wird unterschieden zwischen grünen Anleihen, sozialen Anleihen, Anleihen, die ökologische und sozialen Ziele (nachhaltige Anleihen) verfolgen und Anleihen, die mit Zielen der nachhaltigen Entwicklung verknüpft sind (nachhaltigkeitsgebundene Anleihen). Was die Emissionen betrifft, so ist die am weitesten verbreitete Kategorie die der grünen Anleihen (56,9 Prozent der gesamten nachhaltigen Emissionen). Sie decken Projekte im Zusammenhang mit der Umwelt oder mit dem Klima ab. Dazu gehören unter anderem Projekte im Bereich erneuerbaren Energien, der Verbesserung der Energieeffizienz, dem Erhalt der Artenvielfalt oder der Anpassung an den Klimawandel.
Es ist laut Lehmann «interessant festzustellen, dass soziale Anleihen 2021 nach Covid besonders häufig eingesetzt wurden.» Sie betreffen Bereiche wie Bildung und Gesundheitsfürsorge und sind besonders auf einkommensschwache Bevölkerungsgruppen ausgerichtet. Heute vereinen sie etwas mehr als 15 Prozent der gesamten nachhaltigen Emissionen. Nachhaltige Anleihen, die etwas weniger als 20 Prozent des Marktes ausmachen, zielen sowohl auf ökologische als auch auf soziale Projekte ab. Schliesslich betragen Anleihen für nachhaltige Entwicklung 7,5 Prozent der gesamten nachhaltigen Emissionen und sind auf die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet - die berühmten 17 SDGs, die von den UN-Mitgliedern verabschiedet wurden.
In der Vergangenheit hat Europa den Markt für Anleiheemissionen mit einem Anteil von 54 Prozent an den Gesamtemissionen im Jahr 2023 dominiert. Asien folgt mit einem Anteil von 21 Prozent, während die USA mit einem Anteil von nur zehn Prozent am Gesamtvolumen stark zurückliegen. Dieser Anteil war zudem in den letzten Jahren rückläufig. Dies sei kaum überraschend angesichts der hitzigen und politisierten Debatten in den USA über die Anwendung von ESG-Filtern bei Investitionsprozessen.
Im Dezember 2020 veröffentlichte die International Capital Market Association (ICMA) einen Leitfaden für grüne Anleihen für Emittenten, um sie bei der Formalisierung der Strategie bei einer Emission «grüner» Schuldtitel zu unterstützen. Das Ziel ist es, ein gewisses Mass an Marktintegrität zu gewährleisten. Der Leitfaden ist nicht verbindlich, spricht Empfehlungen aus und berichtet über bewährte Praktiken. All dies reiche jedoch nicht aus, um zu definieren, welche Investitionen nachhaltig sind. Der ICMA, der sich als allgemeiner Referenzrahmen versteht, definiert vier Schlüsselprinzipien zur Emission einer «grünen» Anleihe:
- Definition der Verwendung der Mittel
- Bewertungs- und Auswahlverfahren für
finanzierte Projekte und externe Prüfung
- Verwaltung der nicht zugewiesenen Mittel
- Berichterstattung, jährlicher Wirkungsbericht (quantitativ und qualitativ)
Seit 2021 sind zwei neue Empfehlungen hinzugekommen in dem Bemühen um mehr Transparenz. Sie präzisieren den Rahmen für die Emission von grünen Anleihen und den Einsatz von externen Audits in verschiedenen Phasen des Prozesses.
«Seit 2007 hat sich der Rahmen für nachhaltige Anleiheemissionen zum Besseren weiterentwickelt. Dennoch bleiben viele Kontroversen bestehen, nicht zuletzt, weil der Rahmen nicht verbindlich ist», schreibt Lehmann. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie bleiben erneuerbare Energien der bevorzugte Sektor für grüne Anleihen. Sie sind laut Lehmann jedoch nicht die wirksamste Massnahme zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen. «Um effektiv zu sein, sollten Projekte nicht nur auf die Verringerung der Kohlenstoffemissionen ausgerichtet sein. Natürlich mag dies schockierend erscheinen, wenn man bedenkt, dass Investoren am Ende die Verschmutzer finanzieren, damit sie ‘grüner’ werden, ohne eine Garantie für das Endergebnis zu haben», erläutert die Senior Investment Specialist bei der Banque Gonet.
Laut der Bloomberg-Studie können Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz durchschnittlich 3284 Tonnen Kohlendioxidäquivalente pro Million Dollar einsparen, während die Zahl für die Abfallreduktion 2854 Tonnen beträgt. Beide Einsparungen seien damit höher als die für Projekte im Bereich erneuerbare Energien mit durchschnittlich 2079 Tonnen pro Million Dollar. Die wachsende Wettbewerbsfähigkeit des Sektors der erneuerbaren Energien sollte ebenfalls berücksichtigt werden.
Grüne Anleihen haben ähnliche finanzielle Merkmale wie traditionelle Anleihen. Ausserdem sind sie in einer breiten Palette von Laufzeiten und Ratingkategorien erhältlich. Und schliesslich haben die Inhaber grüner Anleihen dieselben Regressansprüche gegenüber den Emittenten. Grüne Anleihen unterscheiden sich demnach durch ihre Wirkungsziele, wie zu Beginn dieses Artikels beschrieben. Diese Ziele müssen messbar sein, um die Wirkung durch die Definition von Leistungsindikatoren zu bescheinigen.
Um die finanzielle Leistung von grünen Anleihen vollständig zu verstehen, müssen Investoren ihre spezifischen Merkmale ansehen; Der Markt für grüne Anleihen zeichnet sich durch einen Bench-Milliarden Benchmark-Index mit einer längeren Laufzeit und Emittenten mit einem durchschnittlichen Rating von etwa BBB aus. In Bezug auf die Referenzwährungen lauten die meisten «grünen» Emissionen auf Euro (66 Prozent), während die traditionellen Emissionen in Dollar denominiert sind (45 Prozent). Der Anleihemarkt wird traditionell vom Industriesektor dominiert (über 50 Prozent der Emissionen), gefolgt von Finanzgesellschaften und Versorgungsunternehmen. Auf dem Markt für grüne Anleihen machen Finanzgesellschaften (60 Prozent) den Hauptanteil aus, gefolgt von den Versorgungsunternehmen (rund 30 Prozent).
Dieses Profil, das eine starke Sektorausrichtung mit einer längeren Duration kombiniert, wirkt sich natürlich auf die Performance über die Marktzyklen hinweg. «Es gibt keinen offensichtlichen Nachteil einer Investition in grüne Anleihen gegenüber einer traditionellen.» Was die Kosten anbelangt, so tendiert die «grüne Prämie» (auch als «Greenium» bezeichnet), die sich aus dem höheren Preis für eine grüne Anleihe ergibt, mit der Entwicklung des Marktes zur Abnahme. Theoretisch gibt es keinen Grund, eine niedrigere Rendite für eine grüne Anleihe zu erhalten. Die Emission grüner Anleihen ist zwar im Vergleich zu konventionellen Anleihen mit zusätzlichen Kosten verbunden, wie zum Beispiel die Zertifizierung durch Dritte. Doch diese Kosten seien mit der Zeit gesunken. «Die Finanzierung von Übergangsaktivitäten bleibt eine gute Anlageidee, einschliesslich zur Diversifizierung des traditionellen Anleiherisikos im Hinblick auf eine langfristige Reduktion der Exponierung durch das Klimarisiko», so das Fazit von Lehmann.