25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
Präsident Xi Jinping überraschte die Welt im vergangenen September. Er erklärte, China wolle bis 2030 den Höhepunkt der Kohlenstoffemissionen erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral sein. Dies ist in der globalen Klimaschutzinitiative ein bedeutender Schritt nach vorne, da China mit 20% der jährlichen globalen Emissionen der grösste Kohlenstoffemittent der Welt ist.
"Das Ziel bis 2030 den höchsten Kohlenstoffausstoss zu erreichen, stellt eine Herausforderung dar, ist aber erreichbar. Das andere Ziel bis 2060 kohlenstoffneutral zu sein, erscheint als eine gigantische Aufgabe. Der Grund dafür ist, dass Chinas Kohlenstoffspitzenwert wahrscheinlich viel höher liegen wird als in anderen Regionen – fast doppelt so hoch wie in den USA und zweieinhalbmal so hoch wie in Europa. Die Senkung der Kohlenstoffemissionen aus einer solchen Höhe erfordert nicht nur erhebliche Investitionen in grüne Energie, sondern auch drastische Änderungen des Wirtschaftsmodells, das China so viel Erfolg gebracht hat", sagt Daryl Liew, Chief Investment Officer bei Reyl Singapore.
Eine Schlüsselstrategie bestehe darin, den Energiemix Chinas zu verändern: weg von schmutzigen fossilen Brennstoffen wie Kohle und hin zur verstärkten Nutzung sauberer Energiequellen wie Wind, Sonne, Wasserkraft und Kernkraft. Kohle als einer der günstigsten fossilen Brennstoffe sei immer noch der wichtigste Rohstoff für die Energieerzeugung in China. Dies auch wenn die Dominanz von fast 80% der Stromerzeugung vor einem Jahrzehnt auf heute etwa 60% gesunken ist und nicht-fossile Quellen inzwischen 10% ausmachen. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass China jährlich etwa 3,9 Mrd. Tonnen Kohle verbrennt – mehr als das Vierfache des nächstgrössten Kohleverbrauchers.
China muss offensichtlich mehr tun. Im April hat Präsident Xi zugesagt, dass Chinas Kohleverbrauch bis 2025 seinen Höhepunkt erreichen und danach sinken wird. Kritiker weisen laut Liew jedoch darauf hin, dass China trotz dieser Zusage weiterhin neue Kohlekraftwerke baut. Zwar könnte man argumentieren, dass die neueren Kohlekraftwerke effizienter sind und weniger Kohlenstoff pro erzeugter Energieeinheit ausstossen. Doch sei dies auch ein Zeichen dafür, dass es für China schwierig ist, sich vollständig von der Kohle zu verabschieden.
Wie Liew weiter erläutert, steht China noch vor einer anderen Herausforderung: der Entwicklungsbedarf des Landes ist nach wie vor erheblich. Die jüngste Volkszählung habe gezeigt, dass die Urbanisierungsrate in China in den letzten zehn Jahren schneller gestiegen ist als erwartet. Dieser Trend werde sich im nächsten Jahrzehnt fortsetzen, da die städtische Bevölkerung bis 2030 voraussichtlich um weitere 169 Millionen Menschen wachsen wird. Dies habe Auswirkungen auf den Wohnungsbestand und werde die Nachfrage nach Stahl und Zement ankurbeln, die für den Bau dieser neuen Städte und Gebäude benötigt werden.
Das Problem bestehe darin, so Liew, dass die Herstellung von Stahl, Zement und anderen Baumaterialien äusserst kohlenstoffintensiv ist und grosse Mengen an Strom für den Betrieb der Fabriken sowie fossile Brennstoffe für einen Teil des Prozesses erfordert. Dies sei der Grund dafür, dass die industriellen Emissionen 28% der Kohlenstoffemissionen Chinas ausmachen, weit mehr als in anderen Regionen. "Die einzige Lösung für dieses Problem bestehe darin, entweder die Kohlenstoffintensität während der Produktion zu verringern oder die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung zu nutzen. Das heisst Kohlenstoff abzuscheiden, bevor er in die Atmosphäre gelangt, und ihn unterirdisch zu speichern. Leider sind grosse technologische Durchbrüche erforderlich, bevor die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung derzeit eine praktikable Lösung darstellen würde", erklärt der Experte.
Nationales Emissionshandelssystem (ETS)
Eine langfristige Lösung sei vielleicht die Einführung des nationalen Emissionshandelsmarktes in China im Juli, der derzeit die meisten Wärmekraftwerke Chinas abdeckt – etwa 40% der gesamten Kohlenstoffemissionen des Landes. "Das Emissionshandelssystem ist zwar ein erster positiver Schritt, um ein Zeichen für den Wandel zu setzen. Aber es ist nicht zu erwarten, dass es zu Beginn viel bewirken wird", meint Liew. Dies liege daran, dass das ETS kein "Cap-and-Trade"-System ist, das heisst es gibt keine Obergrenzen für die gesamten Kohlenstoffemissionen. China gehe wahrscheinlich schrittweise an den Emissionshandel heran und lerne dabei vom führenden EU-ETS-System, das bei der Einführung ebenfalls keine Obergrenzen vorsah. "Das EU-ETS brauchte mehrere Iterationen und mehr als ein Jahrzehnt, bevor es begonnen hat, die Emissionen in Europa spürbar einzudämmen. Es ist wahrscheinlich, dass Chinas ETS-System einen ähnlichen Entwicklungspfad einschlagen wird. Es ist daher zu erwarten, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch industrielle Akteure und eine harte Emissionsobergrenze einbezogen werden", sagt Liew.